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Deutsche Plakatkampagne in AfghanistanBitte nicht herkommen

Es gebe kein leichtes Leben in Deutschland: Das Auswärtige Amt versucht mit einer Plakatkampagne, Afghanen von der Einreise nach Europa abzuhalten.

Ein Plakat mit der Aufschrift „Sie verlassen Afghanistan? Sind sie sicher?“ am Sonntag in Kabul. Foto: dpa

Kabul dpa | Deutschland versucht mit einer Plakatkampagne, Afghanen von der Einreise mit Schleusern nach Europa abzuhalten. Auf Plakaten, sie seit Sonntag in der Hauptstadt Kabul zu sehen sind, steht in den wichtigsten Landessprachen Dari und Paschtu: „Sie verlassen Afghanistan? Sind sie sicher?“ Ein Link führt auf eine Facebook-Seite, die unter anderem über die deutschen Einwanderungs- und Asylgesetze informiert.

„Glauben Sie nicht den von Menschenhändlern bewusst verbreiteten Gerüchten und Falschinformationen über eine angebliche leichte Reise und ein leichtes Leben in Deutschland“, heißt es dort. „Riskieren Sie nicht ihr Leben bei dem Versuch, nach Europa zu flüchten. Menschenhändler sind Kriminelle, die nur an Geld interessiert sind.“

Das Auswärtige Amte hatte Ende Oktober die Kampagne angekündigt. Viele Afghanen hätten teilweise realitätsferne Vorstellungen über Asyl in Deutschland, dem solle ein realistisches Bild entgegengestellt werden.

In Kabul fanden die Plakate ein geteiltes Echo. Es helfe den Menschen, ihre Pläne zu überdenken, sagte der Ladenbesitzer Abdul Matin. Er persönlich wolle in Afghanistan bleiben. Das Risiko sei zu groß. Bilal Ahmad, ein arbeitsloser Universitätsabsolvent, sagte hingegen, so lange es keine Sicherheit und Arbeit gebe, würden die Leute weiterhin nach Europa fliehen.

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3 Kommentare

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  • 2G
    29482 (Profil gelöscht)

    Guter Ansatz.Falsche Illustrationen und bewusst gestreute Lügen der Schleuser und Menschenhändler kontern. Das ist nur fair und sehr effektiv. Hat auf dem Balkan funktioniert, spart den Menschen vor Ort Enttäuschung und hilft unsere Ressourcen für wirklich schutzsuchende Menschen zu schonen. Bitte auch in Nordafrika starten.

  • Deutschland sollte lieber ehrlich sein und mitteilen, wie viele arbeitslose Hochschulabsolventen es hier gibt, ganz zu schweigen von arbeitslosen Jugendlichen und arbeitslosen 50+-Arbeitnehmern. Und dass die Sozialleistungen hier auch nach 30 Jahren Arbeit einem nicht mal den Lebensunterhalt sichern.

     

    Oder noch ehrlicher:

    Kommen sie zu uns! Wir brauchen noch mehr Arbeitslose, die den Lohn drücken können. Wenn sie nix können, macht das nicht. Schauen sie auf die deutsche Autoindustrie. Die kann auch nix und ist nur durch Korruption und Betrügerei vorne mit dabei.

  • Das ist also die langersehnte Antwort der deutschen Regierung auf "Fluchtursachen bekämpfen".