Der Trend geht wieder zur Uniform: Dann doch lieber nackt
Der österreichische Innenminister Herbert Kickl läuft in einer Uniform des Katastrophenmanagements herum. Angeblich aus rein praktischen Gründen.
Die Schuluniform soll soziale Unterschiede nivellieren, die Polizeiuniform klärt, dass uns da gerade kein übellauniges Männlein anblafft, das zu Hause Stress hat, sondern der Staat höchstpersönlich, und die Uniformen von Schützen- und Karnevalsvereinen signalisieren, dass eine geschlossene Gruppe organisierten Irrsinns naht. Dem Pimpf ist die Uniform der größte Stolz, weil sie etwas aus ihm macht, was er nicht ist, und beim Soldaten zählt auch der praktische Aspekt, denn der Feind muss schließlich wissen, wen er totschießen soll.
Warum aber ziehen neuerdings europäische Politiker so gern Uniformen an? Als Kanonenfutter müssen sie im Ernstfall nicht herhalten, und auch im Polizeidienst mischen sie selten aktiv mit, es sei denn, sie sind Oberbürgermeister von Tübingen, aber dann würden sie ihrem Zurechtweisungsdrang auch nackig frönen.
Praktische Gründe werden es also nicht sein, außerdem war dieser Fashiontrend in Westeuropa längere Zeit wenig angesagt, nachdem die letzten Models dieser Haute Couture Hitler, Mussolini und Franco hießen.
Dennoch tritt der italienische Innenminister Salvini nun bevorzugt in Polizei- oder Feuerwehruniformen vor die Kameras, obwohl er gar nicht die Absicht hat, Feuer zu löschen, sondern es zu legen. Ein klassisches False-Flag-Manöver, und eigentlich darf er das gar nicht, denn der Zutritt zur hoheitlichen Einheitskluft ist Unbefugten streng verboten. Doch Salvini gibt so den tatkräftigen Anpacker, auch wenn er sich selbst keinen Fingernagel schmutzig macht, setzt sich gleichzeitig von der Elite in ihren Maßanzügen ab, zu der er selbstverständlich gehört, und er führt auch noch vor, welche Bedeutung rechtsstaatliche Regeln für einen Rechten haben, nämlich keine.
Das ist dreist, aber immerhin ehrlich und genau deswegen keine Option für den österreichischen Gesinnungs- und Amtskollegen Kickl, der beim Treffen des Ministerrats mit einer Uniformanmutungsjacke auftrat, samt lustiger Quatschaufnäher mit seinem Namen. Danach, so die Begründung, musste er schließlich noch zur Präsentation einer Katastrophenschutzübung, vermutlich als Katastrophe. Da hat er das Ding halt gleich im Ministerrat getragen. Mit faschistischem Uniformfetisch hat das nichts zu tun, es folgt ausschließlich praktischen Aspekten. Wer wüsste nicht, wie unendlich zeitraubend es ist, mitten im Tagesablauf eine Jacke auszuziehen?
Vorbild ist die faschistische Hlinka-Garde
Ausschließlich praktische Gründe haben sicherlich auch die Politiker der slowakischen Rechtspartei LS-NS, die bei der letzten Wahl mit immerhin 8 Prozent in den Nationalrat einzog, wenn sie bei ihren Auftritten in nach Vorbild der faschistischen Hlinka-Garde geschneiderten Uniformen herumlaufen. Die ihnen immerhin passen, so viel Stil muss sein.
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Anders bei den Amateurnazis vom deutschen „III. Weg“, die auch so gern wie echte Faschisten aussehen würden und sich bei ihrem Fackellauf durch Plauen deshalb in zu enge, kackbraune KiK-Shirts reingepresst haben, die wohl an HJ-Uniformen erinnern sollten. Wenn das der Führer wüsste! Auch Hitler war ja ein Mensch mit Gefühlen, und angesichts der wie um die Schwabbelbäuche gepapptes gebrauchtes Klopapier aussehenden Verkleidung hätte er sicher bitterlich geweint.
Aber prompt herrschte große Aufregung, weil die sächsischen Sicherheitsbehörden in dem Auftritt keine „einschüchternde Ausstrahlung“ zu erkennen vermochten. Dabei lagen sie damit sogar ausnahmsweise richtig, denn gegen diese Waschlappenkarawane wirkte selbst ein Pinguinmarsch respektgebietend.
„Junge, zieh dir doch mal was Richtiges an!“, hieß es früher immer, „so kannst du doch nicht unter Leute gehen!“ Man wünschte sich wirklich mehr mütterlichen Einfluss in der Politik.
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Bloß nicht zum Vorbild nehmen