Der Lobbyist der Woche: Schlichter im Konzernstreit
Schon einmal hat der ehemalige Kanzler Gerhard Schröder (Foto), bekannt auch als Genosse der Bosse, versucht, Tausende Arbeitsplätze einer wichtigen Firma zu retten. Das war im November 1999, und es ging um den Baukonzern Philipp Holzmann. Schröder ließ sich für sein Rettungspaket feiern – aber wenig später, im Frühjahr 2002, war die Firma endgültig pleite. Jetzt will Schröder 16.000 Jobs der Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann retten – als Schlichter in dem verfahrenen Konflikt zwischen den Handelskonzernen, die um Markt und Märkte feilschen.
Den Verkäuferinnen und Verkäufern dürfte die Holzmann-Historie egal sein, wenn Schröder in ihrem Fall eine befriedigende Lösung schafft. Das dürfte schwierig werden; die Verhandlungen sollen schon diese Woche vor dem Abbruch gestanden haben, aber immerhin soll es am Montag eine neue Verhandlungsrunde geben. Dabei handelt es sich gar nicht um eine klassische Schlichtung in einem Tarifkonflikt zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Schröder muss einen Kompromiss zwischen den verfeindeten Bossen von Tengelmann und Rewe, Karl-Erivan Haub und Alain Caparros, finden.
Gelingt ihm das, dürfte Schröder, der mit den Hartz-Reformen seine SPD nachhaltig nach unten zog, auch den derzeitigen SPD-Chef Sigmar Gabriel glücklich machen. Denn der hatte, die Jobs und die gewerkschaftliche Mitbestimmung bei Kaiser’s Tengelmann vor Augen, als Bundeswirtschaftsminister eine Gesamtübernahme durch Edeka erlaubt, obwohl das Kartellamt dagegen war.
Während andere Wettbewerber dank üppiger Kompensationen bereits einlenkten und entsprechende Klagen zurückzogen, sträubt sich Caparros: Er will kein Geld, sondern Marktanteile. Mal sehen, wer am Ende „basta“ sagt. Richard Rother
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen