Der 6. Bundesliga-Spieltag: Mainz will kein Favorit sein
Mainz besiegt auch die Bayern, Dortmund dominiert auf St. Pauli und Hannover ist plötzlich auf Platz 3. Verkehrte Liga, doch Mainz will vom Titel nichts wissen.
DÜSSELDORF dpa | Der Spaß-Fußball des meisterlich spielenden FSV Mainz 05 und die Torfabrik Borussia Dortmund begeistern die Bundesliga. Nach dem 2:1-Husarenstreich am sechsten Spieltag beim Rekordchampion Bayern München und dem 3:1 des BVB-Teams beim FC St. Pauli haben Spitzenreiter Mainz und der Tabellenzweite ein schönes Problem: Sie werden als Titelkandidaten gehandelt.
Das ist schon rein rechnerisch nicht verwunderlich: Mainz weist die Optimalausbeute 18 auf, Dortmund hat 15 Zähler, direkt dahinter folgt seit Sonntag Hannover 96 (13). Im 750. Erstligaspiel der Niedersachsen war Mohammed Abdellaoue zum 1:0 bei Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern erfolgreich.
Der VfL Wolfsburg, Titelträger von 2009, fügte dem SC Freiburg beim 2:1 dank zweier Grafite-Treffer die erste Saison-Auswärtsniederlage zu und feierte nach drei Pleiten den dritten Sieg in Serie.
Bayern-Chefcoach Louis van Gaal traut den Mainzern spätestens seit Samstag alles zu: "Sie können Meister werden", meinte der 59-Jährige. Sein 22 Jahre jüngerer Mainzer Kollege Thomas Tuchel wollte von so etwas nichts wissen: "Wir fühlen uns jetzt nicht größer, als wir sind."
Eher glaubte er, nach dem sechsten Saisonsieg in einem Fantasiefilm mitzuspielen: "Das ist alles surreal." Unwirklich kam es auch der Bayern-Führung vor, was sich auf dem Rasen abspielte. "Leidenschaft, Laufbereitschaft, Aggressivität - das haben wir alles vermissen lassen", schimpfte Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Zehn Punkte trennen die Bayern bereits von Mainz. "Langsam gehen die Alarmglocken an", sagte Sportdirektor Christian Nerlinger nach der "desolaten Leistung".
ERGEBNISSE:
Freitag, 24.09.2010:
1. FC Köln - Hoffenheim 1:1
Samstag, 25.09.2010:
München - Mainz 05 1:2
FC Schalke - Mö'gladbach 2:2
Stuttgart - Leverkusen 1:4
Eintr. Frankfurt - Nürnberg 2:0
St. Pauli - Bor. Dortmund 1:3
Werder Bremen - HSV 3:2
Sonntag, 26.09.2010:
VfL Wolfsburg - SC Freiburg 2:1
Kaiserslautern - Hannover 0:1
* * *
TABELLE (Tordiff./Pkt.):
1. FSV Mainz +9 18
2. Borussia Dortmund +11 15
3. Hannover +4 13
4. Hoffenheim +5 11
5. Bayer Leverkusen +3 11
6. VfL Wolfsburg +1 9
7. SC Freiburg -1 9
8. Hamburger SV 0 8
9. Bayern München -1 8
10. FC St. Pauli -1 7
11. Kaiserslautern -3 7
12. Werder Bremen -5 7
13. Eintr. Frankfurt +1 6
14. Nürnberg -2 6
15. Köln -5 5
16. Bor. Mönchengladbach -9 5
17. FC Schalke -5 4
18. VfB Stuttgart -2 3
* * *
NÄCHSTER SPIELTAG:
Freitag, 01.10.2010:
Hannover 96 - FC St. Pauli 20.30
Samstag, 02.10.2010:
HSV - Kaiserslautern 15.30
Mainz - Hoffenheim 15.30
Mö'gladbach - Wolfsburg 15.30
SC Freiburg - Köln 15.30
Nürnberg - Schalke 15.30
Sonntag, 03.10.2010:
VfB Stuttgart - Frankfurt 15.30
Leverkusen - Bremen 17.30
Dortmund - Bayern München 17.30
Bodenhaftung will man in Dortmund auch nach dem besten Bundesligastart der BVB-Geschichte bewahren. "Mit 15 Punkten ist man immer noch in Abstiegsgefahr", wehrte sich BVB-Geschäftsführer Hans- Joachim Watzke mit großem Understatement gegen Träumereien.
Erst wenn sein Club an Ostern noch dort oben stehen sollte, könne man an die Meisterschaft denken. Doch fünf Siege und 16 Treffer sind eine glänzende Zwischenbilanz. "Einfach genießen und weiter arbeiten", lautet die Parole des momentan grandiosen Nuri Sahin.
Mainz und Dortmund sind die Überflieger, abschreiben darf man die Großen der Branche indes nicht. Werder Bremen schlug mit dem 3:2 gegen den Hamburger SV wieder Erfolgskurs ein.
Bayer Leverkusen bestätigte mit dem 4:1 beim VfB Stuttgart erstmals in dieser Saison wieder den Ruf, eine der spielstärksten Mannschaften zu sein. Der VfB ist Letzter. "Wir stecken im Kampf gegen den Abstieg und müssen Reaktion zeigen. Sonst wird es eine ganz schwere Runde", warnte Kapitän Matthieu Delpierre nach der fünften Niederlage.
Langsam in Schwung kommt die mit Millionen zusammengekaufte Truppe des FC Schalke 04. Beim 2:2 gegen Borussia Mönchengladbach musste sie noch mit einem Punkt zufrieden sein und steckt weiter im Tabellen-Keller (17. Platz). Die Zuversicht auf bessere Zeiten schürte vor allem Raúl, dem mit dem Ausgleich sein erstes Tor für Schalke gelang. "Jetzt wird es etwas leichter für mich und die Mannschaft", sagte er.
Gladbach konnte nach dem 0:7 in Stuttgart und dem 1:2 gegen St. Pauli den freien Fall bremsen. "Wir haben wieder Boden unter den Füßen", meinte Coach Michael Frontzeck. Eintracht Frankfurt gelang beim 2:0 gegen den 1. FC Nürnberg der erste Saison-Heimerfolg. "Wir hatten Glück, dass wir als Sieger vom Platz gegangen sind", räumte Trainer Michael Skibbe ein.
Denn die in der zweiten Spielhälfte starken Gäste trafen zwar das Aluminium, nicht aber in das Tor. "Wir haben jetzt im sechsten Spiel fünfmal Pfosten oder Latte getroffen. Das ist sehr, sehr ärgerlich. Sehr bitter", sagte "Club"-Coach Dieter Hecking.
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