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Der „Katalanist“ Santi VilaEin Desaster verhindern

Der zurückgetretene Minister für Unternehmensfragen, Santi Vila, will die Unabhängigkeit Kataloniens von einer gemäßigten Position aus voranbringen.

Stellt sich der Wahl: Santi Vila Foto: imago/CordonPress

Madrid taz | Santi Vila will seinen nach Brüssel entschwundenen Chef, den bisherigen katalanischen Ministerpräsidenten Carles Puigdemont, politisch beerben. In einem Radiointerview hat er jetzt angekündigt, bei den katalanischen Wahlen am 21. Dezember als Spitzenkandidat für die Demokratisch-Europäische Partei Kataloniens (PdeCAT) ins Rennen zu gehen: „Ich habe die Mannschaft, die Unterstützung und die Entschlossenheit“, sagte er.

Bis zum Tag vor der Unabhängigkeitserklärungserklärung am vergangenen Freitag war der 44-Jährige Minister für Unternehmensfragen unter Puigdemont. Er wolle „den Moderaten eine Stimme verleihen“, begründet er seinen Schritt. Sein Motto: „Die Unabhängigkeit von einer gemäßigten Position aus.“

Vila, der sich lieber Katalanist als Nationalist nennen lässt, machte erstmals vor wenigen Wochen über Katalonien hinaus von sich reden. Damals warb er für den Dialog und warnte davor, dass eine harte Linie im Desaster enden würde.

In seiner Heimat ist er aber schon länger bekannt. Der Geschichtswissenschaftler, der zuerst an einem Gymnasium und später an der Universität in Girona unterrichtete, gilt politisch als Freigeist. So wechselte er von der Republikanischen Linken Kataloniens (ERC) zur Convergència y Unió, der Vorgängerpartei der PDeCat. Für sie war er 2007 bis 2012 Bürgermeister in Figueras, dem Ort, der durch den Maler Salvador Dalí international bekannt ist.

Vila war einst Pfadfinder. Wenn er auf Reisen geht, wie früher mit seinen Geschichtsstudenten, dann besucht er eher historische Schauplätze – wie die Normandie oder Nazi-Konzentrationslager – als die großen Museen der Hauptstädte. Die Studenten hätten, „dabei gute moralische Lektionen gelernt“, erklärte er.

Gescheiterte Dialogversuche

Als Minister unter Puigdemont nahm er am vergangenen Donnerstag den Hut, weil sein Chef nach einigem Hin und Her entschieden hatte, das Parlament in Barcelona über die Unabhängigkeit abstimmen zu lassen. „Ich trete zurück. Meine Dialogversuche sind einmal mehr gescheitert. Ich hoffe, dass ich bis zur letzten Minute dem Präsidenten (Puigdemont) und den Katalanen von Nutzen war“, twitterte er an jenem Tag.

Im Hintergrund bemühte er sich doch noch um eine Einigung mit der spanischen Regierung. Nicht nur in Barcelona, auch in Madrid pflegt er wichtige Freundschaften, etwa mit der dortigen Parlamentspräsidentin Ana Pastor und dem Justizminister Rafael Catalá, beide aus den Reihen der Regierungspartei Partido Popular (PP). Zudem soll er enge Kontakte in den Vorstand der sozialistischen PSOE haben.

In seinem Radiointerview ließ Santi Vila nun durchblicken, dass eine Einigung zum Greifen nahe gewesen sei – mit Neuwahlen und der Aussetzung des Verfassungsartikels 155, auf dessen Grundlage der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy die katalanische Regierung schließlich abgesetzt hat. Am Ende behielten die Hardliner sowohl im eigenen als auch im Lager der Regierung von Madrid die Oberhand.

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