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Der sonntaz-StreitWar da was?

Aus. Schluss. Vorbei. Deutschland hat gewählt. Zum 18. Mal wurden die Karten im Bundestag neu gemischt. Und die Lethargie geht weiter.

Alles so wie vorher. Also jedenfalls fast Bild: reuters

Merkelraute, Langeweile, Merkelraute. Steinbrück-Fettnapf, Rot-Grüne Halluzinationen, Stinkefinger. Mutti mit der Deutschlandkette. Langeweile, Langeweile. Das war der Wahlkampf 2013.

Man fragt sich: Wo blieb der Aufbruch? Wo der Wechsel? Wo waren die Streitthemen, die das Land elektrisiert hätten? Warum dieses Wachkoma, dieses müde „In deine Raute lege ich mein Schicksal“?

Vielleicht weil ohnehin schon alles gelaufen war. Zumindest suggerierten uns das über Wochen hinweg diverse Umfragen: Rot-Grünes Wunschdenken, eine gestärkte Merkel und eine FDP am Rande des Abgrunds, so die Vorhersagen. War Rot-Grün also von Anfang an eine inszenierte Show? Ein realitätsfernes, tragikomisches Theaterstück? Oder zeigt das Ergebnis den wahren Wählerwillen: Mutti wird’s schon richten, mit oder ohne FDP. Schließlich decke sie ja ohnehin alle Themen ab.

taz am wochenende

Die Antworten auf den sonntaz-Streit lesen Sie am 28./29. September in der neuen taz.am wochenende. Mit großen Reportagen, spannenden Geschichten und den entscheidenden kleinen Nebensachen. Mit dem, was aus der Woche bleibt und dem, was in der nächsten kommt. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und für Fans und Freunde: facebook.com/sonntaz

Was bleibt also von diesem Urnengang? Eine linke Mehrheit, die nicht genutzt wird? War das der Weckruf? Oder lehnen sich die Deutschen nun zurück? Am Wahltag sah man in betretene Gesichter: Geprügelte Grüne, verbitterte Rote und enttäuschte Linke. Sogar bei der 40-Prozent-Kanzlerin war angesichts ihres abhanden gekommenen Koalitionspartners Unsicherheit zu spüren. Aber auch abseits der politischen Bühne scheint diese Wahl nur wenige richtig gepackt zu haben. Desillusionierung, Lethargie und Gleichgültigkeit wohin man blickt. Hatte Deutschland denn eigentlich die Wahl? War da was?

Diskutieren Sie mit! Die sonntaz wählt unter den interessantesten Kommentaren einen oder zwei aus und veröffentlicht sie in der sonntaz vom 28./29. September. Der Kommentar sollte etwa 900 Zeichen umfassen. Oder schicken Sie uns bis Mittwoch, 25. September, eine Mail mit Name, Foto und Alter an: streit@taz.de

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18 Kommentare

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  • F
    Frust

    "Das Wunder Merkel"! Fragt man aber was sie "wunderbares" geleistet hat, weiß niemand eine Antwort. Sind es vieleicht die obligatorischen Diätenerhöhungen, sind es etwas die 0,25% Rentenerhöhung,sind es die überzähligen Kitas,ist es der soziale Wohnungsbau, sind es die reichen Kommunen oder ist es die fiktive Euro-Rettung? Oder vielleicht die Kontrolle der Zockerbanden? Nix hat sie gemacht. Wunderlich seltsam scheint nur der Wähler zu sein.

  • „Sie wünschen?“ „Wie immer, bitte nur ohne diese gelbe Soße.“ Zum 3. Mal Angela Merkel und ich erinnere mich nur ungern an 4 endlos scheinende Amtszeiten von Helmut Kohl. Merkel lag mit „Sie kennen mich“ im Wahlkampf goldrichtig. Der deutsche Wähler hat es nicht so mit Veränderung, eben gerne konservativ. Obwohl es doch zahlreiche Gründe gegeben hätte diese Regierung abzuwählen, vor allem auch der Umgang mit dem NSA-Skandal. Vielleicht würde es ja den scheinbar mutlosen Wählern gut tun, die Amtszeit der Kanzler/innen auf zwei Amtszeiten zu begrenzen. Noch als Steigerung dazu ein spontaner Gedanke meinerseits wäre die Legislaturperioden für regierende Parteien auf maximal drei aufeinanderfolgende zu begrenzen. Danach wäre eine Legislaturperiode Zwangspause angesagt. Wird bei längerer Überlegung wahrscheinlich bestimmt keinen Sinn machen, deshalb hau ich mich erstmal total müde auf's Ohr. Gute Nacht.

    • H
      HUBERT
      @mattzifant:

      Immer wieder wird die Legende verbreitet, die Mehrheit der Deutschen habe sich weiterhin

      Frau Merkel als Kanzlerin gewünscht. Solche Phrasen sind pure Lüge, wenn man nur

      nachdenken würde.

      Das ist nämlich die sachliche Faktenlage, wie immer man auch die Umfragen fehldeutet :

      61.,8 Mio Bürger waren wahlberechtigt.

      Davon haben71,5 % = 44,19 Mio überhaupt nur gewählt.

      41,5% davon gaben ihre Stimme CDU / CSU

      Das macht : 18,33 Mio für Merkel.

      Für Merkels Koalition und ihre Politik sprachen sich also –bitte nach ihren eigenen ZDF Statistiken- 18,33 Mio oder ganze 11,32 % der deutschen Wahlbürger aus !!

      Wer gar nicht hinging, ist auch ganz bestimmt kein Freund solcher Herrschaft bzw. solcher Politik

      Also – immer schön auf dem Teppich bleiben, wenn diese Art demokratischer

      Legitimation so angepriesen wird.

      , dass eine Mehrheit auch der beteiligten Wähler

      n i c h t die CDU / CSU gewählt hat , also wohl auch kaum deren Kanzlerschaft.

  • War da was?

     

    Nein, da kommt was: "Dschungelbuch reloaded".

     

    Besetzungsliste :

    Mogli: Deutscher Michel

    Balu: Sigmar Gabriel

    Baghira: Peer Steinbrück

    King Louie: Jürgen Trittin

    Shir Kahn: Wolfgang Schäuble

     

    und last but not least: Die Schlange Kaa heißt Angelaaa. Sie hypnotisiert mit ihren stahlblauen Augen und der Raute: "Veertraauue miiir!" Das Remake ist allerdings eine neoliberale Variante, in der Baghira und Balu mit der Schlange zusammenarbeiten. Das kann für Mogli nur böse enden.

    • @lichtgestalt:

      Genaugenommen können alle noch möglichen Konstellationen - abgesehen von einer Minderheitenregierung - für Mogli nur böse enden.

  • HK
    Hell K.

    Deutschland hat gewählt und so weit ich mich umhöre, will es niemand gewesen sein. Mit wem ich auch rede, teilt man mein Entsetzen über diesen Wahlausgang: Schon wieder Muddi. Hölle!

     

    Merkel wird's aussitzen, Schäuble wird's hinrichten - unseren letzten Glauben an Souveränität und Volksvermögen. Euro, Euro über alles ... aber es wäre ja nicht die erste vergeigte Vereinigung. Diesmal ist es nur erheblich teurer.

     

    Dass die FDP raus ist, ist nicht nur erfreulich. Wer ergreift jetzt das Wort für unsere virtuelle Intimsphäre? Die immer konformer gehenden Grünen, die für ein wenig Regierungsmacht aber auch jeden Grundsatz über den Haufen werfen? Illusorisch.

     

    Macht steht über dem Parteiprogramm, mit dem um unsere Stimmen geworben wird. Rot ist nicht schwarz und schwarz sollte auch nicht rot sein. Unsere gewählten Volkstreter verstehen uns leider nicht richtig, vielleicht ignorieren sie uns auch nur kackdreist. Wenn wir wählen, wie wir halt (leider) gewählt haben, dann macht Muddi die Kanzlerin und der Rest die Opposition - sonst hätten wir doch alle gleich Merkel wählen können.

    • @Hell K.:

      Hell K.s erster Satz ist mir im Kopf geblieben.

       

      Warum wählen soviele Leute, mit denen ich mich unterhalte, die CDU? Sie selbst sind für mehr Ausgaben im Sozialbereich, für eine Neureform und trotzdem wird bei schwarz das Kreuz gemacht.

       

      Ich sehe hier 2 Punkte:

      1) Das Wahlprogramm der Grünen kostet Geld. Wenn man die Angst gegen zu hohen Kosten für den einzelnen schürt,dann wählt man lieber eine Partei, die einen persönlich nicht soviel belasten tut.

       

      2) Merkel Merkel Merkel - Alles ist gut. Nur keine Inhalte diskutieren und schwammig bleiben. Mit Tippelschritten fährt man am besten. Es wird schon irgendwie werden.

       

      Nur nichts riskieren.

  • B
    Bruno

    Selbstverständlich war rot- grün eine inszenierte Show! Und die wird solange weitergeführt, bis das auch der letzte begriffen hat. Denn erst wenn es keinen anderen Ausweg gibt, wird der Zeitpunkt gekommen sein, an dem rot- rot- grün überhaupt in den Bereich des möglichen kommt. Blöd, wenn es dann sogar dafür zu spät ist.

    Im Übrigen kann man den Deutschen ihre Entscheidung kaum verübeln. Merkel weiß eben, was die Menschen wollen. Sie wollen weder Datenschutz, noch einen Veggie- Day, noch einen Spitzensteuersatz noch Sex mit Kindern haben. Sie wollen keine Eurobonds und im Allgemeinen auch keine großartigen Diskussionen darüber. Die Menschen sind zwar politikverdrossen, aber als brave Demokraten gehen sie eben doch ihr Kreuzchen machen. Das kommt dabei heraus, wenn Menschen in die Politik gezwungen werden, die in Wirklichkeit keine Lust dazu haben.

    So sieht’s aus, und wer ein waschechter Demokrat ist, der respektiert das auch. Was mich direkt zum Thema „Die überschätzte Selbstlegitimation der parlamentarischen Demokratie“ führen würde. Aber das ist eine andere Baustelle.

  • MM
    Moritz Müler

    Was haben wir nicht alle auf den 22ten gewartet? Wir haben mitgefiebert, diskutiert und unsere Meinung laut herausgeschrien. Dann war er da, der lang erwartete Morgen des 22. September und wir machten uns auf den Weg zu den Wahlurnen.

    Zuhause angekommen begann das zittern. Die Kreuze waren gemacht und nichts kann mehr verändert werden. Dann, plötzlich, in weiter Ferne hört man ihren eisigen Atem. Die erste Prognose steht bereit. Mit zitternden Händen sitzen wir auf der Couch und lauschen der Stimme des Fernsehmoderators.

    Die FDP ist raus, die CDU umso stärker. SPD und Grüne zu schwach um alleine zu regieren und zu eitel um mit der Linken zusammenzuarbeiten. Wir stecken fest, wiedermal.

    Jetzt wird wieder diskutiert und verhandelt. Und was kommt dann dabei raus? Königin Merkel bleibt auf ihrem Thron und kann den nächsten Koalitionspartner als Fußabtreter benutzen.

    Und wer schaut dabei zu? Wir!

     

    Moritz Müller, Trier, 20 Jahre

  • deutschland geht es gut in endlosschleife. man könnte meinen, wir haben uns eingerichtet.

    und doch es gab sie, die themen - weit ab von rauten, mittelfingern oder ketten - die dazu getaugt hätten, die massen zu mobilisieren.

    die mietpreisbremse.

    die überwachung und abschöpfung unserer daten.

    der alltagsrassismus.

    die energiewende.

    der euro.

    und es gab sie die parteien, die ihre wähler überzeugt haben. wie anders ist der beinahe-einzug einer afd in den bundestag zu erklären?

     

    und es gab und gibt sie, die menschen, die sich empören, nicht nur im heimischen wohnzimmer, sondern da draußen auf den straßen. es sind wenige, im verhältnis, aber es gibt sie. menschen, die sagen "es geht uns nicht gut" oder "es ist nicht alles gut".

     

    deutschland hatte die wahl. und hat sich festgelegt. vier weitere jahre "es geht uns gut" in endlosschleife.

    vielleicht nicht einmal aus lethargie heraus, sondern vielmehr dem gefühl von beständigkeit geschuldet.

    und deutschland hat für einen wandel gesorgt. die liberalen oder jene, die es einst waren, abgewählt. den altbekannten gesichtern der politik eine abmahnung erteilt, rücktrittsparade ausgelöst. es ist vielleicht nicht die sorte wandel, die sofort spürbar rechnung trägt. und doch, die politische landschaft wird sich verändern und mit ihr zwangsläufig die gesellschaftliche.

    allein, ob das ende ein gutes ist?

     

    www.kurzgeschnitten.de

  • "War Rot-Grün also von Anfang an eine inszenierte Show?"

     

    Was denn sonst? Rot-Grün ist mit Schröders Agenda 2010 gestorben und beerdigt. Es wundert mich, dass die SPD noch so viele Stimmen erhalten hat. Wofür eigentlich? Unterschiede zu Merkel muss man schon mit der Lupe suchen. Selbst die Abwicklung der SPD hat der Wähler Merkel übertragen.

    • AO
      Aleksandr Orlov
      @Rainer B.:

      Freilich war rot-grün eine inszenierte Show.

      Es ist nicht nur der Unterschied zwischen SPD und CDU nicht mehr erkannbar, sondern auch der zwischen Grünen und FDP.

      Weder bei SPD noch bei den Grünen ist ein Profil erkennbar, das sich signifikant vom neoliberalen Mainstream unterscheidet. Deswegen gibt's für beide eine Klatsche.

      Das hat der SPD-Chefstratege und Oberintrigant Steinmeier aber so einkalkuliert, um die "Erfolge" der Deform-Politik mit der Agenda 2010 zu sichern.

  • Ich bin zur Wahl gegangen mit der kleinen Hoffnung, dass die FDP unter 5 % bleibt. Ebenso die AfD.

    Mission accomplished.

    Dass meine Landsleute die nichtssagende Wohlfühlmutti wählen, war leider klar.

  • B
    Bastler4711

    @Peter Haller

     

    wie schön, das es jemanden wie Dich gibt, der 'DEN' Deutschen so genau kennt!

     

    In diesem 'Kennen' liegt auch die Erfolglosigkeit der Linken begründet.

  • RJ
    Ralf J.

    Was gab es denn zu wählen? Mutti Merkel als Garant für eine Politik, die die deutschen Interessen in Europa sichert und mehr sozialdemokratische Politik umsetzt, als ihr Vorgänger Schröder. Die keine Basta-Politik betreibt, sondern ein Ohr für die Stimmung im Lande zeigt und flexibel darauf reagiert.

     

    Dass die SPD gerade den Parteirechten Steinbrück als Verkäufer linker sozialdemokratischer Inhalte zum Kanzlerkandidaten kürt, konnte nur so gedeutet werden, dass kein Anderer Lust auf die Loserrolle hatte. In seiner Amtszeit als Minister in NRW und als Finanzminister hat er vor allem bewiesen, wie gut er die Interessen der Finanzwirtschaft vertritt.

     

    Die Grünen mit ihrem Faible für unpopuläre Schlagzeilen vergessen gerne, dass ihre Mitwirkung an der Agenda 2010 und den Kriegseinsätzen noch nicht aus dem Gedächtnis von allen Wählern verschwunden ist. Die Angst vor Schwarz-Grün war sicherlich ebenso abschreckend für viele potentielle Grünwähler. Und für eine wirklich gewollte linke Mehrheit hätten sie sich schon mehr mit den Linken auseinandersetzen müssen.

     

    Bis eine linke Mehrheit von rot-rot-grün Wirklichkeit werden kann, ist bei allen Parteien noch viel Arbeit erforderlich. Ob es diesmal in Hessen klappt? Ich bin da skeptisch.

  • PH
    Peter Haller

    Der Deutsche ist doch froh, wenn er nach getaner Arbeit sein Bier trinken , seine Bratwurst mit Sosse und Salzkartoffeln verdrücken und sich's dann vor der Glotze beim "Musikantenstadl" gemütlich machen kann.

    Und solange es Mutti gibt, die ihm verspricht, dass das auch in Zukunft so sein wird, solange wird eben Mutti gewählt ! Unsere liebe Mutti !

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Peter Haller:

      Gut analysiert!

      Merkels Erfolg: Adenauers "Keine Experimente!" aus den 1950ern.

      Prost!

      • @571 (Profil gelöscht):

        Uns geht es doch allen gut! Und solange es uns gut geht, brauchen wir nur die Mutti.

        Darauf auch ein Prost, werte Stammtischkollegen!