Der China-Pakistan Economic Corridor: Pakistans Perle am Arabischen Meer
Die verschlafene pakistanische Hafenstadt Gwadar liegt in der Prozinz Belutschistan. Sie soll nun für China eine wichtige strategische Rolle spielen.
Diese ergibt sich aus der Nähe zum Eingang des Persischen Golfs (über die Straße von Hormus) und damit zu den dortigen Ölfeldern und Boomtowns wie Dubai und Doha.
Peking hat Gwadar inzwischen zum Tiefseehafen ausgebaut. Dieser soll hauptsächlich wirtschaftlich genutzt werden, doch ist bis heute nicht endgültig klar, ob Peking ihn nicht eines Tages auch militärischen nutzen will und darf.
Das würde China eine Militärbasis nicht nur in der Nähe des Golfs verschaffen, sondern auch im Westen des Rivalen Indiens. Den betrachtet Islamabad als Erzfeind, was ein Motor der pakistanisch-chinesischen Freundschaft ist. Delhi seinerseits hat sich in Reaktion auf Chinas Gwadar-Engagement Nutzungsrechte im nahen iranischen Hafen Chahbahar gesichert.
Ein Hintertürchen nach Xinjiang
China verschafft sich über den im Bau befindlichen Wirtschaftskorridor CPEC, der Teil seiner geostrategischen Seidenstraßeninitiative ist, quasi einen Hintereingang in seine Nordwestprovinz Xinjiang. Statt dass Öltanker vom Golf über die Straßen von Malakka oder Lombok an Chinas Ostküste fahren müssen, sind über Pakistan kürzere Wege möglich, eine gesicherte und moderne Infrastruktur vorausgesetzt.
CPECs Routen haben für Peking zudem den Vorteil, dass sie bei Konflikten in der Straße von Taiwan oder im ost- oder südchinesischen Meer sicher sind und auch bei einer zunehmend unwahrscheinlicheren US-Blockade von Chinas Küstenhäfen aufrechterhalten würden können.
Doch trotz all der strategischen Kalküle haben sich die wirtschaftlichen Vorteile einer letztlich extrem teurer Entwicklung Gwadars und CPECs bisher weder für Pakistan noch für China realisieren lassen. Auf beiden Seiten herrscht inzwischen eine gewissen Ernüchterung. Gwadars Hafenanlagen werden kaum genutzt.
Die Stadt gehört dabei überhaupt erst seit 1958 zu Pakistan, das Gwadar dem Oman abkaufte. Später bot Islamabad den Hafen den USA und Russland als Stützpunkt an – vergeblich. Erst China griff zu.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Die Wahrheit
Herbst des Gerichtsvollziehers