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Deutsche GegenspionageAb jetzt besser mit Kontrolle

Kanzleramtschef Altmaier bestätigt: US-Geheimdienste werden jetzt ins Visier genommen. Der Verfassungsschutz hofft auf eine Finanzspritze.

Wollen den USA auf die Finger gucken: Innenminister de Maizière und Verfassungsschutzpräsident Maaßen. Bild: dpa

BERLIN taz | Seit Wochen wurde in Berliner Regierungskreisen über den neuen „360 Grad“-Blick geraunt, über eine Ausdehnung der Spionageabwehr auf westliche Partner, allen voran die USA. Seit Montag ist Schluss mit Raunen: Peter Altmaier (CDU), Chef des Bundeskanzleramts, machte die Sache gestern offiziell.

„Wir müssen die Integrität unserer Rechtsordnung schützen“, bestätigte Altmaier den Strategiewechsel gegenüber der ARD. Dies sei man den Bürgern und dem Grundgesetz schuldig. Man werde zu den USA weiter ein „freundschaftliches Verhältnis pflegen“. Durch die jüngste Spionageaffäre aber sei ein „großer“ Schaden entstanden. Man müsse „offen über die Vorwürfe reden“.

Dass deutsche Geheimdienste nun auch Verbündete beobachten, ist eine Zäsur. Bisher richtete sich der Fokus nur auf Zielländer wie China, Russland oder den Iran. Zu groß aber war zuletzt die Zahl der Affronts durch die USA: erst die Massenausspähung deutscher Kommunikation, dann das Abhören des Kanzlerin-Handys, zuletzt die Abschöpfung eines BND-Mitarbeiters.

Hauptverantwortlich ist nun der Verfassungsschutz. Dort plant Präsident Hans-Georg Maaßen schon länger einen Ausbau der Abteilung 4, der Spionageabwehr. „Wir werden unsere Abwehr verstärken“, bestätigte er nun. Die USA bleiben weiter Partner. „Aber es gilt die alte Weisheit: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“, sagte Maaßen der FAZ. Bei den US-Spionagefällen sei „das Maß voll, das können wir nicht akzeptieren“.

Was genau den USA nun droht, ließen die Verantwortlichen offen. Das hängt auch von den Haushaltsmitteln für die Geheimdienste ab, die im Herbst verhandelt werden. Das Bundesinnenministerium umwirbt derzeit den Bundestag um eine Aufstockung. Klar scheint, dass die USA vorerst nur eine „Sockelbeobachtung“ bekommen, mit der vor allem Botschaften und Konsulate auf geheimdienstliche Aktivitäten geprüft werden.

Bereits letzte Woche hatte sich Altmaier mit dem Stabschef des Weißen Hauses, Denis McDonough, in Berlin getroffen. Altmaier sprach von einem „sehr offenen, freundschaftlichen Gespräch“. Man habe über gemeinsame „Prinzipien“ für die künftige Geheimdienstarbeit gesprochen – auch die gemeinsame, die es in vielen Bereichen weiter brauche.

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4 Kommentare

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  • Ist ja lustig, dass unsere Dienste sich angeblich bislang nicht um die Amerikaner gekümmert haben. Was tun die eigentlich den lieben langen Tag in ihrer Amtsstube um Deutschland vor Wirtschaftsspionage zu verteidigen, wenn 1 Jahr nach Snowden jetzt plötzlich mit der Abwehr begonnen werden soll. Das ist ja ziemlich verrückt.

  • Von Pofalla zu Altfalla:

    Es ist interessant zu beobachten, wie unsere Politikerelite mit dem NSA-Skandal umgeht. Je nach aktuellem Ereignis wechselt sie in einen von mindestens 4 Betroffenheits-Modi. Die aktuellen Spionagefälle haben mal wieder den Empörungsmodus eingeschaltet (Geht gar nicht! Jetzt reicht's! Enttäuscht!). Bevor der Ruf nach Maßnahmen (die Ausweisung eines Spions ist nur eine Petitesse) zu laut wird, ist wieder der Beschwichtigungsmodus (Staatswohl und Klima der atlantischen Wirtschaftsbeziehungen haben Vorrang) dran. Der Besorgtheitsmodus wird gerne auch vom BND und dem Verfassungsschutz geteilt (Abwehr von Terrorgefahren). Nicht zu vergessen der Abgeklärtenmodus (Spionage ist nun mal das zweitälteste Gewerbe der Welt).

    Mit anderen Worten: die Politik verschaukelt uns Bürger mal wieder kräftig! Anscheinend halten die regierenden Parteien gute Beziehungen zu den USA für wichtiger als zu ihren Bürgern.

    Schlimmer als die anhaltende Unterlassung von Gegenmaßnahmen ist jedoch das Fehlen von transparenten und verbindlichen gesetzlichen und moralischen Regeln, die den Menschen- und Freiheitsrechten wieder absoluten Vorrang einräumen und den sicherheitsbedingten Maßnahmen enge, richterlich und parlamentarisch überwachte Grenzen setzen. Hier müssten dann unsere Politiker endlich einmal Farbe bekennen, was ihnen unsere Freiheitsrechte wert sind. Es scheint nicht schwer, das Ergebnis vorherzusagen. Sofern sie überhaupt den Mut haben, sich offen zu bekennen. Leider haben dieses Thema bisher auch die Medien nicht mit Nachdruck eingefordert. Stattdessen wird von Kränkung, Hilflosigkeit etc. schwadroniert. Merkt Ihr denn nicht, dass Ihr der Politik auf den Leim geht? Daher mein Tip: Sigismund Ruestig:

     

    http://youtu.be/v1kEKFu6PkY

    http://youtu.be/pcc6MbYyoM4

    http://youtu.be/_a_hz2Uw34Y

     

    Viel Spaß!

  • "Der Verfassungsschutz hofft auf eine Finanzspritze." Zitat

    Genau da liegt der Hund begraben.Nichts anderes ist beabsichtigt.Der VS sucht nur nach Rechtfertigung für mehr Geld um es der NSA gleich zu tun.

    Das ist eine verhängnisvolle Abwärtsspirale für unsere ohnehin stark strapazierte Demokratie.

  • Spionageabwehr ist gut und sicher nötig. Aber ich bin ausdrücklich dagegen, dass wir jetzt selber Spitzel von den US-Geheimdiensten anwerben. Gleiches mit Gleichem zu vergelten bringt uns definitiv nicht weiter.