piwik no script img

De Maizière in AfghanistanAlle drei Monate Besuch vom Chef

Verteidigungsminister de Maizière ist zu seinem dritten Besuch in Afghanistan eingetroffen. Dieses Mal stehen Gespräche mit den Verbündeten der Bundeswehr am Hindukusch im Vordergrund.

Posen im Kriegsgebiet: Verteidigungsminister De Mazière in Afghanistan. Bild: dapd

MASAR-I-SHARIF dpa/afp | Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) ist in der Nacht zum Sonntag zu seinem dritten Truppenbesuch in Afghanistan binnen eines halben Jahres eingetroffen. Im regionalen Hauptquartier der Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe (ISAF) in Masar-i-Scharif informierte er sich zunächst über die Lage in Nordafghanistan, wo die Bundeswehr die Führungsrolle hat.

De Maizière will am Sonntag auch mit den Verbündeten sprechen. Neben Deutschland und den USA sind in den Nordprovinzen Soldaten aus 16 weiteren Ländern im Einsatz. "Wir tragen Verantwortung auch für die Soldaten dieser Nationen", sagte der Minister.

De Maizière will die anstehenden Entscheidungen über den schrittweisen Abzug aus Afghanistan in enger Abstimmung mit den Partnern treffen. "Wir können weder fachlich noch politisch alleine eine verantwortbare Entscheidung treffen, die die Regierungen dieser Verbündeten vor vollendete Tatsachen stellt."

Die USA wollen ihre Afghanistan-Truppe von rund 100 000 Soldaten bis Mitte 2012 um ein Drittel verringern. Der Abzug der deutschen Soldaten soll zum Jahreswechsel beginnen. Die endgültige Entscheidung soll der Bundestag im Dezember oder Januar im Zuge der Mandatsverlängerung treffen.

Kompletter Abzug bis 2014

Wie viele Soldaten in einem ersten Schritt abgezogen werden sollen, ist noch offen. Anfang Oktober wollen die Verteidigungsminister der Truppensteller am Rande eines Nato-Treffens in Brüssel das weitere Vorgehen besprechen. In der Bundeswehr wird eine schnelle Truppenreduzierung äußerst skeptisch gesehen. Ende 2014 sollen keine internationalen Kampftruppen mehr in Afghanistan sein.

De Maizière hat sich vorgenommen, die Truppen in Afghanistan alle drei Monate zu besuchen. Er wolle nicht nur über "schriftliche Vermerke" über den Einsatz unterrichtet werden, sagte er. Zum ersten Mal war der Minister Ende März nur wenige Wochen nach seinem Amtsantritt dort. Der zweite Besuch folgte im Juni. Bei seiner jetzigen dritten Reise wird er vom Vorsitzenden des Bundeswehrverbandes, Ulrich Kirsch, begleitet.

Die Sicherheitslage in Afghanistan hat sich nach Einschätzung der ISAF in den vergangenen Monaten verbessert. Allerdings sind den Taliban mehrere spektakuläre Anschläge gelungen. Ende Mai wurde mit dem deutschen Regionalkommandeur Markus Kneip erstmals ein Isaf-General bei einem Anschlag schwer verletzt. Der Polizeichef für den Norden, mehrere weitere Afghanen und zwei Bundeswehrsoldaten wurden getötet. Anfang August schossen die Taliban im Osten Afghanistans einen US-Hubschrauber ab.

Am vergangenen Dienstag griffen Aufständische von einem Rohbau mitten in Kabul aus das Diplomatenviertel an und beschossen unter anderem die US-Botschaft und das Nato-Hauptquartier mit Granaten. Die Kämpfe dauerten mehr als 20 Stunden, 24 Menschen kamen ums Leben.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!