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Debatte SchuldenschnittGeld ist nur Geld

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Der IWF hat recht: Man muss die griechischen Schulden streichen. Deutschland und Frankreich sollten dafür zahlen, dass ihre Banken gerettet wurden.

Echt wahr: Mit Geld kann man viel machen. Foto: dpa

D er nächste Streit rund um Griechenland ist bereits in Sicht – und diesmal wird es spannend. Denn der Internationale Währungsfonds (IWF) besteht darauf, dass es zu einem „Schuldenschnitt“ kommt. Dagegen stemmen sich die Euroländer vehement, vorneweg Finanzminister Schäuble.

Diese strategische Konstellation ist neu, denn offenen Krach zwischen den Gläubigern gab es bisher nicht. Doch jetzt werden die Differenzen nicht mehr verdeckt. Erst am Mittwoch hat IWF-Chefin Christine Lagarde wieder klare Kante gezeigt: In einer Online-Pressekonferenz sagte sie, dass ein Schuldenschnitt „unvermeidlich“ sei. Damit wählte sie ein maximales Eskalationswort. Unvermeidlich ist unvermeidlich. Dahinter kann sie kaum noch zurück.

Die griechischen Staatsschulden belaufen sich momentan nominal auf etwa 322 Milliarden Euro. Dies entspricht etwa 180 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung. So viel ist klar. Nicht ganz so klar ist, was genau ein „Schuldenschnitt“ sein könnte. Vor allem zwei Fragen stellen sich: Wie organisiert man ihn? Und wer zahlt am Ende?

Ein eleganter Schuldenschnitt wäre, einfach die Laufzeiten der griechischen Kredite zu verlängern, die Zinsen zu senken – und am Anfang tilgungsfreie Zeiten vorzusehen. Einziges Problem: Diesen Trick hat man schon angewandt, sodass kaum noch Manövriermasse bleibt. Der IWF hat es jüngst vorgerechnet: Momentan zahlt Griechenland im Durchschnitt nur noch 2,3 Prozent Zinsen auf seine Schulden – und ist trotzdem pleite.

Oder andersherum betrachtet: Selbst wenn man die Kredite noch weiter streckt und die Zinsen noch weiter senkt, könnte Griechenland seine Schulden nur bedienen, wenn seine Wirtschaft jährlich um mindestens 1 Prozent wächst. 1 Prozent mag zunächst harmlos klingen. Nach kleinem Fliegenschiss.

Tatsächlich ist aber ein Wachstum von 1 Prozent nicht selbstverständlich. Selbst die USA kamen von 1997 bis 2014 nur auf ein durchschnittliches Wachstum von 1 Prozent pro Kopf – und Griechenland ist längst nicht so leistungsfähig.

Zudem gibt es noch eine weitere Hürde, wie der IWF herausstreicht: Um den Kreditberg stabil zu halten, müsste Griechenland einen jährlichen Primärüberschuss von mindestens 3 Prozent der Wirtschaftsleistung erreichen. Dieses Ziel ist jedoch völlig illusorisch und grenzt an Wahnsinn.

Primärüberschuss meint das Plus im Staatshaushalt, wenn man die Zinszahlungen abzieht. Selbst das reiche Deutschland mit Schäubles „schwarzer Null“ kommt derzeit auf einen Primärüberschuss von nur 0,88 Prozent der Wirtschaftsleistung. Wie sollen die Griechen dann 3 Prozent schaffen?

Lieblingswort „unausweichlich“

Es funktioniert nicht. Diese Drei-Wort-Erkenntnis hat sich beim IWF jetzt durchgesetzt – und wird konsequent zu Ende gedacht. Wenn es bei allen denkbaren Szenarien völlig unrealistisch ist, dass Griechenland seine Kredite bedient, dann bleibt nur eine Option: Ein Teil der Schulden muss gestrichen werden und aus den Büchern verschwinden. Das ist leider „unausweichlich“, wie Lagarde es nennt.

Dieser Plan behagt den europäischen Politikern jedoch gar nicht, weil sie dann ihren Wählern erklären müssten, wer jetzt dafür zahlt, dass die Griechen nicht zahlen können. Man müsste wieder ins Frühjahr 2010 zurückkehren – und über jene Fehler sprechen, die damals gemacht wurden.

Man erinnert sich: Schlagartig wurde vor fünf Jahren klar, dass Griechenland bankrott war. Dies war eine ganz schlechte Nachricht – für die Banken, die der griechischen Regierung insgesamt mehr als 300 Milliarden Euro geliehen hatten. Etwa 100 Milliarden stammten von einheimischen Instituten; der Rest kam aus dem Ausland, vor allem aus Frankreich und Deutschland.

Schon damals stellte sich die Frage: Und wer kommt für den Schaden auf? Gerecht wäre es gewesen, wenn die Banken hätten bluten müssen. Schließlich waren sie doof genug, den Griechen ständig neue Kredite zu gewähren. Aber leider ist Gerechtigkeit manchmal zu teuer, um sinnvoll zu sein.

So war es auch in der Eurokrise: Wenn Griechenland – und kurz darauf Portugal und Irland – einen ungeordneten Bankrott hingelegt und die Banken mitgerissen hätten, wäre höchstwahrscheinlich eine neue Finanzkrise ausgebrochen. Lehman Brothers lassen grüßen. Eine einzige kleine Investmentbank hatte 2008 gereicht, um weltweites Unheil anzurichten.

Das Jahr 2015 ist wie 2010

In Griechenland sprang daher die Eurozone mit ihren Rettungsschirmen ein – und klammerte sich an die Fiktion, dass das Land seine Schulden schon bedienen würde, wenn es nur hart genug spare. Fünf Jahre später weiß man, dass die griechischen Staatsausgaben zwar um 30 Prozent gesunken sind, die Wirtschaft aber genauso stark eingebrochen ist. Ergebnis: Griechenland ist immer noch bankrott, aber viel ärmer.

2015 ist man wieder dort angekommen, wo man 2010 auch schon war: Der Eurozone wird nichts anderes übrig bleiben, als die griechischen Schulden zu streichen. Da hat der IWF völlig recht. So skandalös ist dies übrigens nicht. Letztlich läuft es darauf hinaus, dass Deutschland und Frankreich dafür zahlen, dass ihre Banken gerettet wurden.

Eigentlich wäre es einfach, die griechischen Schulden zu streichen. Denn Geld ist nur Geld. Echter Reichtum ist nicht, was als Zahl auf einem Konto steht – sondern es sind die Güter und Dienstleistungen, die real hergestellt werden. Europa hat sich jedoch in eine Situation gebracht, in der die Wirtschaftsleistung abgewürgt wird, weil permanent gespart wird, um alte Schulden zu bedienen. Zukunft wird geopfert, weil man die Vergangenheit absolut setzt.

Ausgerechnet Deutschland wollte unbedingt, dass der IWF an den Rettungsprogrammen der Eurozone beteiligt wird. Angela Merkel und Wolfgang Schäuble trauten den IWF-Technokraten mehr als den anderen Eurostaaten. Nun sollten sie auch konsequent sein: und brav auf den IWF hören.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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22 Kommentare

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  • Frau Herrmann, ich staune! Nicht nur, dass Sie neuerdings offen eingestehen, dass Griechenland bereits einen "eleganten Schuldenschnitt" durch Verlängerung der Kreditlaufzeiten und Senkung der Zinsen bekommen hat und konstatieren, dass dieser "Trick" leider nicht wiederholbar sein wird. Nein, sie erklären gleich auch noch, dass "Geld nur Geld" und damit gleichsam im Grunde nur bunt bedrucktes Papier sei. Wow! Bei so viel Verwirrung bin ich doch richtig froh, als dann wieder altbekannte Thesen auftauchen, nach denen deutsche und französische Banken doch tatsächlich "doof genug" waren, einem anderen Euro-Mitgliedsstaat und EU-Mitglied die von diesem Land erbetenen Kredite zu gewähren - ein echter Skandal! Wo kommen wir denn da hin, wenn sich jetzt schon Euro-Mitgliedsstaaten gegenseitig vertrauen und Geld leihen?! Dann wird's aber wieder verwirrend, weil jetzt ausgerechnet der IWF die Institution sein soll, die neuerdings für soziale Gerechtigkeit und Wirtschaftswachstum in Griechenland kämpft. Frau Lagarde quasi als Jeanne d'Arc Griechenlands! Sorry, aber ich kann nicht mehr...

  • Herrmann : " Europa hat sich jedoch in eine Situation gebracht, in der die Wirtschaftsleistung abgewürgt wird, weil permanent gespart wird, um alte Schulden zu bedienen. Zukunft wird geopfert, weil man die Vergangenheit absolut setzt."

    Trifftiger wäre es zu sagen : "Die Zukunft" w u r d e (kapitalistisch systemfunktional) durch den

    V o r g r i f f auf zukünftige Mehrwertschöpfung und Gewinne im Wege von Verschuldung bereits verknuspert .

    Was Sie , Frau Herrmann , hier beharrlich propagieren , ist nichts anderes als die Fortsetzung des Verschuldungs(-pseudo-)keynesianismus , sprich : der Geldschöpfung aus dem Nichts . Nur sagen Sie das nicht so . Das Rezept hätte auch eine unverkennbare Ähnlichkeit mit dem perpetuum mobile .

    • @APOKALYPTIKER:

      Das real existierende "Perpetuum Mobile" ist der Zins und die Kapitalrendite, wie Sie eigentlich wissen sollten (siehe "Josefspfennig"). Wenn Geld ein Warentauschmittel (oder auch ein Äquivalent für sonstige Vermögenswerte) darstellt, dann ergibt sich zwanglos, dass ein Negativzins erhoben werden müsste - denn alle Waren verderben im Laufe der Zeit, alle Häuser verwittern...

      Außerdem ist Zins als Lösegeld für zurückgehaltenes Geld volkswirtschaftlich höchst schädlich.

      Und letztlich ist die Giralgeldschöpfung der Geschäftsbanken das wahre Übel - denn sie schöpft Leistung von Wirtschaftssubjekten ab, ohne dafür einen Gegenwert zu erbringen. Und explodiert nebenbei die Geldmenge, erzeugt also Inflation!

      Die ganze Chose um Griechenland ist doch eine "Haltet den Dieb"-Posse, Ablenkungsmanöver von den wirklichen Ursachen dre Krise(n)...

  • Geld ist nicht nur Geld, sondern es repräsentiert Werte.

     

    Im Fall Griechenlands repräsentiert es Schulden oder Forderungen von Geldgebern.

     

    Wenn man das Geld streicht, sind die Schulden/Forderungen immer noch da.

     

    Falls Sie mir nicht glauben wollen Frau Herrmann, dann überweisen Sie mir einfach Ihr Geld (ist ja nur Geld) auf mein Konto. Denn die Zahlen auf dem Konto sind Ihrer Meinung nach ja nicht real...

  • Die Juden haben in ihrer Mythologie eine interessante Idee: Das Joveljahr (Widderjahr). Weil jedes Wirtschaften im Laufe der Jahrzehnte aus den Fugen gerät, sei alle 7 mal 7 Jahre neu anzufangen, indem Schulden gestrichen und das Vermögen (Landbesitz?) neu verteilt wird.

     

    Von einer Umsetzung in die Praxis habe ich nie etwas gehört.

  • "Denn Geld ist nur Geld. Echter Reichtum ist nicht, was als Zahl auf einem Konto steht – sondern es sind die Güter und Dienstleistungen, die real hergestellt werden."

    Wow ! Das nenne ich eine revolutionäre Kapitalismustheorie ! Bisher funktionierte die kapitalistische Produktionsmaschine nur , wenn und solange dabei aus Geld m e h r Geld wurde , und zwar bei Strafe des Unterganges für jedes Unternehmen , welches das (nach begrenzter Überschuldungszeit) nicht mehr schafft . Geld ist eben n i c h t n u r Geld . Es ist d e r Treibstoff des Systems , das sine-qua-non . Es ist das "Ersatzgold" , das nicht beliebig durch Schöpfung f i k t i v e n "Stoffes" via Kredit/Verschuldung ersetzt werden kann , eine Verschuldung , die keine Chance einer Ablösung hat . Das Wissen hierüber liegt der "no-bail-out" Regelung der EU so wie auch der grundgesetzlichen "Schuldengrenze" (richtiger : Defizitgrenze) zugrunde .

    (Übrigens : auch für die Staatschulden Ds von über 2 Billionen besteht - bei gleichbleibenden , geschweige sich verschlechterndenVerhältnissen - null Chance einer vollen Ablösung - ...sie sind "nur" noch Buchgeld . Sie aber als wertlos abzuschreiben , würde dem sofortigen Kollaps des ganzen Systems gleichkommen . Für D kann man auch USA , Japan , England et al einsetzen ...)

    • @APOKALYPTIKER:

      Meine Prognose : Es wird für GR keinen weiteren Schuldenschnitt geben .

      Das Interesse des von den USA dominierten IWF an einem Schuldenschnitt hat "Hintergründe" : Die USA wollen , dass GR im Euro-Raum verbleibt , koste es die Gläubigerländer , was es wolle . "Ist ja nur Geld !" , Griechenland als wichtiges Natomitglied darf nicht untergehen .

      Qui vivra verra , wie die Franzosen sagen ...

  • "Letztlich läuft es darauf hinaus, dass Deutschland und Frankreich dafür zahlen, dass ihre Banken gerettet wurden." Darf ruhig öfter ausgesprochen werden, denn dieser Zusammenhang wird nicht allen eifrigen Lesern klar, scheint mir! Es gibt doch unter Sachverständigen (im wörtlichen Sinne) gar keine Diskussion mehr: Der Schuldenschnitt ist im non-merkelschen Sinne alternativlos. Die traurige Rolle der IWF muss man wohl gar nicht mehr weiter kommentieren. Anmerkung am Rande: Ich hab keinen Bock mehr noch länger von Eurokrise zu lesen. Der Begriff verschleiert die Problematik unnötigerweise.

  • Warum verzichtet der IWF nicht auf die Rückzahlung seiner Kredite an Griechenland.

    Warum sind die Zinsen des IWF deutlich höher (3,5%) als die Zinsen der Euro-Staaten (1,5%).

    Der Vorschlag des IWF hat nur einen Sinn. Er will als Gläubiger sein Geld, also eine Rückzahlung der Kredite, sicher stellen.

  • Endlich weiß ich, was den Menschen vom Tier unterscheidet: Geldsorgen.

    (Jules Renard, frz. Schriftsteller, 1864-1910)

     

    Was der liebe Gott vom Geld hält, kann man an den Leuten sehen, denen er es gibt.

    (Peter Bamm, dt. Schriftsteller, 1897-1975)

  • Eigentlich ist das jedem klar:Geld ist nur Geld, hat bei Finanzkrisen zumeist mit der realen Wirtschaft wenig zu tun. Und Geldchulden sind immer dem Geldvermögen gleich. Und wenn die EZB einem Land einen Kredit zubilligt, dann ist das nur eine Veränderung in den Konten: der "Schuldner" kann über das Geld verfügen, die EZB hat eine Forderung an dieses Land. Da die Realwirtschaft nicht betroffen ist, könnte die EZB diese Forderung einfach vergessen, sozusagen die Staatsanleihe als fiktiv betrachten ohne Zinsverpflichtung und Tilgungstermin, diese nicht an Banken oder sonst wen verkaufen, sondern einfach in ihrem Depot verwahren, bis das Schuldnerland wieder prosperiert und in der Lage ist, diese gestundeten Schulden abzustottern. Aber: je einfacher denken ist eine Gabe Gottes, wie Adenauer meinte, dazu sind Juristen, Ökonomen und Politiker anscheinend unfähig; obwohl das alles seit vielen Jahrzehnten alles den studierten Fachleuten bekannt sein sollte. Wirschaft funktioniert nun mal nur, wenn alles wirtschaftlich Relevante gesetzlich geregelt ist, von der Politk (wem sonst?). Und wenn solche Regelungen nicht zielführend sind, ihren Zweck nicht erfüllen, dann müssen sie halt kassiert werden oder modifiziert; da darf man nicht zulassen, dass sich die Politik aus der Verantwortung schleicht mit mit Ausreden wie TINA oder Sachzwängen. Alles klar?

  • @stroheker claus

    Ja, die andernfalls nötige Bankenrettung hätte auch Geld gekostet, aber anders verteilt:

     

    Die Eigentümer der Banken, die ja zuvor auch prima verdient hatten, mit in Haftung genommen worden. Und mithin der durchschnittliche Steuerzahler nur in viel geringerem Umfange als jetzt (zumal sich durch das gewählte (Nicht)Rettungsmodell, die Schulden auch noch vervielfacht haben).

     

    In welchem Umfang, das hätte natürlich von der Art derBankenrettung abgehangen. Das amerikanische der Zwangskapitalisierung der Institute (AIG oder GM) wäre sicher besser als das deutsche der Staatsbürgschaft (Commerzbank).

     

    Aber das ist ja eh Schnee von gestern. Ich glaube, wenn man rein technisch und vorurteilsfrei auf das schaut, was bisher geschehen ist, dann bleibt kein anderer Schluss als der, das die von uns gewählte Bundesregierung nicht als Vertretung von allen gehandelt hat, sondern ausschliesslich als der regierende Ausschuss des Finanzkapitals. Anstatt auf die Griechen zu schimpfen, sollten wir das einfach zur Kenntnis nehmen.

    • @farinet:

      @Farinet

      Danke für Ihre Antwort.

       

      An Ihrer Antwort ist mir aufgefallen, dass es mir - leider - wieder einmal "gelungen" ist, meine Gedanken und Überlegungen nicht richtig formuliert zu haben.

       

      Ich sehe das auch so (es schmerzt mich jedoch, es schreiben zu müssen), dass die amerikanische Zwangskapitalisierung der richtigere Weg, die deutsche Staatsbeteiligung der falsche Weg ist (der Schmerz kommt daher, dass ich mit dem "american way of live" so meine Probleme habe, und ich an der amerikanischen Politik eher eine reine auf Amerika zentrierte und fokussierte Interessenspolitik erkenne - ähnlich wie bei der Sowjetunion bzw. Russland und China -, die auf (fast) nichts Anderes mehr Rücksicht nimmt; zentrales Beispiel: die Ölquellen sichern, alles Andere interessiert nicht).

       

      Und das unsere Regierung, wenn sie denn überhaupt einen eigenen Standpunkt vertritt (und nicht nur nachquatscht und nachmacht, was die US-Administration vorgibt), ist sie sowieso Handlanger der Finanzinteressen (zwischentlich ist nachgewiesen, dass manche Gesetze oder Gesetzesteile nicht in den Bundesministerien erdacht und geschrieben werden, sondern von Anderen).

       

      Um nun das Bild wieder ein Stück geradezu rücken, nachdem ich es durch meinen ersten Beitrag hier offensichtlich in eine Schräglage gebracht habe, will ich noch sagen, dass ich nicht auf die Griechen geschimpft habe, sondern das Verhalten "der Politik", und vor allem "der Institutionen" gegenüber Griechenland kritisiert habe.

  • Also hatte Wolfgang Schäuble ja doch recht mit seinem Grexit-Szenario - denn juristisch sauber hätte ein Schuldenschnitt, der wirklich nötig ist, nur erfolgen dürfen, wenn GR vorher den EURO verlassen hätte. Und wenn wir als Europa berechenbar bleiben wollen, dann müssen wir uns leider an die von uns selbst aufgestellten Regeln halten, die da sagen, dass es eben keinen Bail-Out geben darf. Mag ja sinnlos sein, aber das ist halt das Regelwerk, welches wir uns gegeben haben. Und als Rechtsstaatler sollten wir die Regeln einhalten - oder sie rechtzeitig ändern. Natürlich braucht GR den Schnitt, anders kann es nicht funktionieren - aber der Schnitt, so er erfolgen würde, wäre leider rechtlich gesehen illegal.

    • @BalouBear67:

      "Also hatte Wolfgang Schäuble ja doch recht mit seinem Grexit-Szenario - denn juristisch sauber hätte ein Schuldenschnitt, der wirklich nötig ist, nur erfolgen dürfen, wenn GR vorher den EURO verlassen hätte."

       

      Juristisch sauber ist beim € bis jetzt noch gar nichts gelaufen. Die Regeln, von denen Hr. Schäuble so gern spricht, wurden auch für D immer wieder den Gegebenheiten angepasst. Nur das macht es möglich, dass D zwar immer noch ein Defizitsünder ist, aber trotzdem den € hat. Warum sollte man die Regeln nicht auch für Griechenland den Gegebenheiten anpassen?

  • Hallo Frau Herrmann,

     

    warum bezeichnen Sie es als "Trick", wenn ein Kreditvertrag im beidseitigen Einvernehmen in seiner Laufzeit so verlängert wird, dass die Tilgung für den klammen Schuldner wieder finanzierbar wird? Ist das nicht ein übliches Vorgehen in solch einer Situation?

     

    Und warum verschleiern Sie mit Ihrem Hinweis auf Deutschland, dass es vor allem die CDU/CSU war, die ihre Zustimmung im Bundestag zur "Hilfe für Griechenland" davon abhängig gemacht hat, dass der IWF auf Seiten der Gläubiger eingebunden wird?

  • Was wäre denn passiert, wenn mit den Krediten, die Griechenland seit Beginn der Finanzkrise als Hilfe gewährt worden sind, nicht zu über 90 % zur Rettung der kreditgebenden Banken verwendet worden wären?

     

    Diese Banken hätten ihre Forderungen gegen GR als uneinbringlich abschreiben müssen.

     

    Die Abschreibungen hätten ein Finanzloch in die Bilanz dieser Banken gerissen; ob sie dadurch in Schieflage geraten wären, kann ich nicht einschätzen; ich vermute jedoch, dass das zumindest bei vielen beteiligten Banken

    passiert wäre.

     

    Ich schätze, dass dieses Finanzloch nicht alleine dadurch hätte ausgeglichen werden können, dass diese Banken für wahrscheinlich mehrere Geschäftsjahre "nur" keine Steuern hätten zahlen

    müssen.

     

    Vielmehr hätten diese Banken auch "aufgefangen" werden müssen durch eine "Kapital-Infusion" der Eigentümer und des Staates.

     

    Was ich sagen möchte: Warum reden wir nur immer so verschwommen davon? Warum sagen wir nicht deutlich, dass auch dies Geld gekostet hätte?

     

    Wäre die ganze Diskussion dadurch nicht ehrlicher?

  • "…Schon damals stellte sich die Frage: Und wer kommt für den Schaden auf? Gerecht wäre es gewesen, wenn die Banken hätten bluten müssen. Schließlich waren sie doof genug, den Griechen ständig neue Kredite zu gewähren. Aber leider ist Gerechtigkeit manchmal zu teuer, um sinnvoll zu sein.…"

     

    Sorry - "gerecht" -

    Sie sind die Bankfachfrau -

    Aber - wenn ich mich recht erinner -

    Wird seit längerem in "schland in Fällen

    der hier beschriebenen Art -

    gegenüber kreditgebenden Banken -

    "gerecht" - nach h.M. anders buchstabiert -

    Als Sie insinuieren - zu recht!

    & Zwar durch den Bankensenat des BGH!

     

    Etwa so -

    Wer sehenden Auges Kredit gibt -

    Obwohl er weiß - daß der Kreditnehmer

    ZinswieTilgungslast aufgrund anderer Verpflichtungen

    nicht leisten kann - ist

    rechtlich nicht schützenswert -

    Seine (vermeintliche) Forderung geht ins Leere.

     

    Ob dies nun als wider billig&gerecht - § 242 BGB -

    ider übers Sozialstaatsprinzip ( so glaube ich - die

    Kammer LG Lübeck mit Wolfgang Nescovic -

    ehe der in den Bankensenat BGH " befördert" wurde)

    (ähnliche Begr. zur Bagatellkündigung des BAG)

    oder eine Kombi - egal.

     

    kurz - gerecht - ist Auslegungssache!!

    &Dieser Lösungsansatz dürfte etwas das

    Blickfeld öffnen & via

    Zockermentalität der Banken -

    damit auch den Blickwinkel für eine tragfähige Sanierung!

    Zocker sind gesamtgesellschaftlich nicht schützenswert -

    & zwar vorrangig.

     

    Anders gewendet -

    Etwas anderes ist doch bei ehrlicher -

    Verursachergestützter Argumentation

    in der Öffentlich gar nicht vermittelbar.

    Nur - müssen es die politisch Verantwortlichen

    endlich auch aussprechen - aus ihrer Wagenburg raus!

    Sich mit den Banken/dem zockenden

    Finanzkapital ernsthaft anlegen.

    Masseltov - uns allen.

    • @Lowandorder:

      Sorry - Asche auf mein Haupt!

       

      Stimme Ulrike Herrmann uneingeschränkt zu.

      Hatte ihre Stelle schlicht

      mißverstanden - ja & zudem

      ihren Beitrag nicht vor meinem Absetzen zur Kontrolle gegengelesen.

      Mist - schlampert!

      Geht gar nicht.

      • @Lowandorder:

        Wieso? Ist doch wahr, was Sie schrieben.

        • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

          ja - klar - aber ich verpennter Trottel -

          hatte U.H. - abwegigerweise ein

          "nicht" gerecht untergeschoben-> Schlichter Knoten im Hirn!¡;)

          ("Seine Kinder aber sagten -

          Vater - du wirst alt!" -;)

          Lieblingszitat unseres Ohl03;))

  • Schuldenschnitt – wäre ein Sinnvoller Schritt.

     

    Aber wer soll denn bitte für die deutsche Bankenrettung gezahlt haben ausser Deutschland?

     

    Ich meine, dass trotz aller EU-Abwicklungsmechanismen die Hauptschuld letztlich bei bei den betroffenen Staaten lag!