piwik no script img

Demo gegen Diskriminierung in KubaSegen für Schwule und Lesben

Raúl Castros Tochter hat in Havanna einen Marsch für Homosexuellen-Rechte angeführt. Zeitgleich gab es symbolische Hochzeitszeremonien mit Priestern.

Transphobie in Kuba: Aktivisten tanzen dagegen an. Bild: reuters

HAVANNA dpa | Im kleinen Pavillon ist es ziemlich laut, daher muss der Priester zum Mikrofon greifen. Die Menschen feiern ihn; ein ungewöhnliches Bild. Reverend Roger LaRade nimmt in Kuba an einer Homosexuellen-Veranstaltung teil. Mit fröhlichen Sätzen erteilt er zwei Männern den göttlichen Segen.

„Wir nennen es 'heilige Partnerschaften'“, erklärt der Priester einer protestantischen Kirche aus Kanada später am Samstag. LaRade ist nach Havanna eingeladen worden, weil sich Dutzende Homosexuellenpaare vor ihm symbolisch das Ja-Wort geben wollen. Im sozialistischen Kuba ist die Homo-Ehe eigentlich verboten.

Die „Hochzeiten“ sind Teil der „Gay-Parade“, die vom Nationalen Zentrum für Sexuelle Erziehung (Cenesex) unter der Leitung von Mariela Castro organisiert wird. Die Tochter von Staatschef Raúl Castro marschiert jedes Jahr an der Spitze des Marsches, der mehr Rechte für sexuelle Minderheiten fordert. Über Tausend Menschen nehmen diesmal am bunten Straßenzug teil.

Mariela Castro kämpft seit langem für die Rechte sexueller Minderheiten auf Kuba. Im vergangenen Jahr machte sie Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass sie Monate zuvor im Parlament gegen ein neues Arbeitsgesetz gestimmt hatte. Die Gesetzgebung tat in ihren Augen zu wenig für den Schutz von Homo- und Transsexuellen am Arbeitsplatz. Für einige Beobachter war es sogar das erste Mal seit 1959, dass ein Parlamentsmitglied gegen ein Gesetzesvorhaben stimmte – in diesem Fall ausgerechnet die Nichte vom Revolutionsführer Fidel Castro.

Schwule in Arbeitslager

Homosexuelle hatten es in den vergangenen Jahrzehnten nicht einfach auf der Karibikinsel. Sogenannte „Abweichler“ wurden in den Jahren nach der Revolution von 1959 oft in Arbeitslager gesteckt. Unter anderem dank der Arbeit von Mariela Castro tritt die Regierung inzwischen aber offiziell gegen Diskriminierung ein.

Die Präsidenten-Tochter ist zuversichtlich, dass ihr Land bald sogar die Homo-Ehe einführen könnte. Vielleicht sei sie mit ihrem letzten Vorschlag für ein neues Familiengesetz zu optimistisch gewesen, sagt sie. „Aber das ist nicht schlecht, denn so steckt man sich neue Ziele“, gibt sie sich kämpferisch.

Viele Menschen wünschen ihr Erfolg. „Das Vorhaben für ein neues Familiengesetz muss endlich aus der Schublade“, fordert etwa Luis Enrique Mederos. Der 47-jährige Grafikdesigner lässt sich am Samstag als einer der ersten von dem kanadischen Priester mit seinem neun Jahre jüngeren Lebensgefährten „trauen“.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • ´n interessanter Artikel aber wieso werden so viele Gänsefüßchen verwendet? "Hochzeiten", „trauen“. Ich vermute, daß die Eheleute mit dieser Zeremonie sehr wohl den Bund für ´s Leben besiegelt haben und nicht vor hatten eine Karnevalsveranstaltung durchzuführen. Zudem: Wenn Homosexuelle in Arbeitslager gesteckt wurden, ist die Formulierung "... hatten es in den vergangenen Jahrzehnten nicht einfach ..." völlig unpassend.

    • @Christian_72:

      Danke.... sehe ich ganz genau so!!