Deutsch-Chinesisches Verhältnis: Schweineohren für die Freundschaft
Mit Milch und Schwein zur Versöhnung: Das Lebensmittel-Abkommen soll Normalität in den deutsch-chinesischen Beziehungen demonstrieren.
PEKING taz Gut möglich, dass Olympiagäste in Peking im nächsten Jahr deutsche Bratwurst essen und deutschen Jogurt löffeln können. Möglich wird dies durch ein Abkommen über die Zusammenarbeit in der Lebensmittelsicherheit, das die deutsche und die chinesische Regierung am Montag unterzeichneten. Diese Vereinbarung sei der "vorletzte Schritt" zur Öffnung des chinesischen Marktes für deutsche Fleisch- und Milchprodukte, sagte Staatssekretär Gerd Müller (CSU) vom Verbraucherministerium, der zur Vertragsunterzeichnung nach Peking gekommen war.
Das Abkommen soll Normalität in den deutsch-chinesischen Beziehungen demonstrieren, die seit dem Besuch des Dalai Lama bei Bundeskanzlerin Angela Merkel im September angespannt waren. Zuletzt musste Bundesfinanzminister Peer Steinbrück seinen geplanten Besuch in Peking absagen, weil sein chinesischer Amtskollege ihn nicht mehr empfangen wollte. Die neue Vereinbarung sei ein "sehr positives Zeichen dafür, dass wir auf dem Weg der Zusammenarbeit mit China weiter vorangehen", sagte Müller. Deutsche Diplomaten in Peking werteten das Abkommen als Beleg dafür, dass China auf Gebieten, die seine substanziellen Interessen berührten, die Zusammenarbeit fortführe.
Tatsächlich sichert das Abkommen Chinas Lebensmittelexporte nach Deutschland ab. Es geht um Fischprodukte wie Shrimps und Gemüse wie Knoblauch. "Die chinesischen Produkte erfüllen alle Anforderungen und Standards", sagte Müller und schloss dabei die steigende Menge an Biolebensmitteln ein. Derzeit exportiert China Lebensmittel im Wert von einer Milliarde Euro nach Deutschland. Umgekehrt sind es nur 80 Millionen Euro - also "fast null", wie Müller meinte.
Doch das soll sich ändern, und den Anfang sollen Molkereiprodukte und Schweinefleisch machen. Dafür will China das im Jahr 2000 wegen der Schweinepest verhängte Importverbot aufheben. Es geht "vor allem um Billigprodukte, die bei uns keiner essen will", sagte Werner Zwingmann, der Chefveterinär im Verbraucherministerium. In Deutschland gebe es eine Überproduktion an Schweinefleisch, zudem hätten die Chinesen auch für Schweineohren oder Bauchlappen Verwendung.
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