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Deutscher AußenministerJo Wadephul hat heute ein Foto für euch

In den Botschaften soll künftig auch das Foto des deutschen Chefdiplomaten hängen – neben dem des Präsidenten. Möge es dem Ruf unseres Landes dienen.

Ob ihm dieses Bild auch sehr gut gefällt? Bundes-aussenminister Johann Wadephul (CDU) in Brüssel Foto: Thomas Trutschel/imago

W ilhelm Eitel Friedrich Christian Karl Prinz von Preußen, geboren 1883, war Prinz, Generalmajor und Herrenmeister des Johanniterordens. Bevor Eitel Fritz, wie er auch genannt wurde, 1942 im Antikentempel im Potsdamer Park Sanssouci beigesetzt wurde, war er viel in der Welt unterwegs: im Westen, vor der Küste Amerikas, im Osten und noch weiter im Osten, und das stets mit Schiffen. Dabei hatte er unentwegt Verteidigung, Sicherheit und Wirtschaft seines Heimatlands im Blick, Eitel Fritz war, wenn man so will, eine Art Außenminister.

Und das durchaus erfolgreich. Wenn ich schon so gut bin, muss sich Eitel Fritz irgendwann gedacht haben, sollte meiner auch würdig und bis in alle Ewigkeit gedacht werden. Und so wurden Straßen und Schiffe nach ihm benannt, ein Passagierschiff und ein Reichspostdampfer, auch ein Schlachtkreuzer war im Gespräch. Nun haben sich die Zeiten geändert, heute werden Straßen vor allem nach Toten benannt und große Schiffe tragen Namen wie „Icon of the Seas“, „Enterprise“, „Peter Pan“.

Auch die technischen Möglichkeiten für den Ewigkeitsanspruch haben sich den Zeitläuften angepasst. So kann sich der moderne Mensch, der ähnlich viel wie Eitel Fritz in der Welt unterwegs ist und dabei die Verteidigung und den wirtschaftlichen Aufschwung seines Heimatlands fest im Blick hat, dieser Techniken leicht bedienen. Der Fotografie beispielsweise. Das probier ich doch glatt mal aus, muss sich Bundesaußenminister Johann Wadephul gedacht haben.

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So ein Foto ist auch schneller gemacht als ein Ozeandampfer gebaut: Smartphone raus, klick, zack, fertig ist das Bild für die Ewigkeit. Im Gegensatz zu Eitel Fritz muss „Jo“ Wadephul, wie er auch genannt wird, heute nicht einmal mehr um die Welt reisen, um sein Bild dahin zu tragen, wo er es hin haben will. Per E-Mail schickt er es an alle deutschen Botschaften und Konsulate rund um den Erdball. Das ist sehr praktisch, die Botschaftsangestellten müssen nur ausdrucken, rahmen, aufhängen.

So ein Bild ist zwar kleiner als ein Reichspostdampfer, einen Namen braucht es aber trotzdem, und der sollte vollständig sein: Johann Walter David Rudolf Wadephul. Das sind – anders als bei dem Prinzen von Preußen – nur vier Vornamen. Da ist noch Platz für einen fünften. Vielleicht Eitel?

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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