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Der Fall Edward SnowdenBraucht es heldenhafte Menschen?

Barbara Junge
Kommentar von Barbara Junge

Weil Whistleblower Snowden seine Angst überwand, wissen wir mehr über das System weltumspannender Überwachung. Ist er deswegen ein Held?

Obwohl er im Exil lebt, kennt sein Gesicht jede.r: Edward Snowden. Doch ist er auch ein Held? Foto: imago images/Manngold

D arf denn niemand mehr einfach eine Held.in sein? Keine Greta Thunberg, die den Klimastreik zur weltweiten Bewegung gebracht hat, auch keine Carola Rackete, die ein großes Schiff steuerte, um Flüchtlinge aus dem Mittelmeer zu retten und dann auf europäischen Boden zu bringen. Brauchen wir keine Held.innen mehr?

Edward Snowden zum Beispiel. Nur weil der Ex-Geheimdienstangestellte, der jetzt im Asyl in Moskau wie eingemauert festsitzt, unter den quadratischen bunten Klebern des Rubik’s Cube Mikro-Informationen herausgeschmuggelt hat, weiß man vom weltumspannenden Überwachungs- und Datensammelwerk der NSA. Und nur seinetwegen wurde die Sache mit der unkontrollierten Überwachung wenigstens zwischenzeitlich ein wenig schwieriger.

Gerade legt Snowden mit „Permanent Record“ seine Memoiren vor. Die CIA erwartet sich von dem Buch so gute Gewinne, dass sie selbst beteiligt werden will. Schließlich gehörten die Geheimnisse, die Snowden da ausplaudert, irgendwie ihnen. Das hat das US-Justizministerium diese Woche verkündet.

Kriterien, wer ein Held oder eine Heldin ist, sind weder subjektiv noch beliebig, hat der Professor für Ethik und Sozialphilosophie Arnd Pollmann neulich bei Deutschlandfunk Kultur ausgeführt. Held.innen unterscheiden sich demnach von normalen Menschen, indem sie außeralltägliche Dinge tun. Sie machen, im Gegensatz zu den normalen, mehr, als sie für ihre moralische Pflicht erachten. Und sie gehen dabei ein großes persönliches Risiko ein. „Sie zeigen uns“, sagt Pollmann, „uns ‚Normalos‘, wenn man so will, was Menschen möglich ist, wo wir selbst dazu in aller Regel zu feige sind“.

Wir bewundern Held.innen also, weil sie ihre Angst überwinden.

Edward Snowden sieht das anders. Zwischen ihm und seinem Freund, dem Whistleblower Daniel Ellsberg, gebe es einen Konflikt, erzählte er diese Woche bei einer Buch-Präsentation. Ellsberg sage, man solle Menschen Helden nennen.

Er selbst, Snowden, hält dagegen. Man fälle schließlich selbst jeden Tag Entscheidungen, bei denen man eine heldenhafte Wahl treffen könne. „Es gibt keine heldenhaften Menschen“, meint er, „es gibt heldenhafte Entscheidungen.“

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Barbara Junge
Chefredakteurin
taz-Chefredakteurin, Initiatorin der taz-Klima-Offensive und des taz Klimahubs. Ehemals US-Korrespondentin des Tagesspiegel in Washington.
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2 Kommentare

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  • Naja... "Held" hin oder her... is´ es nicht so, das der "Held" als Begriff, eine art religiöse Dimension `göttlichen´ Glaubens/Überzeugung enthält? ..wie z.B. die "heldische Aufopferung fürs Vaterland/für humane Werte" etc.. wodurch selbst Menschen , deren Handlungsweise wissenschaftlich oder solidarisch human (aufklärerisch vernünftig..) wie religiöse Heilige stilisiert werden..



    Edward Snowden ist somit lediglich ein "wahrheitsliebender Aufklärer" .. und so der `gemarterte´ Assange..!



    Schon Sokrates , als säkulärer Philosoph (der die Wahrheit liebt..) beging eine Schicksalsentscheidung gegen den religiösen (heldischen) Götterkult..und starb den Tod durch Gift , festhaltend an Wahrheit ! Es `hinkt´m.E. , im normalen Sprachgebrauch , moralisch agierende Menschen .. deren humane und säkulär/wissenschaftliche/ solidarische Handlungsweise als `heldisch´zu benennen ! Das Festhalten an der Wahrheit ist m.E. die Essenz dialektischer Erkenntnis..



    ..während der "Held" in ner´ art religiösen Stillstand endet... JA! @TAZ SCHREIBER sagt es klar so ähnlich- nur mit weniger Worten.. *

  • Snowden sagt selber, das er sich nicht als Held sieht. Die Medien wollen ihn zum Held machen? oder Den selbst ernannten "Heldenstatus" in frage stellen? Das Wort "Held"ist überwertet und verzerrt Fakten. Es wird oft so dargestellt, dass sie ein Person damit glorifizieren will oder Medien gerne diese Eigenschaft unterstellen. Übrigens, der Text beinhalten viele Fehler in der Grammatik als auch im Ausdruck ;)