Denk zweimal an Deutschland: Konkurrenz für Berliner Einheitsdenkmal
Bundesbauminister Tiefensee sagt 5 Millionen Euro für ein Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal zu. Damit bleiben dem Berliner Mahnmal lediglich noch 10 Millionen Euro. Völlig unklar ist, ob dieses Geld ausreicht.
Das geplante Freiheits- und Einheitsdenkmal auf dem Berliner Schlossplatz bekommt Konkurrenz aus Leipzig. Für den dortigen Bau eines Einheitsdenkmals wird der Bund nach Angaben von Bauminister Wolfgang Tiefensee (SPD) 5 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Der "Mut" der Leipziger bei den Demonstrationen gegen das SED-Regime 1989 "soll mit dem Denkmal gewürdigt werden", sagte Tiefensee am Montag. Der Minister hatte sich mit früheren DDR-Bürgerrechtlern schon längere Zeit für ein zweites Denkmal eingesetzt. Woher die Finanzierung kommen sollte, war jedoch nicht geklärt.
Ob der Tiefensee-Vorstoß so umgesetzt werden kann, muss abgewartet werden. Denn er wirft bei den Beteiligten Fragen auf. So bedeutet für Berlin die plötzliche 5-Millionen-Euro-Spritze des Bauministers, dass das zentrale Freiheits- und Einheitsdenkmal mit 10 Millionen Euro auskommen müsste. Der Haushaltsausschuss des Bundestages hatte 2007 für das Projekt am Schlossplatz 15 Millionen Euro bewilligt. In Berlin steht aber weder der Entwurf fest, noch kennt man seine Kosten. Diese könnten frühestens im Herbst 2009, nach dem laufenden Wettbewerb, berechnet werden, sagte Dietrich von der Schulenburg, Sprecher von Kulturstaatsminister Bernd Neumann, der für das Berliner Bauwerk verantwortlich ist.
Zudem birgt das Fundament für das Denkmal finanzielle Unwägbarkeiten. Nach Auskunft von Bauexperten ist der historische Sockel, auf dem bis 1950 das einstige Reiterstandbild am Schlossplatz thronte, brüchig und dürfte Extragelder beanspruchen.
Schließlich rief am Montag ein Mitglied des Haushaltsausschusses des Bundestags in Erinnerung, dass die Summe von 15 Millionen Euro explizit nicht für Leipzig bewilligt wurde. Ein Änderungsantrag über ein weiteres Denkmal in der sächsischen Stadt wurde im Bundestag abgelehnt. Es könnte also Streit geben.
Sabine Mehwald, Sprecherin im Hause Tiefensee, sagte, dass es "eine Vereinbarung" zwischen dem Bauminister und Bernd Neumann "über die beiden Projekte" gebe. Leipzig solle 5 Millionen Euro erhalten, Berlin müsse mit weniger auskommen. Tiefensee und Neumann wollten sich im Februar treffen, um sich über das weitere Vorgehen abzustimmen. Mal sehen, wie danach die Stimmung ist.
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