Der lange Weg zum Weißen Haus: Was will Hillary?
Aber die ehemalige First Lady hört nicht auf zu pokern. Sie hat ihrem Mitbewerber Barack Obama den Sieg noch nicht zugestanden. Will sie Vizepräsidentin werden?
WASHINGTON taz Hillary Clinton gibt nicht auf. Im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten hat sich die New Yorker Senatorin noch nicht geschlagen gegeben. In der Nacht, in der ihr Konkurrent Barack Obama seinen Sieg im Vorwahlmarathon erklärte, sagte eine optimistische Clinton: "Es war ein langer Wahlkampf, und heute Abend werde ich noch keine Entscheidung treffen." Ein Eingeständnis ihrer Niederlage war nicht zu hören.
Demonstrativ gratulierte die ehemalige First Lady Obama zu seinem "großartigen Wahlkampf" - nicht aber zu seinem Sieg. Sie werde die kommenden Tage nutzen, um mit "Anhängern und Parteiführern zu beraten, was im besten Interesse der Partei ist", kündigte Clinton an.
Clinton verwies mit Nachdruck darauf, dass bei den Vorwahlen rund 18 Millionen Wähler für sie gestimmt haben. "Ich will, dass jene 18 Millionen respektiert und gehört werden", forderte sie. Mit keinem Wort ging die Politikerin darauf ein, dass Obama nach den Hochrechnungen von US-Fernsehsendern die magische Marke von 2118 deutlich übersprungen hat. (Siehe Grafik) Zahlreiche Superdelegierte hatten sich von Clinton ab- und dem Obama-Camp zugewandt. Zusammen mit den Stimmen aus den letzten Vorwahlen in Montana und Süddakota hat der Senator aus Illinois die Schwelle erreicht, die ihn zur automatischen Nominierung durch seine Partei führt.
In ihrer Rede im Baruch-College in New York lobte die 61-Jährige Obama ganz ausdrücklich. "Es ist eine Ehre, ihn als Freund zu bezeichnen", sagte sie. "Senator Obama hat so viele Amerikaner inspiriert. Dadurch sind unsere Partei und unsere Demokratie stärker und lebendiger geworden." Größtes Lob - aber ihm ihre Unterstützung auszusprechen, so weit wollte Clinton nicht gehen.
Bereits am Nachmittag vor dem Ende der Vorwahlen war deutlich geworden, dass Clinton offen sei für eine Kandidatur als Vizepräsidentin unter Obama. Die Senatorin habe dies in einer Telefonkonferenz mit Parteifreunden erklärt, hieß es.
Hillary Clinton, die als unvermeidliche Kandidatin ihrer Partei vor 16 Monaten in den Kampf ums Weiße Haus gestartet war und die seit Jahren auf ihre Chance als erste Frau im höchsten US-Amt gewartet hatte, trat am Dienstagabend ab, ohne ihre Unterstützer wissen zu lassen, was sie nun vorhat. Vielmehr blieb sie vage. "Die Frage lautet jetzt, wohin gehen wir von hier aus? Und was müssen wir als Partei tun?"
Ihre kleine, aber umso entschlossenere Anhängerschar, die mit ihr in der etwas düsteren Sporthalle des New Yorker College feierte, rief ihr laut zu, sie solle weiter bis zum Nominierungsparteitag Ende August kämpfen. "Denver! Denver!", johlten sie und meinten die Stadt in Colorado, in der Obama von den Demokraten dann offiziell zum Präsidentschaftskandidaten gekürt werden wird.
"Ihr wisst, ich verstehe, dass viele Leute sich fragen: Was will Hillary?", sagte die Politikerin mitten in ihrer Rede. Dann gab sie, deutlichst artikulierend, selbst eine Antwort: "Nun, ich will den Krieg im Irak beenden. Ich möchte eine Krankenversicherung für alle Amerikaner. Ich möchte, dass alle Kinder eine Chance haben, und ich will, dass die 18 Millionen Menschen, die für mich gestimmt haben, gehört und respektiert werden." Sie versprach, die Träume dieser Wähler in sich zu tragen für den Rest ihres Lebens. Und sie vergaß nicht, ihre Web-Adresse zu erwähnen, womit sie indirekt um Spenden bat - für was auch immer.
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