piwik no script img

Deutscher AktivistSeit Monaten in türkischer Haft

Ein weiterer Deutscher sitzt seit Monaten in der Türkei fest. Er habe auf Minderheiten und Verfolgte aufmerksam machen wollen, berichten seine Freunde.

Belastung für die deutsch-türkischen Beziehungen: Das Auswärtige Amt kennt den Fall schon seit Monaten Foto: ap

Berlin afp | In der Türkei sitzt ein weiterer Deutscher in Haft, über dessen Fall bislang nicht berichtet worden war. Bereits im April sei der aus Schwerin stammende deutsche Pilger David B. in der Türkei festgenommen worden, berichtete die Bild am Sonntag unter Berufung auf Diplomatenkreise. Der 55-Jährige sitze in einem berüchtigten Abschiebelager im osttürkischen Erzurum ein.

Aus dem Auswärtigen Amt in Berlin hieß es dazu, der Fall sei dem Ministerium bekannt. Der Mann werde konsularisch betreut und sein Fall sei auf hochrangiger Ebene gegenüber der Türkei thematisiert worden. Nähere Angaben zu dem Festgenommenen und den Vorwürfen gegen ihn wollte das Auswärtige Amt nicht machen.

B. war dem Bericht zufolge Ende vergangenen Jahres aus Mecklenburg-Vorpommern zu einer Pilgerreise nach Jerusalem aufgebrochen. Er habe auf Minderheiten und Verfolgte aufmerksam machen wollen, schrieb die Zeitung unter Berufung auf Freunde des Mannes. Nach einer Station über Weihnachten im polnischen Auschwitz sei B. in die Türkei weitergereist. In Istanbul habe er bei einer kurdischen Familie übernachtet, später sei B. durch den Süden der Türkei gepilgert.

In der Türkei sind mehrere Deutsche inhaftiert, für deren Festnahme politische Gründe vermutet werden. In Istanbul sitzt seit Februar der Welt-Korrespondent und ehemalige taz-Redakteur Deniz Yücel im Gefängnis. Ende April und Anfang Juli wurden zudem die deutsche Übersetzerin Mesale Tolu und der deutsche Menschenrechtler Peter Steudtner festgenommen.

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte kürzlich dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan vorgeworfen, die Deutschen als „Geiseln“ fezuhalten, um Druck auf Berlin zu machen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare