Der Beitrag von Reinhard Kahl passt ja wieder einmal wie die Faust aufs behandlungsbedürftige Auge der deutschen Bildungspolitik; vielen Dank für diesen längst fälligen Befreiungsschlag! Unwillkürlich fällt mir der Satz aus einem Roman von Dostojewski ein: "Die Schönheit wird die Welt retten...". Endlich weist ein Pädagoge mit Herzensbildung, wie mir scheint, ausdrücklich auf die Bedeutung "weicher" nichtsdestotrotz elementarer Faktoren wie eben menschenwürdigen Lebens-Raum, gegenseitiges Vertrauen, Netzwerke der Hilfsbereitschaft und Kooperation hin, die nachweislich ja auch biologisch betrachtet evolutionswichtig waren und sind. Es wird höchste Zeit, wieder Elemente der Lebensreform und auch der Waldorfpädagogik in die Debatte zu werfen gegen eine einseitige materialistische, sozialdarwinistische und elitäre Denkungsart im Dienste des Profits und der Karriere weniger. Allerdings finde ich in Reinhard Kahls ansonsten glänzenden Beiträgen ein Haar in der Suppe:
Immer ist nur von Kitas, Schulen und Unis die Rede und niemals von den öffentlichen Bibliotheken, die gerade für die frühkindliche und für die autodidaktische Bildung aller Bevölkerungsschichten unschätzbare Arbeit leisten.
In angelsächsischen und skandinavischen Ländern mit ihrer längeren Demokratietradition sind öffentliche Bibliotheken keine freiwilligen kommunalen Leistungen wie bei uns und deswegen entsprechend besser ausgestattet. Büchereien werden dort nicht so stiefmütterlich oder gar abschätzig von Kommunal- und Bildungspolitikern in die Schmuddelecke der freiwilligen Leistungen (mit stillschweigendem kw-Vermerk)gedrängt und erfreuen sich größerer Beliebtheit als hierzulande, wo Bildung in alter obrigkeitsstaatlicher Tradition verordnet wird,anstatt individuelles Anliegen zu sein.
Hier sehe ich noch großen Handlungsbedarf für die Zukunft! Darum bitte,lieber Herr Kahl, schweigen gerade Sie,nicht auch Sie die Büchereien tot, die gerade in Zeiten des Staatsbankrotts so schwer zu kämpfen haben! Es sind Bildungspartner im Spiel, nicht nur drei!
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