piwik no script img

Der Lobbyist der WocheKämpfer um Markt und Märkte

Nein, locker lässt er so schnell nicht. Im Gegenteil. Seit zwei Jahren kämpft Alain Caparros (Foto) gegen die Übernahme der SupermarktketteKaiser’s Tengelmann durch den Branchenführer Edeka. Das ist kein Wunder, denn Caparros ist Chef von Rewe, dem größten Konkurrenten von Edeka. Er will gern selbst zum Zuge kommen und die angeschlagene Supermarktkette übernehmen, und zwar ganz oder teilweise.

Gründe dürften sein: Erstens sind zumindest Einzelteile lukrativ, etwa Kaiser’s-Märkte in der boomenden Berliner Innenstadt, und zweitens soll der Marktführer Edeka nicht noch stärker werden. Deshalb strengte Caparros Klagen gegen den Deal an, den Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) gerne gehabt hätte, um sich als Retter von 15.000 Jobs feiern zu lassen. Weil das Oberlandesgericht Düsseldorf den Deal stoppte, ist Caparros wieder im Spiel.

Am Donnerstag hatte sich Caparros mit seinen Kontrahenten von Edeka, Tengelmann und der Gewerkschaft Verdi getroffen. Zuvor hatte er gefordert, rund 400 Standorte unter den Konkurrenten aufzuteilen. Zwar wurden die Gespräche ergebnislos beendet, aber letztlich könnte es in Caparros’ Richtung gehen, weil alle anderen Lösungen unsicher und teurer sein dürften – nur das Feilschen dauert noch.

Caparros, der Kämpfer um Marktanteile und Supermärkte, wurde 1956 in Algerien geboren. Mit seinen Eltern floh er während des algerischen Unabhängigkeitskrieges nach Frankreich, wo er ein Wirtschaftsstudium absolvierte und im Einzelhandel Karriere machte. Seit 2006 ist er Rewe-Chef. Vor einem Jahr nahm Casparros die deutsche Staatsangehörigkeit an. Mit seiner Hilfe für Flüchtlinge sei Deutschland „ein Leuchtturm der Humanität“ in Europa, lobte er.

Richard Rother

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen