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Deutsche WiedervereinigungKampflos, das war das Schlimmste

Plötzlich hatte der Feind gesiegt. Eltern, Lehrer – alle kapitulierten. Und versuchten nicht einmal zu erklären, warum das beste aller Länder verschwand.

Die Kinder waren bereit diese beste aller Länder zu verteidigen: Filmszene aus „Helden wie wir“ Bild: dpa

Diesen Text hätte ich als kleiner Junge schreiben müssen. Aber das hätte ich nicht gekonnt. Damals war ich noch nicht so weich wie heute.

In einem der Sommer kurz bevor sich alles veränderte, vielleicht war es 1987, habe ich dem dicken Ricardo in den Bauch getreten. Wie ein gequälter Hund schaute er durch seine Brille, er alleine, wir zu acht. Es war eine lange Jagd gewesen, durch den Wald hinterm Dorf, über die Felder und im verwinkelten Dunkel der alten Ställe hätten wir ihn beinahe verloren. Jetzt lag er auf dem staubigen Weg. Er hatte unsere Bude verraten, sagte Kai, das musste bestraft werden. Sieben Tritte hatte er schon, er heulte, wir hatten gestern noch zusammen Schießen gespielt, aber ich sah die anderen und trat zu.

Meine Ausbildung zum Neonazi habe ich später irgendwann abgebrochen, aber zu dieser Zeit wusste ich noch sehr genau, wo der Feind stand. Dann ging die Welt unter.

Das lief im Fernsehen, und wir schauten dabei zu. Meine Eltern, die Nachbarn, das Dorf. Woanders, in den großen Städten machten sie mit, gingen auf die Straße, sie schrien das Große Ende herbei. Ich sah mir das nicht an. Ich konnte nicht. Mein Vater war Soldat, er sollte etwas tun. Panzer gegen den Feind wollte ich, Panzer wie in China. Er tat nichts. Die anderen Erwachsenen auch nicht.

Und so kam der Westen.

Die, die nicht gewinnen durften

Was war der Westen? Matchbox-Autos, Tintenkiller – in der Schule verboten, außer wenn Frau Fischer gute Laune hatte. Die langen Wunschlisten für die Omas, die rüberfahren durften, die Enttäuschung, wenn das Geld wieder nur für ein paar Schlümpfe gereicht hatte, das war der Westen. Das waren die Autokarten, auf denen stand, sie kämen aus Altenburg. Aus der DDR. Und dass es in der DDR selbst diese Karten nicht gab, das war auch irgendwie der Westen.

Der Westen, das waren die, die nicht gewinnen durften. Das sagten die Leute, die uns regierten, das sagte der 1. Mai in Berlin. Sie sagten es auch in der Schule, die Geschichte lehrte es uns, Ernst Thälmann war schließlich im KZ gestorben, drüben hatten sie keine Arbeit. In „Von Anton bis Zylinder, das Lexikon für Kinder“ stand über den Westen: „Monopolunternehmen und Großbanken beherrschen die Wirtschaft. Ihre Vertreter sitzen auch im Bundestag und Bundesrat und bestimmen die Politik der BRD.“ Es gebe nur eine Partei, die für Gerechtigkeit kämpfe, die DKP. „Ihre Anhänger werden von den imperialistischen Machthabern verfolgt.“

Die 10.000ste taz

Diesen und viele weitere spannende Texte lesen Sie in der 10.000sten Ausgabe der taz – erhältlich hier am eKiosk. In der Ausgabe schreiben ehemalige und jetzige taz-RedakteurInnen, was sie schon immer einmal schreiben wollten.

Der Westen war eindeutig der Feind. Und der Feind siegte.

Kampflos. Das war das Schlimmste. Der Verrat. „Und greift uns jemand an / so hat er nichts zu lachen / die Volkssoldaten wachen / und stehen ihren Mann.“ Ein Kinderlied, „Mein Bruder ist Soldat“, die dritte Strophe. Wer ließ Kinder das singen und stand dann seinen Mann nicht, als es darauf ankam? Unsere Lehrer, unsere Eltern.

Sie kapitulierten. Viele gleich mehrfach. Hinten bei den Garagen, da hatte es schon immer ein paar Trinker gegeben. Nach dem Untergang machten sie es sich schön. Sie legten Teppich in eine Garage, es kam ein Fernseher, es kamen Sofas, es kamen immer mehr von ihnen. Nur Männer, die Frauen verdienten das Geld für den Schnaps. Aber die Trinker waren wenigstens laut. Die anderen schwiegen.

Alle waren in ihren eigenen Ländern unterwegs

War überhaupt etwas passiert? Es gab tolles Spielzeug, miese Brötchen, Metalliclack und jede Menge Post, die behauptete, man habe etwas gewonnen. Fernsehen und Zeitung quollen erst über vor Freude, dann waren wir auf einmal zu faul zum Arbeiten. Aber klar, kein Grund, sich zu wundern, das Leben ging einfach weiter.

Gemeckert wurde natürlich, klar. Weil es schwer war, weil es neu war. Gemeckert wurde vorher auch. „Die neue Zeit“ meine ich manches Mal gehört zu haben, oder „im Westen ist das eben so“. Aber mehr war nicht. Eine Erklärung, wenigstens ein Versuch – war nicht das beste aller Länder verschwunden? Hätten nicht wir siegen sollen? Habt ihr die ganze Zeit gelogen? – Fehlanzeige.

Bild: taz
DANIEL SCHULZ

, 33, ist Ressortleiter Gesellschaft + Kultur/Medien und seit 2008 bei der taz. Er versucht, weniger misstrauisch zu sein.

Meine Eltern sagen heute, jeder musste selbst sehen, wie er klarkam. Die Erwachsenen hätten gedacht, die Kinder würden sich schneller und besser anpassen als sie. Wir waren alle in unseren eigenen neuen Ländern unterwegs.

Einmal noch, Jahre später, erinnere ich mich an einen Versuch, Kontakt aufzunehmen. Ein Lehrer an der Schule in der Stadt sollte gefeuert werden. Stasi-Vorwurf. Seine Kolleginnen baten uns, ihn zu unterstützen, es gab wohl auch eine Unterschriftenliste. Da war sie noch mal, die DDR. Ich mochte den Mann nicht, wütend war ich dennoch. Unterschrieben habe ich, glaube ich, auch. Der Feind, der eigentlich schon gesiegt hatte, zeigte sich, einmal noch, und dieses Mal kämpften sie. Wenigstens ein bisschen. Der Mann blieb.

Hatte er uns wirklich verraten?

Vielleicht war alles nur ein großes Missverständnis? Vom 1. Mai in Berlin, den großen Aufmärschen kam eigentlich nur sehr wenig an bei uns im Dorf. Und die Lehrerinnen, wenn ich versuche, mich an sie zu erinnern, rund und gemütlich, interessierten sich mehr dafür, dass wir sauber waren und nicht quatschten, als für den Sieg des Sozialismus.

Die anderen Jungs? Spielten mit den neuen Matchboxautos. Auch wir schwiegen vom versunkenen Land.

Fand ich es als einziger schrecklich, dass die DDR verschwand? Vielleicht weil ich so viel las. Kinderbücher, in denen Jungen mexikanischen Revolutionären zum Sieg verhalfen. Geschichten aus Russland von fliegenden Teppichen und Städten an weit entfernten Küsten. Ich wusste noch nicht, dass man da gar nicht hindurfte. „Dort weit hinter dem Fluß“ von Juri Korinez war so ein Buch, ein Junge und sein Onkel auf einer Wanderung weit im Norden. Lachsfischen, wilde Floßfahrten, Bären aber im Haus der Eltern des Jungen wohnt auch ein ehemaliger Grundbesitzer, der mit selbst gepanschten Salben Menschen vergiftet.

Vielleicht lag es an der Sache mit den Autokarten. Wir konnten sehen, wie unser Land etwas für den Feind herstellte, das es bei uns nicht gab. Diese Schwäche. Kinder sind oft mit den Schwachen: Schneewittchen, Indianer, der DDR. War es Mitleid?

Was den dicken Ricardo angeht, so ist mir beim Schreiben dieses Textes aufgefallen, dass es kaum mehr als acht Jungen im Dorf gab. Wem soll er erzählt haben, wo unsere Bude war? Hatte er uns wirklich verraten? Damals fühlte es sich echt an.

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40 Kommentare

 / 
  • EL
    Ernst Lehmann

    Aufwachen Herr Schulz,

    Sie sind erwachsen geworden!

    Zeit sich von Kindheitsbewertungen zu emanzipieren...

  • SG
    Schmidt Georg

    mein Gott, die DDR-ein muffiger, spiesiger Laden,was soll man da loben-der Trabbi-randandan-gut mal, ich bin auf 84 kmh, sagte mein Bekannter in Plauen 1977, mein Gott, der Trabbi war das Sympol für die DDR-zusammengehalten von ein bischen Pappe und Drähten !

  • O
    ostzone

    hallo mike, naja, die rumänische lösung wäre fatal gewesen. aber ein ostzonen-nürnberg das wäre was gewesen. da hat wolfgang welsch schon recht, nachzulesen im "stich des skorpion, als fluchthelfer auf der todesliste der stasi". heftiger stoff, auch das verhalten der westdeutschen legislative anfang der 90'. sehr empfehlenswert das buch. der film bringt das keineswegs rüber.

  • R
    reblek

    "Das waren die Autokarten, auf denen stand, sie kämen aus Altenburg." - Handelte es sich nicht eher um Spielkarten, Skat-Karten vor allem?

  • NO
    Nochmal Oswald

    Wie zur Hölle kann man diesem Text auch nur die Spur einer politischen Dimension unterstellen?!? Ich kann nur den Kopf über all die Pro- und Kontra-DDR Schreiber schütteln.

    Es geht doch lediglich um ein Kind, dessen Bezugspersonen komplett den Halt verlieren und das deshalb Angst bekommt.

  • RA
    ralf ansorge

    wahnsinn,was hier manche in diesen text reininterpretieren.zonennostalgie war da jedenfalls nicht dabei.wenn ich zur wendezeit nicht schon 29 gewesen wäre sondern im (vor)pubertären alter ,hätte ich als kind treuer parteigenossen wohl ähnlich empfunden.mein persönlicher bruch fand anfang der 80er statt,so daß die wende für mich ein einziges fest war.

    und die probeme von heute sind mir auch 1000 mal lieber als das was vor 89 war.frau göring-eckart ist übrigens eine hervorragende politikerin und die heute auf der straße liegen waren selten welche die damals auf die straße gingen,jedenfalls als es noch gefährlich war und der ausgang offen.

  • W
    Wiedervereiterung

    Prost

  • M
    mike

    in einem Punkt hat der Autor recht, das die Stasispitzel und Kollaborateure sich nicht zur Wehr gesetzt haben ist echt Schade, vielleicht wäre dem Autor die Rumänische Lösung lieber gewesen?

  • T
    Traumeule

    @ Paul Gerhardt

     

    nicht zu vergessen: uns Merkel. Nichts riskiert und in beiden Systemen obenauf.

    Hätte nie gedacht, dass im Staatsbürgerkundeunterricht soviel Wahrheit steckte. Es musste daher auch eine Vereinnahmung der DDR geben. Bei einer echten Wiedervereinigung stünde sonst eine neue Vefassung an. Das waren zu vieke Unwägbarkeiten für die eingefahrenen Gleise in der Bundesrepublik. Schon damals galt offenbar nur: alternativlos, "dank" Helmut Kohl.

  • LS
    Ludwig Staab

    Danke für diesen Artikel, Herr Schulz!

     

    Ich habe mich oft gewundert, daß sich die Ostdeutschen so schnell mit dem Zusammenbruch ihres Weltbildes abgefunden haben. Dachte, das liegt am Westfernsehn und an den Westpaketen. Aber vielleicht lag es daran, daß sie sich insgeheim gar nicht so schnell damit abgefunden haben...

  • PG
    Paul Gerhardt

    " in die Freiheit des Westens integriert..." Anke, du hat mir den Tag grettet. Ich komme aus dem Lachen nicht mehr raus! Wo bitte ist man frei im Westen????

  • G
    großmeister_b

    Der Artikel beschreibt hauptsächlich, wie sich das Ende der DDR anfühlte. Das ist ok aus der Sicht eines Kindes.

     

    Allerdings ist das ein Artikel eines 33-jährigen und da würde ich außer Gefühlen und Eindrücken deutlich mehr Selbstreflexion erwarten.

     

    Z.B., dass er die DDR nur als Kind erlebte und, egal ob Ossi oder Wessi, ein Kind nun mal nicht die Probleme eines Erwachsenen bewältigen muss.

    Deswegen sind ihm auch die Probleme von Erwachsenen in der DDR fremd (z.B. Falsche politische Meinung? Kein Studium möglich).

     

    Somit geht es bei dem Artikel nicht nur um den Wechsel von Sozialismus zu Kapitalismus, sondern auch um den Übergang von Kindheit zu Erwachsensein.

    Er war nie Erwachsener in der DDR und kann das mit dem Leben als Erwachsener in der BRD nicht vergleichen.

    Mir erschließt sich nicht, wie klar dem Autor ist, dass es die Erinnerung aus dem begrenzten Horizont eines Kindes ist und was es für ihn heute bedeutet.

     

    Am Ende des Artikels kommt die Einordnung des Erlebten ein wenig zum Vorschein. Ich habe nichts gegen die Beschreibung von Kindheitserinnerungen, die sind in diesem Fall auch interessant, aber die Einordnung und Bewertung des Erlebten aus der Sicht des nun Erwachsenen, kommt mir hier eindeutig zu kurz.

  • S
    Stefan

    Bin Jahrgang '77. Die DDR war autokratisch, spießig, grau - und ich würde dort heute nicht leben wollen... und doch war sie das einzige Land in dem ich mich jemals heimisch gefühlt habe; ein Land, dessen Untergang sich ziemlich genau so anfühlte, wie es hier beschrieben steht. Und man muss schon ziemlich unempathisch sein, um solche ambivalenten Gefühle mit schiefen Diktaturvergleichen abzubürsten. Mir tut es auch leid für jeden, der in der DDR als Politischer unter harten Bedingungen in Haft saß, für alle, die wegen Ausreiseanträgen die Stasi im Haus hatten, aber das ist eben nicht alles: die Söhne von analphabetischen Landarbeitern wurden Wissenschaftler und Schichtleiter in großen Kombinaten, ehemalige Bausoldaten konnten trotzdem studieren (alles Fälle aus meiner Verwandtschaft). Man muss differenzieren und alternative Erzählungen über die DDR zulassen und man darf sich auch ab und zu daran erinnern, wie glücklich man in diesem Land war, das heute im offiziellen Diskurs nur als eine Art großer Satan erscheint.

  • S
    saustall

    Ach ja, die DDR. Ich habe sie zwar nicht erlebt und auch noch keinen Roman über diese Zeit gelesen ,was vielleicht auch daran liegt das ich unterbewusst meine keine objektive Sicht erwarten zu können, aber was man so hört, kann es so schlecht garnicht gewesen sein. Immerhin hassen die deutschen Mainstream-Sender inklusive Beckman und Kerner die DDR wie sie vielleicht nur die Hartz4 Empfänger hassen und das beweist eindeutig: Es war nicht alles schlecht! Wenn man nach den deutschen Mainstream-Fernsesendern geht, war die DDR eine einzige Mauer und wenn die Bürger nicht gerade von der Stasi bespitzelt oder an der Mauer erschossen wurden, weinten sie und träumten vom Westen. Tja, dagegen ist die Zeit des 3. Deutschen Reichs doch schon sehr vielseitiger. Da drehte sich die Welt in Deutschland um große Bauten, die Hitler für sich und sein Volk plante (Anm.: außer für Juden und sonstige nicht arische) , um die sexuelle Ausrichtung des Führers (war er schwul?) ,um futuristische Bauten (Ufos), um seine männliche Ausrüstung (wie viel Eier hatte Hitler?) , um die Nazi-Titanic (letztens erst auf N24, ein Schiff für die härtesten Judenmeuchler), ach es war einfach eine sehr bunte und abwechslungsreiche Zeit damals, wenn es nach einem Teil der deutschen Medien geht. Tja und wenn man sich das so anguckt, muss man letztendlich zu dem Glauben kommen, dass die DDR so schlecht nicht gewesen sein kann.

     

    Wahrscheinlich iegt das einfach daran, das Nazis unterhaltsamer sind als Linke und das ist in unserer Komerzgesellschaft nunmal von großem Wert. Klar Linksradikale zünden wohl mal Autos an, aber ich bitte euch liebe Linke, da kann man mal brennende Autos zeigen, aber was ist ein brennendes Auto für die nach Krimis süchtige deutschen Paranoia-Gesellschaft gegen mehrere Ausländische-Leichen hervorgebracht von einer rechtradikalen Untergrund-Organisation die dann ihre Mordtaten mit einem Paul-Panther Film feiert?

     

    Ganz großes Kino!

  • Z
    zalog

    Man sollte sich beeilen. Noch findet man welche, die über ihre schöne Zeit vor rund 75 Jahren schwadronieren können. Auch damals war es irgendwie menschlicher, wärmer und es gab tolle Jugendfreizeiten.

  • O
    ostzone

    dit heißt osten, ostzone oder eben zone.

    fuck gdr

  • H
    hornisse.04

    @Georg

    Sie haben recht.

    Aber die werdens nie begreifen.

  • Z
    Zyniker

    Naja, das Thema ist eigentlich so vielschichtig und bedeutsam, dass ihm solch einer banaler Artikel kaum gerecht werden kann.

     

    Interessant ist, dass die, die dabei gewesen sind und das Denken noch nicht ganz aufgegeben haben eine Auseinandersetzung mit der DDR, die ihr auch gerecht wird, vermissen.

     

    Die null Ahnung vom Thema haben schreiben "Begreif es doch, die DDR war Kacke" Das ist bezeichnend.

     

    Ich stelle fest: Angesichts der verheerenden aktuellen Probleme ist es einfach, undifferenziert auf die DDR einzuprügeln. So muss man sich nicht mit intelligenten Lösungen auseinandersetzen, die es schon einmal gab.

  • N
    none

    "Monopolunternehmen und Großbanken beherrschen die Wirtschaft. Ihre Vertreter sitzen auch im Bundestag und Bundesrat und bestimmen die Politik der BRD.“

     

    Hübsch. Und heute so richtig.

     

    Ein feines Stück Dialektik des wirklichen (Er)lebens im Angesicht ost-westlicher Propagandaverwirrung, Herr Schulz. Danke.

  • AS
    Alois Stockklauser

    Liebe Leute

    Als jemand, der in den Bergen geboren, dort gelebt hat, finde ich das Verhalten der Menschen in Köpenick manchmal sehr hart, manchmal aber auch sehr liebevoll. Die DDR kaputt zu reden ist nicht gut. Es geht auch nicht um West oder Ost. Der Artikel ist nicht schlecht, wenn jemand das FEZ kennt, weiß das. Ein Trabi ist sicher nicht die größte Erfindung der Automobilindustrie, aber die Ampelmännchen sind geblieben und fast jeder konnte im Osten eine Ausbildung machen. Versucht es einfach. Mit ai habe ich die Menschenrechte kennengelernt. Das hilft zu verstehen. Schwarzweiß geht nicht, der Himmel über Berlin ist Grau.

    Etwas Freundlicher

  • JB
    Jana Bischof

    Wenn das eine Satire sein soll, dann ist sie schlecht gemacht.

  • Z
    Zyniker

    In „Von Anton bis Zylinder, das Lexikon für Kinder“ stand über den Westen: „Monopolunternehmen und Großbanken beherrschen die Wirtschaft. Ihre Vertreter sitzen auch im Bundestag und Bundesrat und bestimmen die Politik der BRD.“

     

    treffender könnte man es heute aber auch nicht beschreiben ;)

  • M
    Mannomann

    Ich fand's im Frauenknast Hoheneck als Politische auch richtig warm

     

    Solche Artikel kotzen mich an!

  • Y
    yeRainbow

    Ja, die Begehrlichkeiten, die Naivität und der Fust über die allgegenwärtige Lügerei war es wohl.

    Wie hätte der normale Ossi auch so erwarten können, daß anderswo gekonnter gelogen wird?

    Nun, er hat seinen Meister gefunden und darf nun auch nicht zugeben, daß er ein Depp war, seine Perlen für diese Freiheit hinzugeben. Die Freiheit des Goldfischleins im Haifischmeer...

  • L
    Loi

    Wieso schreiben immer unter 40ig-jährige aus Dörfern, als wenn sie alles wüssten?

    Ich glaube ich setze mich mal hin,

    ach nein es täte zu sehr weh,

    habe ja keinen Westabschluss, wurde gemoppt, Wendestress erlebt usw., Aussagen wie "ich hasse die Ostdeutschen".

    Top Stories kennen die noch älteren Mitbürger, was bilden sich die 30er eigentlich ein zu wissen, denen stand durch die Umstrukturierung doch jede Tür offen!

    Auch zum Abi und Studium, verschont uns mit eurem unreifen Quark!

  • A
    anke

    @ Ika:

    Womöglich war das Beste (nicht das einzig Gute), was die DDR für einen (kleinen) Teil ihre Bürger tun konnte, genau zur richtigen Zeit unterzugehen. Die Trauer, die Sie empfinden, kommt vermutlich daher, dass dieser Untergang quasi ein unvollendeter geblieben ist. Die meisten "Ehemaligen" haben lediglich den Herrn gewechselt, nicht den inneren Zustand. Weshalb die Wenigen, die die neue Freiheit in ihr Wesen integriert haben, heute nicht selten wie Außenseitern oder gar wie Verlierer wirken.

     

    @ Mikki:

    Ist das Ihr Ernst? "Wie hätten Sie's denn gern?", ist eine Untertanen-Frage. Eine, die sich Leute wie Daniel Schulz gar nicht mehr zu stellen brauchen, weil ihr Staat ersatzlos gestrichen wurde. Machen Sie sich also gefälligst selbst einen Reim auf das, was Sie da lesen. Wer Zähne hat, der braucht sich nichts mehr vorgekauen zu lassen.

  • HB
    Heinz Boxan

    Es wurde des aufgestauten Missmutes zu gründlich "aufgeräumt".

    Die Bude wurde dumm-brutal entrümpelt ohne die guten Stücke zu behalten.

    Alles war eben Müll und wurde entsorgt.

    inribonax

  • DP
    Daniel Preissler

    @Mikki

    "Es bleibt leider ein bißchen offen, was Sie uns mit diesem Beitrag sagen wollen, Herr Schulz. Will sagen, dass man es durchaus unterschiedlich verstehen kann"

     

    Darum ging's wohl. Das Interessante des Textes ist, dass die eine richtige Ebene/Sichtweise genau nicht aufgezeigt wird. Für mich persönlich häte es noch etwas Vergangenheits(-selbst-)kritischer sein können, aber ich bin ja auch Wessie.

     

    Jedenfalls, "alter Rammler", darf man auch über andere Aspekte als die von Ihnen genannten (natürlich richtigen) mal schreiben. Gerade subjektives Erleben ist interessant. Herr Schulz kommt aus einem Dorf. Für das Verständnis der Lebensrealität in der DDR ist das vermutlich relevanter (im Sinne eines pars pro toto) als die Geschehnisse direkt "hinter" dem Checkpoint Charlie.

     

    Grüße, DP

  • I
    Ika

    Solche Texte sind es auch, die mich einer Gesellschaft hinterher trauern lassen, die ich nicht kannte, in der ich nie gelebt habe, die möglicherweise gar nicht so toll war und doch für viele Menschen mehr Wärme bedeutete als die heutige Kälte überall.

    Vielleicht ist eine undemokratische DDR nicht gut - aber möglicherweise ist gar keine DDR richtig schlecht.

  • M
    Mikki

    Es bleibt leider ein bißchen offen, was Sie uns mit diesem Beitrag sagen wollen, Herr Schulz. Will sagen, dass man es durchaus unterschiedlich verstehen kann:

     

    Var. 1: Sie prangern die Perversion des DDR-Systems an, das Kindern und Jugendlichen suggerierte, das System sei unfehlbar und unangreifbar, um es schließlich mehr oder weniger sang- und klanglos untergehen zu sehen. Var. 2: Sie beschreiben das System-Trauma, mit dem die Jugend der Wendezeit ohne Therapie zurückgelassen wurde. Var. 3: Sie trauern der guten alten DDR-Zeit nach und bedauern, dass die Generation Ihrer Eltern sich der Wende nicht - notfalls mit Gewalt - entgegen gestellt hat.

    Var. 4: Auf dem Umweg über Ricardo wollen Sie uns mitteilen, dass das DDR-System seine Jugend zu kleinen Nazis erzogen hat. ----

     

    Wie hätten Sie's denn gern ?

  • LT
    Lieber Tot als Rot

    mein Gott was für ein Idiotischer Artikel...

  • G
    Georg

    Ein weiterer Versuch die DDR schönzureden.

     

    Begreifts einfach:

     

    Die DDR war Kacke.

     

    Milde ausgedrückt.

  • TT
    the tear

    Ja,Ja die Freiheit...

     

    Heute müssen wir wahrscheinlich noch mehr für unsere Freiheit kämpfen als damals.

     

    GEZ, Stuttgart 21, Kopfschütteln beim Berliner Flughafen, Nürburgring, Hartz IV, Bänker verkaufen 70 jährigen Bausparverträge.

     

    Die dümmsten Leute Regieren das Land.

     

    Geld, Geld, Geld traurige Welt.

  • AD
    Ach damals beim Führer

    Könnte auch ein ehemaliger Hitlerjunge über den Untergang seines schönen dritten Reiches schreiben. Nur weint man in der taz halt der DDR-Diktatur hinterher. Da durfte noch gefoltert werden, politische Gegner wurde schikaniert, eingesperrt oder umgebracht und die Partei hatte immer recht, ach. Die taz drückte ganz doll die Daumen auch wenn man dann doch lieber in Westberlin lebte statt in der DDR-Tristesse.

  • O
    Oswald

    Als mittlerweile 34jähriger, in der ostdeutschen Provinz Aufgewachsener, muss ich sagen, dass ich bis jetzt noch nie einen Text zu diesem Thema gelesen habe, der so kongruent mein Erlebtes und Erfühltes abbildet.

    Danke!

  • M
    Micha

    Der Artikel ist gut. Wirklich weit über der genormten Seifenblasenprosa von Journalistenschul-AbsolventInnen mit ihren schweren Wohlstandswunderland-Biographien und außergewöhnlichen Lehrerelternhaus-schicksalen (Auslandsaufenthalt in der Oberstufe natürlich inklusive).

  • AR
    alter Rammler

    Das "beste aller Länder" war so doll, dass ihm "seine Menschen" in Scharen davon liefen.

    Die Regierung des besten aller Länder schoss dafür den Menschen in den Rücken oder nahm ihnen die Kinder weg.

    Auch wenn sich das Zusammenwachsen gelegentlich problematisch gestaltet, so ist (eine Generation später)sichtbar, dass der Untergang des besten aller Länder nicht das Ende der Geschichte darstellt, sondern dass sich ständig neue Perspektiven auftun!

  • H
    HansJuergen

    nein,

    ich kenn den Daniel Schulz nicht -

    aber ...

    das war ein kleiner Artikel der mal wieder richtig "Spass an der taz" aufkommen laesst -

     

    stellt den frei - den daniel schulz -

    lasst ihn ein buch schreiben -

    der kann das

     

    tolles stimmungsbild

    -danke-

  • AG
    Anton Gorodezky

    „Monopolunternehmen und Großbanken beherrschen die Wirtschaft. Ihre Vertreter sitzen auch im Bundestag und Bundesrat und bestimmen die Politik der BRD.“

    Ein Satz für's Poesiealbum.

  • PG
    Paul Gerhardt

    Die damals auf die Straße gegangen sind, die liegen heute auf der Straße. Und das Schlimmste ist, dass solche P-Nelken wie der Göring Eckardt nach oben gespült wurden. Bäh.