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Der starke Mann

Ronald Barnabas Schill, der Amtsrichter, der als „Richter Gnadenlos“ bekannt wurde, will jetzt als Innensenator Ordnung schaffen

HAMBURG taz/rtr ■ Als „Richter Gnadenlos“ ist der Amtsrichter Ronald Barnabas Schill bundesweit bekannt geworden. Als Politiker mit einem rauschenden Wahlerfolg kann er jetzt wohl für die Umsetzung seiner rigiden Vorstellungen sorgen. Schill strebt in einer Dreierkoalition seiner Partei mit der CDU und FDP das Amt des Innensenators an.

Sein Ruf als Richter hat seine beispiellose Kurzkarriere zum Erfolg erst möglich gemacht. Eine psychisch verwirrte Frau, die mehrere Autos zerkratzt hatte, verurteilte er zu zweieinhalb Jahren Haft. Ein Inder, der mit falschen Papieren eine Aufenthaltserlaubnis ergattert hatte, bekam die gleiche Strafe.

Verzweifelt war er, sagt der 42-Jährige, über die Zustände in seiner Heimatstadt, in der „linke Gewalttäter vom Staat verhätschelt werden“. Deshalb sei er zur Politik gekommen. Jetzt will er „den Worten Taten folgen lassen und diese Stadt sicherer machen“. Sein Rezept: „Null Toleranz für Gesetzesbrecher und Gewalttäter.“ Er fordert geschlossene Heime für jugendliche Gewalttäter und hat für nicht therapiefähige Sexualstraftäter freiwillige Kastration angeregt. Linke Demonstranten beschimpfte er als „asoziales und hirnloses Pack“. Seine Ankündigung, binnen 100 Tagen die Zahl der Verbrechen zu halbieren, hat er relativiert.

Mit Vorliebe hat er im Wahlkampf die SPD gegeißelt, die seit 44 Jahren die Hansestadt regiert. So weit sei es gekommen, dass Politik nur noch für Minderheiten gemacht werde, „je asozialer, desto besser“, und die rechtschaffene Bevölkerung darunter zu leiden habe. Schill, der so viel von dem ausdrückt, was man dem „gesunden Volksempfinden“ zuschreiben möchte, ist privat der schweren Bierseligkeit, dem Stammtisch, nicht zugeneigt. Er liebt es, gepflegt zu genießen, Scampi beim Edel-Spanier zu speisen, dazu einen trockenen Muscadet zu trinken. Er fährt einen roten Sportwagen, taucht, segelt und übt sich im Fallschirmspringen. Er wohnt in einem bescheidenen Ein-Zimmer-Appartement im schicken Eimsbüttel, abseits der Viertel, an die er romantische Kindheitserinnerungen hat und die er jetzt als verrufen und heruntergekommen erlebt: das Schanzenviertel, in dem er geboren wurde und auf der Straße spielte, St. Georg, wo er ins Theater ging und sich amüsierte. ESPA

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