„Der Name der Rose“ als Serie: Die Amazone mit dem Flitzebogen

Nur Blümchensex: Skys achtteilige Serie nach Umberto Ecos Romanvorlage ist leider glattgebügelt und in die Länge gezogen.

Vier Männer in Gewändern

Gesegnet sind die Serienschöpfer, die auf eine unverfilmte Romanvorlage zurückgreifen können Foto: 11 Marzo Film/Palomar/TMG/SKY

Gesegnet sind die Serienschöpfer, die auf eine veritable Romanvorlage zurückgreifen können. Das ist die Lehre die man wohl aus dem Ärger der „Game of Thrones“-Fans und ihrer inzwischen millionenfach gezeichneten Online-Petition ziehen muss, in der sie fordern, die letzte Staffel von „kompetenten Schreibern“ neuschreiben zu lassen. Es war offenbar ein kapitaler Fehler, George R. R. Martin, der seit 1996 an den Vorlagen werkelt, einfach zu überholen und ohne ihn weiterzumachen, bis zum für Daenerys Targaryen und die Fans bitteren Ende.

Was Martin davon hält? Sein Schweigen wird ihm vermutlich anständig vergütet. Weniger hinter dem Berg gehalten mit seiner Kritik hatte seinerzeit Umberto Eco, als Bernd Eichinger und Jean-Jacques Annaud seinen 657-Seiten-Romandebutwälzer „Der Name der Rose“ für ihre zweistündige Filmadaption einfach auf seine äußere Form eines Mittelalterkrimis à la Sherlock Holmes reduzierten. „Der Name der Rose“ war der 1980er-Jahre-Bestseller überhaupt, der postmodernen Roman schlechthin, zugleich Epochenportrait und philosophisches Traktat.

Das allerdings haben sie ziemlich gut gemacht, muss man immer noch und wieder sagen. Wenn man sich jetzt im Vergleich die neue Serienadaption auf Sky ansieht. Der Rückgriff auf einen Bestseller mag die halbe Miete sein, siehe oben – oder die andere aktuelle Adaption eines italienischen Erfolgsromans („Meine geniale Freundin“, auf MagentaTV). Aber einen bereits – erfolgreich – verfilmten Bestseller noch einmal zu verfilmen, heißt, ein Remake zu drehen. Da muss man, wenn man es besser kaum machen kann, es schon irgendwie ganz anders machen. Wie es etwa die (Sky-)Serie „Das Boot“ im vergangenen Jahr wenigstens versucht hat.

Nun, Autor Andrea Porporati und Regisseur Giacomo Battiato – die vielleicht ausgewählt wurden, weil sie schon bei dem 1980er-Jahre-Straßenfeger „Allein gegen die Mafia“ mit von der Partie waren? – versuchen es bemerkenswert halbherzig. Ja, okay, die blutige Eröffnungsszene auf dem Schlachtfeld, „Game of Thrones“ haben sie gesehen. Ja, schon, neben all den alten, weißen – nicht nur heterosexuellen – Männern in Mönchskutten wollen sie die Frauenrollen erkennbar aufwerten. Die Amazone mit dem Flitzebogen hatte es bei Eichinger/Annaud nicht gegeben.

Glattgebügeltes Reenactment

Und die namenslose Schöne, die sich im Film so unvermittelt auf den Novizen gehockt und ihn gefickt hatte, derb und dreckig wie sie war – nun ist sie so omnipräsent und propper und der Sex mit ihr reinster Blümchensex im Walde. Während zwischen Christian Slater und Damian Hardung in der Rolle des Novizen (beziehungsweise Dr. Watson) tatsächlich nicht der geringste Unterschied festzustellen ist. Während Rupert Everett die Bösartigkeit des Inquisitors Bernard Gui (alias Professor Moriarty) nur minimal anders nuanciert als seinerzeit F. Murray Abraham.

Während John Turturro als William von Baskerville (respektive Sherlock Holmes) keine schlechte Figur abgibt – aber eben nicht über den in sieben „Bond“-Filmen perfektionierten ironischen Charme eines Sean Connery verfügt. Eigentlich wäre ja Pierce Brosnan die logische Wahl gewesen. Es ist am Ende wohl auch eine Leistung, knapp acht Stunden „Der Name der Rose“ wie ein nur arg in die Länge gezogenes, lediglich etwas glattgebügeltes Reenactment des Vorläufers aussehen zu lassen. Und in der vierfachen Zeit vielleicht einen Tick mehr historischen Hintergrund, aber keinen Deut mehr Eco untergebracht zu haben.

„Der Name der Rose“, acht Folgen, freitags um 20.15 Uhr auf Sky Atlantic und auf Abruf über Sky Ticket, Sky Go und Sky Q.

Gesegnet sind die Serienschöpfer, die auf eine veritable Romanvorlage zurückgreifen können – so sie noch unverfilmt ist. Eco selbst hat ja dem „Namen der Rose“ stets seinen zweiten Roman vorgezogen, „Das foucaultsche Pendel“, eine Art „Illuminati“ für Erwachsene, so zeitumspannend wie „Der Wolkenatlas“ … Bislang unverfilmt. Liebe Serienschöpfer!

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