Der Lobbyist der Woche: Milliönchen für Millionen
Das liebe Geld. Bringt nur Probleme. Vor allem, wenn man viel davon hat. Sie kennen das: Man hat wieder eine Million gescheffelt, aber die neue Yacht ist noch nicht abholbereit. Banken kann man auch nicht mehr trauen. Also die Knete im Bootshaus parken. Aber so ein Milliönchen in kleinen Scheinen ist nicht gerade platzsparend. Und zum Golfen kann man auch nicht mehr, weil man in der großen Golftasche ja die Scheine verstauen muss. Was tun?
Rettung naht: Bernd Kölmel, Abgeordneter im Europaparlament für Bernd Luckes Trostpartei Alfa, fordert die Einführung der 1-Million-Euro-Banknote. Man täte Herrn Kölmel freilich unrecht, unterstellte man ihm, nur an die golfenden Yachtbesitzer zu denken, die natürlich keineswegs die potenzielle Wählerschaft der Alfa („Die seriöse, eurokritische Partei!“) bilden.
Nein, ihm geht es um Größeres. Anstatt Negativzinsen an die Europäische Zentralbank (EZB) zu zahlen, sollten die Banken ihr Geld lieber bar bunkern. Mit Millionenscheinen passe eine Milliarde Euro endlich „in einen Schuhkarton“, freut sich Kölmel. Die EZB und ihre Niedrigzinspolitik findet die Alfa ja seit jeher doof. So sehr, dass sie im September Verfassungsklage einreichte. Dass die EZB nun den Zinssatz weiter gesenkt hat und das Geld der Sparer in den Kreislauf schubsen will, lässt die Alfa erst recht meckern.
Recht und Ordnung, das fehlt ihnen in der europäischen Finanzpolitik. Mit Millionenscheinen wäre beides natürlich wiederhergestellt. Allein schon deshalb, weil auch Otto Normalsparer seine Reserven bequem und sorgenfrei im Geldbeutel aufbewahren könnte, wie Kölmels Pressemitteilung bejubelt: „Niemand könnte einen solchen gestohlenen Schein unbemerkt einsetzen.“ Johanna Roth
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