piwik no script img

Demo gegen TerrorismusMuslime einen die Bundesregierung

Die SPD wollte eine Kundgebung aller Parteien gegen Terror, aber die CDU wollte nicht. Nun kommen sie alle zu einer Mahnwache der Islamverbände.

„Zusammenstehen für die Demokratie“: Justizminister Maas (r.) beim Moscheebesuch am Freitag. Bild: dpa

BERLIN taz | Die Muslime demonstrieren, Parlament und Regierung reihen sich ein: An der Mahnwache der deutschen Islamverbände gegen die Terroranschläge von Paris werden am Dienstagabend in Berlin Spitzenpolitiker aller Bundestagsparteien teilnehmen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und nahezu das gesamte Kabinett haben am Montag ihr Erscheinen angekündigt, die Fraktionen von SPD und Grünen werden nach eigenen Angaben geschlossen teilnehmen, und Linken-Fraktionschef Gregor Gysi hat seine Abgeordneten ebenfalls darum gebeten, mitzudemonstrieren. Zudem plant Bundespräsident Joachim Gauck, auf der Veranstaltung eine kurze Ansprache zu halten.

Voraussichtlich um 18 Uhr beginnt die Mahnwache am Brandenburger Tor, federführend veranstaltet vom Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD). „Wir Muslime in Deutschland verurteilen die niederträchtigen Terroranschläge in Frankreich auf das Schärfste“, schreibt der Verband in seinem Aufruf. Gleichzeitig möchten der ZMD und die Parteien auf der Kundgebung gegen „rassistische und islamfeindliche Parolen“ demonstrieren. „Gerade in diesen Zeiten müssen Nichtmuslime und Muslime für die Demokratie zusammenstehen“, heißt es in dem Aufruf.

Den Appell zum Schulterschluss griff Merkel am Montag nach einem Treffen mit dem türkischen Ministerpräsidenten Davutoglu auf. „Der frühere Bundespräsident Wulff hat gesagt, der Islam gehört zu Deutschland. Das ist so. Dieser Meinung bin ich auch“, sagte die Kanzlerin. Wulffs Aussage aus dem Jahr 2010 hatte seine Amtszeit geprägt und ihm nicht nur die Sympathie vieler Muslime eingebracht, sondern auch heftige Widersprüche, gerade aus Reihen der CDU.

Auf die Teilnahme an der Mahnwache der Islamverbände einigten sich Merkel und Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) erst am Wochenende. Zuvor hatte Gabriel noch am vergangenen Freitag angeregt, gemeinsam mit den übrigen Parteien eine eigene Großkundgebung zu organisieren. Unionspolitiker werteten den Vorstoß allerdings als Alleingang und PR-Manöver. Der Vorschlag ist nun endgültig vom Tisch.

Verwirrung gab es im Vorfeld bei den Islamverbänden – um den Termin der Mahnwache. Ursprünglich wollten der Zentralrat der Muslime und andere beteiligte Gruppen schon am Montagabend demonstrieren. Am Brandenburger Tor wäre da aber kein Platz gewesen: Auf der einen Seite des Berliner Wahrzeichens läuft bereits der Aufbau für die Berliner Fashion Week, auf der anderen Seite hatte der Pegida-Ableger Bärgida für Montagabend bereits eine Demonstration angekündigt.

Die Veranstalter werden die Verschiebung aber verschmerzen können: An Unterstützern mangelt es ihnen nun nicht. Neben allen im Bundestag vertretenen Parteien rufen auch Gewerkschaften, Kirchen und der Zentralrat der Juden zur Teilnahme auf. Lediglich die AfD-Spitze wird am Dienstagabend nicht erscheinen. Eine Einladung habe die Partei schließlich nicht erhalten, sagte ein Sprecher auf Anfrage der taz.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • Mehr als nur bemerkenswert

     

    Frau Arzu Toker, geborene Türkin, lebt als Schriftstellerin, Journalistin, Moderatorin und Übersetzerin in Köln. Sie war Gründungsmitglied des Vereins "Zentralrat der Ex-Muslime" und ist u.a. Autorin von "Kein Schritt zurück (2014)" und "Frauen sind eure Äcker (2012)".

     

    Sie hat auf der Webseite der Richard Dawkins „Stiftung für Vernunft und Wissenschaft“, einen bemerkenswert interessanten Beitrag geschrieben, der Sie erstaunen wird. Hier der Link:

     

    http://de.richarddawkins.net/foundation_articles/2014/11/10/sechzehn-gute-gr-nde-den-islam-zu-verlassen#

  • An der für heute angeordneten Demo, die sich "Mahnwache" nennt, nehme ich nicht teil.

    Weil ich nicht bereit bin, die unsoziale Politikrichtung der derzeitigen Bundesregierung, der "GroKo", zu unterstützen und zu bestätigen!

    Weil der derzeitige Bundespräsident Joachim Gauck von der derzeitigen Bundesregierung politisch instrumentalisiert wird und schon wieder eine seiner dämlichen "Predigten" im Sinne der schwarzen Politikrichtung unter Angela Merkel halten wird.

    Weil ich nicht bereit bin, die Politikrichtung des türkischen Staatspräsidenten Erdogan zu unterstützen.

    Weil die deutschen muslimischen Verbände sich von der undemokratischen, geradezu autokratischen Erdogan-Politikrichtung und AKP-Politikrichtung nicht distanzieren und auch nicht wagen, sie kritisch zu hinterfragen und zur weltoffenen Diskussion zu stellen.

     

    Ein ganz starkes Signal aus Deutschland wäre, wenn die NPD endlich verboten werden würde!

     

    Ein ganz starkes Signal wäre, der Dresdner "Pegida"-Bewegung, die sich jetzt als Verein gründen will, wenn diesem Verein n i c h t die Gemeinnützigkeit zuerkannt wird, damit Beiträge und Spenden steuerlich absetzbar sind! Dadurch staatlich, finanziell sogar gefördert wird.

  • Die ganzen Heuchler werden versammelt: Von Merkel "Multikulti ist gescheitert" über Gauck bis hin zur Sarrazin-Partei SPD.

  • ach, Gott oder Allah, da müssen erst Menschen sterben, damit die Grossköpfe mal für ein paar Stunden?? so tun, als würden sie an einem Strang ziehen, naja !