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Debatte „Hooligans gegen Salafisten“Die Profi-Leugner

Andreas Rüttenauer
Kommentar von Andreas Rüttenauer

Nach der Kölner Nazidemo geben sich Politik und Polizei die größte Mühe – im Entpolitisieren. Innenminister de Maizière geht vorneweg.

Rechts sehen Bundesadler und -innenminister keine Gefahr Bild: dpa

D utzende verletzte Polizisten, terrorisierte Bürgerinnen und Bürger, die von Glatzen durch die Straßen gejagt werden, antirassistische Aktivistinnen, die vor einem rasenden Mob die Flucht ergreifen müssen, und von regelrechten Plünderungsaktionen betroffene Ladenbesitzer: Das Erschrecken über die „Hooligans gegen Salafisten“, die sich am Sonntag in Köln ins Bewusstsein der Deutschen geprügelt haben, hat die ganze Woche über angehalten.

Doch es war ein Erschrecken auf Krimileserniveau. Denn schon am Tag nach dieser finsteren Demo wurde alles unternommen, um das Geschehen zu entpolitisieren.

Dass da vor dem Hauptbahnhof eine der größten ausländerfeindlichen Manifestationen in der Geschichte der Bundesrepublik stattgefunden hatte, war den Ordnungspolitikern im Land keine Erwähnung wert. Es sei den Hooligans einzig um das Ausleben ihrer Gewaltfantasien gegangen, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière. Ein Rassismusproblem wollte er nicht sehen. Am Ende steht seine Version des Gewaltphänomens Hooliganismus.

De Maizière mag ja recht haben, wenn er sagt, dass die Hooligans ihr Engagement gegen Salafisten nur als Vorwand benutzt hätten. Doch seine Schlussfolgerung, dass es den Männern nur um eine geile Prügelei gegangen sei, die sollte man so nicht stehen lassen. Es ging ihnen darum, ihrem Ausländerhass, ihrem Rassismus freien Lauf zu lassen.

Nationalismus kein Thema

Die Böllerschüsse, das Umkippen des Einsatzwagens der Polizei, die Tritte und Boxeinlagen können nicht losgelöst von den Parolen betrachtet werden, die da gerufen wurden. Doch das „Deutschland den Deutschen“, das auf dem Bahnhofsvorplatz gegrölt wurde, war schnell kein Thema mehr.

Verwunderlich ist das nicht. Würde ein Thomas de Maizière ernst nehmen, was da aus dem sicheren Schutz der 4.500-Leute-Menge abgesondert wurde, ihm bliebe nichts anderes übrig als zuzugeben, dass sich nicht viel geändert hat in den deutschen Behörden, seit das Versagen der staatlichen Organisationen im Umgang mit dem rechten Terror des NSU publik geworden ist. Was am rechten Rand der Gesellschaft passiert, wird immer noch routinemäßig verleugnet.

Die Worte der Entschuldigung, die Bundeskanzlerin Angela Merkel an die Angehörigen der Opfer des NSU richtete, mögen ehrlich gewesen sein. Folgen hatten sie keine. Wo bleibt er, der viel beschworene Kulturwandel in den Sicherheitsbehörden? Wo bleibt die Sensibilität der Geheimdienste bei den Themen Rechtsradikalismus und Rassismus?

Diesen Fragen hätte sich der Innenminister stellen müssen, hätte er die Geschehnisse von Köln politisch interpretiert. Weil er sich um die Antworten drückt, ist aus einer rechten Großdemonstration so etwas wie eine erweiterte Wirtshausschlägerei geworden. Und bei derartigen Einsätzen gegen angetrunkene Gewalttäter verletzen sich schon mal ein paar Beamte. Eine dummdreiste Lesart der Geschehnisse ist das.

Tausend gute Gründe

Mehr als 40 zum Teil schwer verletzte Polizisten waren für Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger nicht genug, um festzustellen, dass Deutschland ein Problem mit rechter Gewalt hat. Stattdessen hat er nichts Besseres zu tun, als das Motto der Veranstaltung zu interpretieren und festzustellen, dass die Menschen in Deutschland die Bedrohung durch salafistische Dschihadisten sehr ernst nehmen.

Es gibt gewiss genug Gründe, sich den gewaltbereiten Salafisten in Deutschland in den Weg zu stellen. Es gibt aber mindestens ebenso viele gute Gründe, sich endlich einmal ernsthaft mit der Bedrohung durch rechtsradikales und rassistisches Gedankengut in der biodeutschen Gesellschaft auseinanderzusetzen.

Dass sich in dieser Hinsicht bald etwas tun könnte, muss bezweifeln, wer verfolgt hat, wie die rechte Horrorshow von Köln von den Verantwortungsträgern in ein sinnfreies Gewaltspektakel uminterpretiert worden ist.

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Andreas Rüttenauer
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28 Kommentare

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  • Vielen Dank für die sehr klaren Worte, Andreas Rüttenauer. Das gilt vor allem für die Klassifizierung "dummdreiste Lesart".

     

    Allmählich frage ich mich, ob dieser Bundesinnenminister vielleicht bewusst oder unbewusst alle "Ausländerfeinde" als Verbündete im Kampf gegen die "Asylantenschwemme" betrachtet.

  • Es ist nicht das erste Ereignis, bei dem ein Innenminister der CDU total unprofessionell mit dem Rechtsextremismus umgeht. Die Lehren aus dem NSU-Skndal scheinen jedenfalls nicht sonderlich tief zu sitzen. Immer noch wird das Thema Rechtsextremismus bagatellsieiert statt angegangen.

  • naja, seien wir mal ehrlich, auch in der Linken Szene gibts die Radikalen, die sogar von den friedlichen Demonstranten geschützt werden, erinnere mch speziell an Nov 1982, Schacht Konrad, vorbeifahgrende Autos wurden mit Stahlkugeln beschossen usw, also, es gibt eben Trupps auf allen Seiten , dei von Randale zu Randale fahren, obs bei Fussball oder "politischen " Demos ist, Hauptsache Ranadale und weder di Fussballclubs noch die politischen Parteien scheinen das gross zu interessiern!

    • @Georg Schmidt:

      Hallo! Nicht schon wieder vom Rechtsradikalismus ablenken! Diese Herangehensweise hat hier schon etliche Menschenleben gekostet.

  • Die Erwartungen und Hoffnungen, die hier in den Staat und dessen Lernfähigkeit gesetzt werden, sind einigermaßen naiv. Der Hauptgrund, warum sich Leute wie der Innenminister so äußern und die Gewalt entpolitisieren, liegt darin, dass der Naziterror die extremste Ausformung einer Politik ist, die aus der Mitte der Gesellschaft kommt und die auf anderer Ebene von staatlichen Behörden vollzogen wird. Nazis morden, der Staat schiebt ab - das ist das gleiche Rassistenpack! Der Innenminister kann daher nicht eingestehen, dass die Nazis rassistisch motiviert handeln - er müsste sonst auch eingestehen, dass die rassistische Praxis des Staates wesensverwandt mit dem Terror der Nazis auf der Strasse ist. Aber der "ganz normale" Rassismus und Nationalismus des Staates und von Mainstream-Rechtsextremen wie Sarrazin und Co. wird von viel zu vielen Menschen hingenommen und gutgeheissen, die sich vielleicht sonst erschrecken, wenn Nazihools auf der Strasse Terror machen, weil "das geht dann doch irgendwie zu weit".

  • absolutely

  • Good comment !

  • Der Unterschied von Rechts- und Linkssterroristen?

     

    "Die einen zünden Ausländer an, die anderen Autos. Und Autos sind schlimmer, denn es hätte meines sein können. Ausländer besitze ich keine....” (Das Känguru von Marc Uwe Kling)

  • Hooligan Trends. Gibt es da schon einen gemeinsamen Herbst-Katalog mit der AfD? Hier kann man ja auch schon seit lange kostengünstig das T-Shirt "Flagge zeigen für Deutschland" erwerben: http://www.mir-geht-ein-licht-auf.de/T-Shirt-Flagge-zeigen-mit-Fussball

    Wäre bestimmt Versandkostensparend! Alles ein Pack, quasi.

  • Genau das gleiche wie früher in der "Ostzone". Offener Nationalsozialismus wird entpolitisiert und als "Rowdytum" bzw. "Hooliganism" ausgegeben wärend sich der Staatsschutz um die wahre Opposition kümmert.

    Die Sicherheitsorgane wissen natürlich ganz genau welche Truppe im richtig echten Ernstfall auf der richtigen rechten Seite steht. Weimar lässt grüßen.

    Davor war es das gleiche Spiel in Weimar. Solange die Schlägertruppen die rechte Seite vertreten, handelt es sich um etwas übertriebenen Patriotismus. Ansonsten ist es gemeingefährlich.

    • @Andreas Säger:

      Ja, nur beschämend ist ja, dass WIR dort nicht (mehr) leben. Was machen und denken bloß all die anderen "Deutschen"?

       

      Vermutlich haben alle keine Zeit, entweder weil sie im Turbo-Abi-Bachelor-Studium stecken oder schon in der "Rushour" des Lebens mit Familie und mehreren Vollundmehrzeitjobs oder sind ALG II-Empfänger, die auch keine Zeit und Geld haben, um sich um "Probleme" anderer zu kümmern. Es wird schon jeder von denen/uns, die meinen keine Nazis/Rechte zu sein, eine gute Ausrede haben, um einfach später sagen zu können: Wir haben das ja nicht wissen können oder ist ja nicht unsere Aufgabe gewesen.

       

      Es sind einfach alle so am Rödeln, dass uns recht egal ist, wer unser Land regiert und ggf. auch wer was gegen Andersdenkende hat - Hauptsache mein Auto brennt nicht und meinen Kindern passiert nichts, für den Rest habe ich keine Zeit und keine Nerven frei.

  • http://www.rbb-online.de/politik/beitrag/2014/10/hooligan-demonstration-berlin-10000-teilnehmer-erwartet.html

     

    "Für eine am 15. November in Berlin geplante Hooligan-Demonstration hat der Veranstalter offiziell rund 10.000 Teilnehmer angemeldet.

     

    ...

     

    Nach den Hooligan-Krawallen in Köln geht die Deutsche Polizeigewerkschaft davon aus, dass in Zukunft Verbote derartiger Aufmärsche eher vor Gericht Bestand haben. Derzeit werten die Beamten Bilder und Videos der gewalttätigen Kölner Hooligan-Demonstration am 26. Oktober aus. Auch Beamte der Berliner Polizei waren vor Ort und machten zahlreiche Teilnehmer aus der Berliner Hooligan-Szene aus, sagte der Berliner Polizei-Sprecher Thomas Neuendorf. Mit dem gesammelten Material der Polizei vom Wochenende könnten Richter überzeugt werden, dass es sich bei der Verbindung von Hooligans mit Rechtsextremisten um keine politische Bewegung handelt, so der Bundesvorsitzende Rainer Wendt, am Mittwoch dem rbb. "Sondern um Krawallmacher, die die Konfrontation mit der Polizei suchen, die Andersdenkende verfolgen und die auf nichts weiter aus sind als auf Gewalt.""

  • Teil I:

     

    Ja, es ist bitter notwendig, dass da mal genau hingeschaut und auch gehandelt wird.

     

    Aber nicht zuletzt lebt und arbeitet Th. de Maiziere schon seit 1990 in der ehemaligen DDR und da seit langem nun schon in Sachsen und ist CDU-Mitglied etc.

    Fragen Sie doch bitte mal die Vereine in Sachsen, die versuchen das Thema offensiv anzugehen und auch publik zu machen.  Die bekommen Drohungen von CDU-Bürgermeistern aus der Sächsischen Schweiz, dass sie schon dafür sorgen werden, dass den Vereinen die Gelder gekürzt werden, wenn sie nochmal öffentlich sagen, dass Vorfälle rassistische Hintergründe gehabt haben können. DENN DAS SCHADET DEM TOURISMUS!

     

    Und überhaupt hat Sachsen und auch Deutschland doch kein solches Problem! Noch nicht verstanden? Da gibt es angeblich immer nur diese "Spinner", die das immer wieder sagen und so einen Hehl daraus machen. Die sollten mal lieber arbeiten und brav sein...

    • @Hanne:

      Teil II:

       

      25 Jahre nach dem "Mauerfall" hat Gesamtdeutschland eine ehemalige DDR-Bürgerin und -Sympathisantin als Bundeskanzlerin, ebenso einen solchen Bundespräsidenten und dann auch noch diverse Minister aus CDU/CSU, die anscheinend immer nur gelernt und gelebt haben, alles, was nicht sein darf, auch nicht sehen zu wollen bzw. entsprechend zu leugnen. Ich finde das sehr gefährlich. Zumal die, die, die tatsächlich "Gefahren" aus dem eigenen "Volk" für den Rechtsstaat ausmachen können und diese auch als Problematik ansprechen, mit aller Härte genau von diesen Politikern entsprechend kriminalisiert werden.

       

      Mich erinnert das schon sehr an die zwei bisher letzten deutschen Diktaturen. Keiner hat was mitbekommen, alle waren nur brav und artig und ja die "bösen" Unruhestifter und Freigeister wurden eben bestraft und eingesperrt. So geht das doch, oder?! Geht es auch anders? Ich bitte um Nachhilfeunterricht für ranghohe Politiker im Probleme offen ansprechen und eben angehen dieser. Verdrängen und vertuschen hat noch nie was gebracht. Der Preis war mittel- und langfristig immer ein sehr hoher!

      • @Hanne:

        Dem Tourismus schadet sowas garnicht. Ich war vor einiger Zeit in einem Ort in Sachsen wo NPD > 30% gewählt wird. Der war voll mit Touristen aus Süddeutschland, z.T. Dauergäste die jedes Jahr wiederkommen.

        Ach so, und Politiker die Probleme offen ansprechen werden nicht mehr wiedergewählt.

        Sowas kommt von sowas.

        • @MussManNichtWissen:

          Ja, das glaube ich Ihnen sehr gerne, aber die Bürgermeister solcher Orte, dann doch irgendwie CDU-Mitglied, fürchten gerade deswegen ja die SCHLAGZEILEN in der Presse. Denn die kommen dann bei vielen Touristen dann doch nicht so gut an bzw. schrecken neue ab. Aber wenn ansonsten alles schön und ruhig ist, dann kümmert den "Normalbürger" auch die Wahlergebnisse eines solch "netten" Ortes nicht.

           

          Ich habe auch den Eindruck, dass die, die schon immer im Westen leben und irgendwie grün-links eingeordnet werden können, gar nicht hören wollen, dass es diesbezüglich nach 25 Jahren immer noch massive Probleme und vor allem Einstellungen gibt. Nach dem Motto "Nein, wir haben doch keine Vorurteile" und "Das kann doch jetzt nicht mehr sein, da übertreibst Du doch aber".

  • Erneut muss festgestellt werden:

    Dieser Staat hat und hatte nie ein Problem mit rechter Gewalt und schon gar nicht mit nationalsozialistischem Gehabe. Er baut im Kern bis heute darauf auf. Das einzige, was Thomas de Maizière für erwähnenswert hielt, war der Alkoholkonsum der Teilnehmer dieser Pogrom-Übung.

    • @Rainer B.:

      "Das einzige, was Thomas de Maizière für erwähnenswert hielt, war der Alkoholkonsum der Teilnehmer dieser Pogrom-Übung."

       

      Da findet er sich halt persönlich wieder.

      • @Dudel Karl:

        Oder nur da nicht.

        • @Rainer B.:

          Hm... könnte auch sein.

  • "Mehr als 40 zum Teil schwer verletzte Polizisten" werden auf einmal als Problem empfunden.

     

    Da komme ich gerne nach einem der nächsten Fußball-Highlights oder nach einer Anti-G-tralala-Demo drauf zurück!

  • tja - so isser -

     

    unser

    IM kleinblindieFriedrich eloquenze -

     

    der öberschte Polizist -

    als Sicherheitsrisiko für den

    demokratisch-sozialen Rechtsstaat

  • Dem ist nichts hinzuzufügen.

    • 4G
      4845 (Profil gelöscht)
      @Dudel Karl:

      Warum tun sie es dann???

      • @4845 (Profil gelöscht):

        Damit Sie sich über etwas aufregen können.

        • 4G
          4845 (Profil gelöscht)
          @Dudel Karl:

          Wie selbst los...

        • @Dudel Karl:

          Danke dafür.

          • 4G
            4845 (Profil gelöscht)
            @DasNiveau:

            Beruhigen Sie sich wieder.

            Ich reg michnämlich gar nicht auf.

            Ich wundere mich nur über so einen Unsinn.