Der neue „Polizeiruf 110“ aus Halle: Frischfleisch, juchu!
Ein toter Polizist und verdächtige Punks beschäftigen die alten Kommissare im neuen „Polizeiruf“. Zum Glück wurden ihnen viele junge Darstellerkollegen zur Seite gestellt.
Achtung, jetzt wirds altersdiskriminierend: Wenn die bierbäuchigen, aber freundlichen alten Herren Schmücke (Jaecki Schwarz) und Schneider (Wolfgang Winkler) alleine im Hallenser Polizeiruf ermitteln würden, wäre die neue Folge nur – schwerfällig.
Das zeigt der aktuelle Fall „Bullenklatschen“ überdeutlich. Nicht nur, weil die junge Oberkommissarin Nora Lindner (Isabell Gerschke) dankbarerweise alles übernimmt, was ihre beiden Kollegen einfach nicht mehr schaffen, etwa durch Fensterluken und über Leitern auf Dächer zu kraxeln. Nein, die gesamte Hallenser „Polizeiruf“-Folge (Regie: Thorsten Schmidt) ist mit erstaunlich viel Frischfleisch besetzt – und gutem noch dazu.
Stephanie Stumph spielt eine Polizistin, deren Polizisten-Mann auf Streife von unbekannt erschossen wird, Theresa Scholze deren Kollegin Ilka Grein, die mit dem Ermordeten nicht nur wegen traumatischer Einsatzfehler verbunden ist, Sergej Moya einen tatverdächtigen „Autonomen“, Klara Manzel die Verlobte eines anderen Tatverdächtigen. Sie alle sind jünger als 30 oder nur knapp drüber.
Das mag wohl auch daran liegen, dass man als Bösewichte die typischsten aller Bullenhasser inszenierte: Punks mit Iros und Lederjacken und Autonome in Schwarz, die erst auf einem Hoffest mit einem Gentrifizierungsarchitekten (Stefan Jürgens) Versöhnung feiern, und später mit Steinen, Flaschen, Böllern Bullenklatschen.
Was die Spannung rettet: Es geht es um einen Polizistenmord. begangen mit einer Polizeiwaffe. Unter den fünf Verdächtigen sind, klar, auch „doofe Bulletten“.
Somit ist die Folge trotz ewigen Herbstlaubwinds und ein paar Gähnphrasen nicht so schnarchnasig wie andere mit Altherrenbesetzung. Und dass der Schlüssel zu einer Riesenermittlungspanne schon in Minute fünf Hauptkommissar Schneider unübersehbar unter die Nase gehalten wird: Seis drum, schieben wirs aufs Alter.
Halle-„Polizeiruf“: „Bullenklatschen“; Sonntag, 20.15 Uhr, ARD
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen