„Deepwater Horizon“-Katastrophe: Öl ging nur ganz langsam unter
Die Bohrinsel „Deepwater Horizon“ ging 2010 in Flammen auf. Hunderte Millionen Liter Öl gelangten ins Meer. Ein großer Teil sank auf den Meeresgrund.
Den Forschern zufolge trieben die Schadstoffe nach der Katastrophe im Jahr 2010 monatelang unterhalb der Wasseroberfläche, wo sie sich mit mikroskopisch kleinen Algen und anderen Ablagerungen verbanden – ähnlich wie beim Hausstaub, der sich zu Wollmäusen zusammenballt. Wie eine Art „Schnee“ unter Wasser seien die umweltschädlichen Stoffe dann in die Tiefe gesunken.
„Wir wussten, dass Öl-Schadstoffe von „Meeresschnee“ nach unten getragen werden können, aber wir hatten nicht erwartet, dass die Schadstoffe so lange im Wasser bleiben würden“, sagte Hauptautor Beizhan Yan vom Lamont-Doherty Earth Observatory der New Yorker Columbia Universität. Er und seine Kollegen sprechen von einem „schmutzigen Blizzard“. Die Ergebnisse zeigten, dass die ökologischen Auswirkungen einer Ölpest länger andauern können als bislang gedacht.
Für die Untersuchung installierte das Forscher-Team im Golf von Mexiko in gut 1.500 Metern Tiefe und rund 100 Meter über dem Meeresboden eine sogenannte Sedimentfalle. Gut sieben Kilometer von der mittlerweile geschlossenen Ölquelle entfernt fing diese ab August 2010 für 14 Monate im Wasser sinkende Partikel auf.
Die Plattform „Deepwater Horizon“ war im April 2010 explodiert. Über Monate konnte das Leck am Bohrloch nicht geschlossen werden – 3,19 Millionen Barrel (je 159 Liter) Öl liefen nach Berechnung eines US-Gerichtes ins Meer. Elf Menschen waren bei dem schweren Unfall ums Leben gekommen.
Einfach verschwunden
Nach der Katastrophe verschwanden die gewaltigen Ölmengen auf ganz unterschiedliche Weise wieder aus dem Golf von Mexiko: Einsatzkräfte schöpften es von der Wasseroberfläche ab, verbrannten es oder lösten es mit Chemikalien auf. Teils wurde das Öl auch an die Küste gespült oder von Bakterien zersetzt. „Aber ein großer Teil, möglicherweise ein Viertel, wird vermisst“, schreiben Yan und seine Kollegen. Ihre Vermutung: Der Rest sank auf den Meeresboden.
Bislang hatten einige Forscher vermutet, dass Schadstoffe am Meeresgrund von natürlichen Ölquellen stammen. Yan und seine Kollegen konnten aber zeigen, dass die Kohlenwasserstoffe im Wasser von derselben Art Schweröl stammen, wie es über Monate an der Bohrinsel ausgeströmt war.
Die Forscher fanden bei ihren Untersuchungen die Stoffe Barium und Olefin, die bei Bohrungen nach Erdöl eine Rolle spielen. Dass in den Proben neben Ölrückständen und dem Ruß brennender Ölteppiche auch der Schadstoff Barium enthalten war, sei ein „Schock“ gewesen, sagte Yan. Denn ursprünglich hatte man vermutet, dass der Schadstoff sich in der Nähe von Bohrplätzen sehr schnell absetzt.
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