Demonstrationen in Argentinien: Milei im Fokus von Frauenprotesten
In Argentinien haben Tausende gegen Gewalt an Frauen demonstriert. Viele fürchten eine neue Abtreibungspolitik unter dem künftigen Präsidenten.
Der rechts-libertäre Milei hatte die Stichwahl um das Präsidentenamt am 19. November überraschend deutlich gewonnen. Neben einer drastischen Sparpolitik hat er eine Verringerung der Zahl der Ministerien angekündigt. Auch das Ministerium für Frauen, Gender und Diversität soll abgeschafft werden. Milei hat sich auch gegen das Recht auf Abtreibung ausgesprochen und ein Referendum über das bestehende Abtreibungsgesetz angekündigt. In Argentinien ist die freiwillige Abtreibung seit 2021 bis zur 12. Schwangerschaftswoche erlaubt.
Die größte Kundgebung fand in der Hauptstadt Buenos Aires statt. Unter dem Motto „Keine Macho-Gewalt – gegen Sparpolitik und Milei“ marschierten vorwiegend junge Frauen vom Kongressgebäude zur Plaza de Mayo vor den Präsidentenpalast. Sie trugen lila, die Symbolfarbe des Kampfes gegen Gewalt gegen Frauen, und grün, Symbolfarbe der Kampagne für legale, sichere und kostenlose Abtreibung.
„An diesem 25. November sind wir uns bewusst, dass wir es mit einer neuen Regierung zu tun haben, die die Einsparungen und die Angriffe auf Frauen und Andersdenkende verdoppeln wird, mit einem besonderen Diskurs des Hasses und der Rache gegen Feminismus und Transfeminismus“, heißt es in einer Erklärung, die zum Abschluss auf der Plaza de Mayo verlesen wurde. Es waren die ersten landesweiten Demonstrationen gegen den designierten Präsidenten, der das Amt am 10. Dezember antreten soll.
Demos auch in anderen Ländern
Am Samstag wurden aus nahezu allen Staaten der Region Demonstrationen und Kundgebungen gemeldet. Im Jahr 2022 wurden in Lateinamerika und der Karibik mindestens 4.050 Frauen Opfer eines Femizids. Dies geht aus dem jüngsten Bericht des Observatoriums für die Gleichstellung der Geschlechter der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Lateinamerika und die Karibik (Cepal) hervor. „Es ist nicht hinnehmbar, dass in unseren Ländern jedes Jahr mehr als 4.000 Frauen und Mädchen aus geschlechtsspezifischen Gründen ermordet werden“, erklärte Cepal-Exekutivsekretär José Manuel Salazar-Xirinachs.
Von den 19 lateinamerikanischen Ländern, die die Zahl der Femizide oder geschlechtsspezifischen gewaltsamen Todesfälle von Frauen im Jahr 2022 gemeldet haben, wurden die höchsten Raten in Honduras (6,0 pro 100.000 Frauen), der Dominikanischen Republik (2,9) sowie in El Salvador und Uruguay (1,6) verzeichnet. „Es ist jedoch nicht möglich, einen Trend bei den Femiziden in der Region zu bestimmen, da die Schwankungen in den einzelnen Ländern zu gering sind und keine anhaltende Dynamik der Zu- oder Abnahme widerspiegeln“, heißt es in dem Bericht.
1981 hatten Frauen aus Lateinamerika und der Karibik den 25. November als Gedenktag für die Opfer von Gewalt gegen Frauen ausgerufen. 1999 erklärten ihn die Vereinten Nationen zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen. Der Tag geht auf den sogenannten Fall Mirabal zurück. Die drei Schwestern Patria, María und Dedé Mirabal wurden im November 1960 in der Dominikanischen Republik Opfer eines Mordanschlags des damaligen diktatorischen Regimes von Rafael Trujillo. Nur Dedé Mirabal überlebte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Jeder fünfte Schüler psychisch belastet
Wo bleibt der Krisengipfel?
Gespräche in Israel über Waffenruhe
Größere Chance auf Annexion als auf Frieden