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Deutsche Fußballerinnen im WM-TestEindeutig über der Fehlertoleranz

Das DFB-Team muss sich beim WM-Testspiel gegen Vietnam mit einem knappen Sieg begnügen. Die Bundestrainerin kritisiert ihre zweite Reihe deutlich.

Die deutsche Nationalspielerin Laura Freigang hadert mit sich und dem Team Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Als die Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg im Offenbacher Stadion die kleine Treppe zum Presseraum nahm, wirkte die Bundestrainerin angesäuert. Knapp hatte ihr Team Vietnam mit 2:1 bezwungen. Aber immerhin klangen ihre Erläuterungen weitaus durchdachter als der zusammenhanglose Auftritt ihres Teams, das in dieser Besetzung natürlich nicht die WM in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) angehen wird.

Dennoch hatte die 55-Jährige nicht erwartet, dass die zugebilligte Fehlertoleranz von ihrer zweiten Reihe derart überstrapaziert würde. Sie habe sogar die Basics vermisst: „Da haben wir alle einen anderen Anspruch.“ Ihr fahriges wie fehlerhaftes Ensemble sei „vielleicht maximal bei 40 oder 50 Prozent“ gewesen.

So wild man zusammengewürfelt worden sei, habe man auch gespielt, merkte Lena Lattwein vom VfL Wolfsburg an. Das Publikum zeigte sich trotzdem versöhnlich. Von den 13.652 Fans vor Ort waren keine Pfiffe zu hören. Vielleicht auch, weil die kundigen Zuschauer wussten, dass Voss-Tecklenburg zu den vielen Experimenten gezwungen war.

Die vor drei Wochen noch im Champions-League-Finale geforderten Akteure des VfL Wolfsburg sollen behutsam aufgebaut werden, weshalb nur die überragende Torhüterin Merle Frohms durchspielte, die sich nach einer 2:0-Führung durch Paulina Krumbiegel (3.) und Janina Minge (80.) erst beim Anschlusstreffer von Thi Thanh Nha Nguyen in der Nachspielzeit überwinden ließ. Dazu fehlten die fünf Spielerinnen vom FC Bayern, die nach dem Abstellungsstreit mit dem DFB erst am Freitag nach Herzogenaurach hatten reisen dürfen.

Verstört über die Nachrückerinnen

Ein Umstand, der erheblich zur Entwertung des ersten WM-Testspiels beitrug. Melanie Leupolz vom FC Chelsea oder Sara Däbritz von Olympique Lyon konnten hingegen nach ihrem pünktlichen Eintreffen mitmachen, obwohl auch deren Arbeitgeber der Europäischen Klubvereinigung ECA angehören. Das WM-Abschneiden wird zeigen, ob der bayrische Egotrip noch mal thematisiert werden muss. Voss-Tecklenburg gewann nach eigenem Bekunden dennoch einige Erkenntnisse gegen den tapferen WM-Neuling. Es gebe im „athletischen und physischen Bereich“ noch ein paar Themen, aber die Fitness werde man mühelos „nach oben schieben“.

Viel eher verstörte sie, dass manche Nachrückerin offenbar Grundprinzipien nicht verinnerlicht hätte. Damit habe sie dann Schwierigkeiten: „Verstehen alle das Spiel? Kennen alle ihre Aufgaben? Wissen alle ihre Position?“

So konnten die „Spielerinnen im Selektionsprozess“ (O-Ton Voss-Tecklenburg) nicht für sich werben. Sarai Linder, Chantal Hagel oder Melissa Kössler von der TSG Hoffenheim, aber auch Laura Freigang von Eintracht Frankfurt („Das Positivste war das Ergebnis“) müssen sich angesprochen fühlen: Die eine oder andere wird die WM mit den Gruppenspielen gegen Marokko (24. Juli), Kolumbien (30. Juli) und Südkorea (3. August) nicht erleben, wenn der Kader nach der Generalprobe gegen Sambia in Fürth (7. Juli) auf 23 Spielerinnen reduziert wird. Defizite in der „grundsätzlichen Basistechnik“ bei Ballannahme oder beim Passspiel fand die Bundestrainerin ebenfalls beunruhigend, auch wenn sie anmerkte, dass es „erst drei Platzeinheiten“ gegeben habe. „Wir haben jetzt noch ganz viel auf dem Trainingsplatz zu tun.“

Rund ein Monat bis zum WM-Startschuss kann aber auch verdammt kurz sein. Das erste Vorbereitungscamp geht noch bis Dienstag, das zweite vom 1. bis 8. Juli. Spätestens danach müssen die Blöcke aus Wolfsburg, München und Frankfurt verschweißt sein, wenn man bei der WM wirklich um den Titel mitspielen möchte. Nach der Abreise nach Sydney (11. Juli) soll bei einem Test gegen ein aus­tralisches Juniorenteam hinter verschlossenen Türen weiter an Automatismen gefeilt werden, die gegen Schweden (0:0), die Niederlande (1:0) und Brasilien (1:2) allerdings selten zu besichtigen waren. Voss-Tecklenburg erhöhte den Druck, indem sie Verbesserungen „auf vielen Ebenen“ verlangte.

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