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Kommentar (siehe SPD-Landesparteitag)Der neue Stil

■ Perschau: Politik statt Wahlkampf

Einmütig und kraftvoll haben die Parteitagsdelegierten der Bremer SPD am Samstag den Vorstoß zurückgewiesen, weitere 25 Prozent der Stadtwerke zu verkaufen. Eine Pflichtübung, keine fünf Minuten wert. Dabei ist es eigentlich um mehr gegangen. Bremens Bürgermeister Henning Scherf (SPD) durfte in der Zeitung lesen, daß sein neuer CDU-Partner auf Konfrontation geht. Das ist ungewohnter Koalitionsstil. Finanzsenator Hartmut Perschau (CDU) ist neu in der Chefrolle der großen Koalition, aber ein Profi im politischen Geschäft. Es muß gewußt haben, was er tut.

Es war in der Tat unprofessionell, was er gemacht hat – rein von der Sache her gesehen. Erstens nennt man nicht öffentlich eine Summe vor einem Geschäft und zweitens korrigiert man sie nicht zwei Stunden nach Erscheinen des Interviews. Und ob Bonn beeindruckt ist, wenn Bremen aus kosmetischen Gründen ein langfristig profitables Unternehmen abstößt, das ist auch die Frage.

Wenn Perschau ernsthaft den weiteren Anteilsverkauf erreichen wollte, dann hätte er kein Wort dazu gesagt. Politikersatz per Interview-Ankündigung ist eher ein Zeichen von beginnendem Wahlkampf. Perschau hat das Ende des „vierbeinigen Harmoniums“Scherf-Nölle vollzogen und den Kampf ums Profil für den Wahlkampf eingeläutet. Darauf haben die SPD-Delegierten keine Antwort beschlossen. Klaus Wolschner

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