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Der Neue im VatikanLeo tritt in die Fußstapfen von Franziskus

Papst Leo XIV. wurde am Sonntag in Rom feierlich als Oberhaupt der katholischen Kirche eingeführt. Er kritisierte Krieg und Kapitalismus.

Im Papamobil trifft Leo XIV. zur feierlichen Eröffnungsmesse im Vatikan ein Foto: Eloisa Lopez/reuters

Rom taz | Mit einer feierlichen Messe auf dem Petersplatz wurde Papst Leo XIV. am Sonntag offiziell in sein Amt als Bischof von Rom und Oberhaupt der katholischen Weltkirche mit ihren 1,4 Milliarden Gläubigen eingeführt. Die wohl 150.000 Menschen, die der Messe beiwohnten, sahen einen sichtlich bewegten Robert Francis Prevost, wenigstens in dem Moment, als ihm der Fischerring – eines der Insignien seines neuen Amtes – überreicht wurde. Und sie sahen einen Papst, der sich voller Demut präsentierte, der rundheraus erklärte, er sei „ohne jedes Verdienst, voller Furcht und Zittern auserwählt“ worden.

In das Zeichen der Demut gedenkt er auch seine Amtsführung zu stellen. Darf man ihm glauben, so will er trotz seiner Machtfülle nicht als autoritärer Knochen, sondern in kollegialem Geiste agieren. Er führte aus, „ich komme zu euch als Bruder, der sich zum Diener eures Glaubens, eurer Freude machen will“, er sprach von Gott, „der uns alle in einer einzigen Familie geeint sehen will“. Petrus – als dessen Nachfolger er sich versteht – müsse „die Herde hüten, ohne je der Versuchung nachzugeben, ein einsamer Feldherr oder ein Capo über den anderen zu sein“.

Ebenso wenig wünscht Leo sich eine auftrumpfende Kirche: Es gehe nicht darum, „die anderen durch Unterwerfung, mit religiöser Propaganda oder den Mitteln der Macht zu gewinnen“. Stattdessen wünscht er sich „eine geeinte Kirche, die zum Ferment einer versöhnten Welt wird“. In einer versöhnten Welt, zu deren Erreichung „die Straße gemeinsam zurückzulegen ist, gemeinsam mit den christlichen Schwesterkirchen, mit jenen, die andere religiöse Wege gehen, mit allen Frauen und Männern guten Willens, um eine Welt zu schaffen, in der Frieden herrscht“. Dabei gehe es darum, „jene Einheit zu schaffen, die die Unterschiede nicht auslöscht, sondern die persönliche Geschichte eines jeden und die religiöse ebenso wie die gesellschaftliche Kultur jedes Volkes würdigt“.

Aber was hat Leo mit dieser bescheidenen Kirche vor, mit einer Kirche, die sich weder „in unserer eigenen kleinen Gruppe abschottet noch sich der Welt überlegen fühlt“? In der Predigt selbst zitierte er kurz Leo XIII., jenen im Jahr 1903 gestorbenen Papst, der ihn bei der Wahl seines Namens inspiriert hatte. In seiner Enzyklika Rerum Novarum, die die katholische Soziallehre begründete, hatte der Vorgänger gefragt, wenn die Liebe, die Barmherzigkeit Gottes vorherrsche, „endet dann nicht sofort jede Zwietracht, würde nicht sofort der Frieden zurückkehren?“

Direkte Kontinuität zu Franziskus

Kurz führte er auch aus, „wir sehen zu viel vom Hass, von der Gewalt, den Vorurteilen, von der Angst dem Anderen gegenüber, von einem ökonomischen Paradigma, das die Ressourcen der Erde ausbeutet und die Ärmsten ausgrenzt, geschlagene Wunden“. Das kann man als Kritik an einem kapitalistischen Wirtschaftssystem lesen, muss man aber nicht zwingend. Aber das wäre sie: die Kontinuität mit dem Amtsvorgänger Franziskus, der sowohl den ökologischen Notstand als auch die soziale Frage einer Gesellschaft, die Millionen Menschen als Ausschuss behandelt, in den Mittelpunkt gestellt hatte.

In seinem Gebet Regina Caeli stellte er sich wiederum in direkte Kontinuität zu Franziskus, sprach ganz wie sein Vorgänger von der „gemarterten Ukraine“, die „endlich Verhandlungen für gerechten und dauerhaften Frieden“ erwarte. Und er klagte an, in Gaza seien „die überlebenden Kinder, Familien, alten Leute dem Hunger ausgeliefert“.

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