Demos gegen rechts am Wochenende: 800.000 Menschen auf der Straße
Am Wochenende demonstrierten mehr als 820.000 gegen Rechtsextremismus. Das zeigt eine taz-Auswertung von 300 Demoberichten.
Auslöser für die Proteste waren Enthüllungen des Recherchezentrums Correctiv über ein Treffen von Neonazis Ende November, an dem einige Politiker der in Teilen rechtsextremen AfD sowie einzelne Mitglieder der CDU und der rechtsradikalen Werteunion in Potsdam teilgenommen hatten. Dabei ging es auch um Pläne, nichtweiße Menschen und Menschen mit ausländischen Wurzeln auszubürgern und zu vertreiben.
Empfohlener externer Inhalt
Am Wochenende davor hatten bereits mehr als 900.000 Menschen demonstriert. Seit dem 19. Januar hat es so fast 450 Demonstration mit insgesamt mehr als 2 Millionen Menschen gegeben.
Auch das Kampagnennetzwerk Campact zählt mehr als 800.000 Demonstrierende an diesem Wochenende. „Das Besondere: Dieses Wochenende gab es vorwiegend in kleineren Städten und Dörfern Kundgebungen, gerade auch in Ostdeutschland“, kommentierte Campact-Vorstand Christoph Bautz die Zahlen. „Damit stellen sich die Menschen der AfD dort entgegen, wo die Partei am stärksten ist.“
Tatsächlich waren die Teilnehmendenzahlen in nur acht Städten fünf- oder sechsstellig. Die große Masse der Demonstrierenden machten rund 160 Gemeinden aus, wo zwischen 1.000 und 10.000 Menschen auf die Straße gingen. In fast 100 Orten gingen weniger als 1.000 Menschen auf die Straße. Die kleinste uns bekannte Demo fand in Seehausen, Sachsen-Anhalt, statt, wo die Polizei vor Ort uns am Telefon von 60 Demonstrierenden berichtete.
Die größten Demos gab es in Düsseldorf mit 100.000 und Hamburg mit 60.000 bis 100.000 Demonstrierenden. In Osnabrück gingen 25.000 Menschen auf die Straße, in Mannheim und Aachen jeweils 20.000, in Marburg 16.000 und in Kiel und Trier mehr als 10.000.
Dutzende weitere Demos geplant
Den Auftakt ins Wochenende machten am Freitag mehr als 88.000 Menschen auf 51 Demonstrationen – allesamt drei- oder vierstellig. Mit gut 190 Veranstaltungen und deutlich über einer halben Million Teilnehmenden war Samstag der Hauptaktionstag – an vielen Orten fanden Kundgebungen im Anschluss ans Gedenken der Opfer des Holocaust statt. Am Sonntag gingen dann erneut mindestens 200.000 Menschen auf etwa 60 Demonstrationen.
Für die kommenden Tage stehen erneut mehr als 60 Demonstrationen an, allein zehn davon am Montag.
Empfohlener externer Inhalt
Seit mehreren Tagen sammeln wir die Termine für die aktuellen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus – unter anderem über die Mail-Adresse demohinweise@taz.de. So haben uns bisher mehr als 200 Hinweise erreicht. (Vielen Dank an alle, die uns geschrieben haben!) Diese Liste bildet die Basis für unsere Analyse, die verarbeiteten Daten können aus unseren Grafiken heruntergeladen und frei verwendet werden. Wir freuen uns über Hinweise auf Fehler und veraltete Informationen und korrigieren diese gerne.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
Nach dem Anschlag von Magdeburg
Wenn Warnungen verhallen
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Kaputte Untersee-Datenkabel in Ostsee
Marineaufgebot gegen Saboteure
Psychiater über Kinder und Mediennutzung
„Die Dinos bleiben schon lange im Schrank“
Verbotskultur auf Social Media
Jugendschutz ohne Jugend