Der erste Parlamentarier von „Die Partei“: „Versprochen ist versprochen“
Zum ersten Mal schafft es ein Kandidat für die Satire-Partei „Die Partei“ in ein Parlament. Bastian Langbehn könnte in Lübeck sogar entscheiden, wer künftig regiert.
taz: Herr Langbehn, sind Sie wieder nüchtern?
Bastian Langbehn: Ja, aber gut, dass Sie heute erst anrufen.
Sie sind also zufrieden?
Ja. Wir hatten zwar erst überlegt, gleich den ganzen Laden zu übernehmen, aber wir fangen mit einem Sitz erst mal klein an.
Ihr Parteichef Martin Sonneborn hat kürzlich in einem Interview gesagt: „Es ist das beste Ergebnis seit Kriegsende, andererseits herrscht große Enttäuschung, weil wir einen Sitz hinter der FDP liegen.“ Wie sehen Sie das?
Es gab Wahlkreise, in denen wir vor der FDP lagen – leider nicht genug. In zwei Wahlkreisen hatte die FDP extrem viele Stimmen. Um Gottes Willen, ich glaube, die hatten da um die zwei Prozent.
Was glauben Sie, wer Die Partei gewählt hat?
Wir haben wortwörtlich schmierigen Wahlkampf auf Schultoiletten geführt. Ich hoffe, dass mindestens die Hälfte der Wähler Schüler sind. Wie Herr Sonneborn auch schon richtig sagte: „Jetzt, wo die Rentner wegsterben, ist das unsere neue Zielgruppe.“ Witzigerweise haben uns auch viele Studenten und Professoren gewählt, wie ich hörte. Die Bildungselite ist definitiv auf unserer Seite.
30, arbeitet als Einzelhandelskaufmann in Lübeck. Am Sonntag schaffte er als erster Kandidat von Die PARTEI den Einzug in ein Parlament. Seine 831 Stimmen reichten für 1,3 Prozent, weil die Wahlbeteiligung in Lübeck mit 37,1 Prozent historisch niedrig war. Eine Fünf-Prozent-Hürde gibt es nicht.
Rot-Grün oder Schwarz-Grün fehlt jeweils eine Stimme für die Mehrheit. Da können Sie ausschlaggebend sein. Gab es schon Verhandlungen?
Die SPD war schon bei unserem zweiten Vorsitzenden Herrn Alarm und hat inoffiziell gesagt, dass sie sich in den nächsten Tagen meldet. Von den Grünen und der CDU kam bisher noch nichts.
Und mit der PARTEI in der Bürgerschaft wird Lübeck wie versprochen Landeshauptstadt?
Versprochen ist versprochen. Für gebrochene Wahlversprechen bin ich nicht zuständig, das machen andere. Wir haben direkt am Wahlabend die ersten zwei Wahlversprechen eingelöst. Das erste war Freibier. Außerdem haben, seit wir in der Bürgerschaft sitzen, keine Atomtests mehr stattgefunden.
Bisher war alles nur Spaß und Realsatire. Jetzt wird es in der Bürgerschaft ernst. Wie kommen Sie damit zurecht?
Wir hatten noch keine Sitzung, daher kann ich das noch nicht so genau sagen. Im Wahlkampf haben uns viele nicht mal mit dem Arsch angeschaut, aber jetzt kommen sie alle angerannt. Wenn die dann merken, dass wir Spaß am Leben haben, aber dennoch vernünftig Politik machen können, was ja durchaus passieren kann, versteht man sich vielleicht ja doch. Eventuell tritt auch der eine oder andere über.
Was heißt denn „vernünftig Politik“ machen für Sie?
Lübeck hat Schulden von 1,3 Milliarden Euro. Die Straßen sind fast komplett baufällig, und es gibt da noch so ein paar Sachen mit dem Flughafen zu klären. Probleme haben wir genug, da müssen wir nicht noch welche machen. Wir sind ja da, damit die anderen keine zusätzlichen Probleme schaffen.
Wieso wollen Sie den Flughafen noch mal verkaufen? Der ist doch schon verkauft.
Das hat letztes Mal so toll geklappt. Die Stadt konnte den Flughafen für einen Euro losschlagen. Wir versuchen, das noch mal zu machen. Und dann noch 1,3 Milliarden Mal.
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