piwik no script img

Deutschland gewinnt WM-AuftaktSouverän war das nicht

Fast hätte es einen Punktgewinn der Kanadier gegen Deutschland gegeben. Das deutsche Team spielt zwar prima, muss am Ende aber mühsam verteidigen.

Jubel bei den Deutschen, Enttäuschung bei den Kanadierinnen. Aber es war mehr drin Bild: dpa

BERLIN taz | Wie Popgrößen wurden sie empfangen. Als das deutsche Team zum Aufwärmen den Rasen des Olympiastadions betrat, kreischten und pfiffen die Zuschauer. Die Spielerinnen waren sichtlich beeindruckt. Das erwartete Spektakel sollte nun endlich beginnen. Es endete allerdings mit einem knappen, zuletzt zittrigen 2:1 für Deutschland.

Die Bundestrainerin sprach hernach von einem „verrückten Spiel“. Sie bilanzierte: „In der ersten Halbzeit kommen wir nicht gut in die Partie, machen aber zwei Tore, in der zweiten Halbzeit fangen wir an zu kombinieren, und dann wird es nach dem Gegentor kurz vor Schluss noch einmal richtig knapp.“

Mit elanvollem Fußball drängten die Deutschen in den Anfangsminuten darauf, das Publikum zu beeindrucken. Doch um ein Haar wäre der Überschwang früh bestraft worden. In der 6. Minute hatte Christine Sinclair nach schönem Kombinationsspiel der Kanadierinnen freie Schussbahn. Die Weltklassestürmerin zeigte allerdings Nerven und drosch den Ball über die Latte. Vier Minuten später konnte dann Kerstin Garefrekes nach einer Flanke von Babett Peter den Ball per Kopf ins Tor drücken.

Es folgten diverse Schnellangriffe der Schwarzweißen, doch Neid bemängelte, dass ihr Team statt zu kombinieren, zu oft lange Bälle nach vorne schlug. Kanada stellte allerdings auch geschickt die Räume im Mittelfeld zu und war in der Offensive gefährlich. Ein Fernschuss von Diana Matheson etwa strich Mitte der ersten Hälfte nur knapp über die Latte.

Erleichterung im Jubel

Statistik

Deutschland - Kanada 2:1 (2:0)

Deutschland: Angerer - Bresonik, Krahn, Bartusiak, Peter - Laudehr, Kulig - Garefrekes, Okoyino da Mbabi (65. Grings), Behringer (71. Bajramaj) - Prinz (56. Popp)

Kanada: McLeod - Wilkinson, Chapman, Zurrer, Nault (46. Gayle) - Schmidt - Kyle (46. Parker), Matheson - Tancredi (80. Timko), Sinclair, Filigno

Schiedsrichterin: Melksham (Australien)

Zuschauer: 73.680 (ausverkauft)

Tore: 1:0 Garefrekes (10.), 2:0 Okoyino da Mbabi (42.), 2:1 Sinclair (82.)

Gelbe Karten: Krahn, Laudehr / -

Beste Spieler: Okoyino da Mbabi, Behringer, Garefrekes / Kyle

So war beim Jubel von Celia Okoyino Da Mbabi über ihren Treffer in der 42. Minute zum 2:0 gewiss auch eine ganze Menge Erleichterung dabei. Die vortreffliche Garefrekes hatte mit einem weiten Pass die auf Abseits spielende kanadische Abwehr ausgehebelt. Da Mbabi vollendete im Alleingang aufs Tor souverän. Kanada hatte zwar mehr Ballbesitz zur Pause zu verbuchen, die Deutschen bewiesen jedoch mehr Zielstrebigkeit.

Dass Garefrekes vornehmlich die rechte Mittelfeldseite bespielte und ihren gewohnten Part auf der rechten Seite mit Melanie Behringer tauschte, konnte Neid als gelungenen taktischen Schachzug feiern. In der zweiten Halbzeit hätte Garefrekes gleich zu Turnierbeginn gar ein Markeinzeichen setzen können. Trotz bester Chancen wollten ihr jedoch keine weiteren Treffer mehr gelingen. Garefrekes selbst befand nach dem Spiel: „Wir müssen in den nächsten Spielen unsere Chancen konsequenter nutzen. Da ist noch viel Luft nach oben.“

Der Widerstand der Kanadierinnen war in der zweiten Halbzeit gebrochen. Die Torhüterin Erin McLeod sah einen Angriff nach dem anderen auf sich zukommen. Silvia Neid hatte mit Alexandra Popp, Inka Grings und Fatmire Bajramaj frische Kräfte ins Spiel gebracht. Zweimal touchierte der Ball nach Schüssen von Popp und Laudehr die Latte. Effizienter waren allerdings die Kanadierinnen. Aus dem Spiel kreierten sie keine Chancen mehr. Aber ein Freistoß genügte der zu Recht gefürchteten Sinclair (82.) um die Partie unerwarteterweise wieder spannend zu machen.

Trotz eines Nasenbeinbruchs im Verlaufe der Partie war sie gegen Anraten des Arztes im Spiel geblieben. Aus gut 20 Meter setzte sie den Ball wunderschön in den Winkel. Dass Nadine Angerer nach einer gegentorfreien WM 2007 in China nun gleich im ersten Spiel hinter sich greifen musste, dürfte in diesem Moment die Torhüterin wenig bekümmert haben. Es wurde plötzlich um den sicher geglaubten Sieg gezittert. Aber es ging gerade noch einmal gut.

Souverän war das nicht. Der Jubel war dennoch ausgelassen. Silvia Neid lobte: „Das Publikum war phantastisch. Das hat meine eigenen Erwartungen übertroffen.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • L
    Lukas

    @ Der Bert:

     

    http://tv.dfb.de/ Während der Bundesligasaison wird jedes Wochenende ein Topspiel live übertragen. Meist sind es Begegnungen von Potsdam, Frankfurt oder Duisburg, da die nun einmal die Tabellenspitze dominieren, aber immerhin ist das eine Trostlösung zur nicht vorhandenen Berichterstattung bei den gängigen Bundesligazusammenfassungen.

     

    @ Piesepampel:

     

    Dass Sie den Frauenfußball mit Amateurfußball (der Männer wahrscheinlich) vergleichen, zeigt natürlich, wie wenig Sie vom Fußball selbst verstehen. Fußball ist eine Einstellung. Und wenn ich dieser treu bleibe, dann sehe ich mir Spiele nicht an, weil bestimmte Teams spielen, sondern weil es um das Spiel an sich geht. Dementsprechend schaut jemand, der den Sinn von Fußball verstanden hat, "Dritt-Liga-Spiele", Spiele der Jugendmannschaften, Spiele der Freundin, des Nachbarn, Spiele der Dorfjugend auf dem Bolzplatz. Einfach, weil es um Fußball an sich geht.

  • Z
    zonk

    Lieber Piesepampel,

     

    mit Verlaub, Sie sind ein Idiot.

     

    Selbstverständlich ist die (Frauen)-WM ein Event. Nur Steinzeitmenschen wie Sie oder Menschen, denen Fußball schlicht egal ist, sehen das anders.

  • P
    Piesepampel

    Liebe TAZ,

     

    da könnt Ihr ackern zusammen mit den Öffentlichen wie Ihr wollt. So leicht kann man die Zuschauer doch nicht manuplieren.

     

    Außer ein paar lila Pudeln schaut sich nieman(n)d die Frauen - WM an. Ich schaue mir ja auch keine Dritt-Liga-Spiele oder Amateurfussball der Herren an.

     

    Aber müht Euch mal weiter ab, daraus ein EVENT zu machen. Das ist nur grotesk.

  • DB
    Der Bert

    Angenehm sachliche Berichterstattung über ein schönes und spannendes Fussballspiel.

     

    Ein am Ende knapper, aber wohlverdienter Sieg, nachdem man in der zweiten Halbzeit um den Sieg zittern musste, da die deutschen Damen diverse Großchancen vergaben und die Kanadierinnen aufgrund ihres offensichtlich wild entschlossenen Kapitän Sinclair unerwartet richtig gefährlich wurden.

     

    Dies war das erste Frauenfussballspiel, das ich in voller Länge gesehen habe. Und ich bin begeistert.

    Alltägliche Chauvi-Sprüche und schlechtes Image hatten mich bis dato davon abgehalten mir ein Spiel ernsthaft und in voller Länge anzuschauen.

    Nun kann ich nur empfehlen sich vor den TV zu setzen, wenn die deutschen Damen antreten. Begeisternder Fussball, die Damen können sehr wohl dribbeln und mit dem Ball umgehen und es gibt keine überharten Fouls (im Übrigen fand ich die Kanadierinnen wesentlich härter, mir daher unverständlich, warum die Schiedsrichterin nur gelbe Karten zückte, wenn die deutschen Damen mal minimal härter zulangten).

     

    Wenn zeitlich möglich werde ich mir nun auch weitere Spiele der Frauen-WM ansehen.

    Wer Fussball mag, sollte über seinen Schatten springen und sich Spiele der Damen auch wirklich mal anschauen, bevor man dumme arrogante Sprüche abliefert. Und damit meine ich sowohl Frauen als auch Männer, da es durchaus auch Frauen gibt, die sich bei Mann liebkind machen, indem sie Frauenfussball schlecht reden oder die Nase rümpfen, da angeblich nur "Lesben" über den Rasen laufen (da zeigt sich Homophobie in subtilerer Form).

     

    Und da mein Interesse nun in Sachen deutsche Fussball-Damen geweckt ist, würde ich zukünftig auch gerne den Frauenfussball im Bundesliga-Alltag verfolgen, was aber möglicherweise etwas schwierig werden könnte, da scheinbar nichts übertragen wird - Hilfe und Links werden gerne angenommen. =)

  • S
    sideshowbib

    Bööööhhhh..

     

    "Souverän war das nicht"... ist eine schlimme Überschrift, die mehr über den Autor, als über das Spiel aussagt. Einfach mal die Antidepressiva wechseln, Herr Kopp.

  • M
    Mirko

    Das die Weltmeisterschaft erst mit der ZWEITEN Partie des Tages eröffnet wurde, was so abgrundtief Peinlich.

     

    Nur weil es die Partie der D-Nationalmanschaft war, und unsere Politiker nicht mal dafür in das Rhein-Nackar-Stadion fahren wollten (in Berlin vor der eigenen Haustür ists halt schöner)...

  • N
    NaBoHi

    Der Auftritt war nicht souverän, aber schön.

    Souverän wäre er gewesen, wenn die Mädels ihre Chancen im dritten Viertel besser genutzt hätten.

     

    Ein Gegentreffer durch einen Freistoß mag ärgerlich sein, kann meinen Optimismus aber nicht erschüttern :)