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De Maiziere gegen AlarmismusMigrantische Lehrer gesucht

Alarmismus sei nicht hilfreich, die bestehenden Programme müssten ausgebaut werden, sagt Thomas de Maizière. Man brauche deutlich mehr Lehrer mit Migrationshintergrund.

Eine Lehrerin an der Katharina-Henoth Gesamtschule in Köln. Bild: dpa

BERLIN taz | Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat am Mittwoch das "bundesweite Integrationsprogramm" vorgestellt, das vom Bundeskabinett verabschiedet wurde. Konkret werden darin mehr Integrationskurse, die zu einem großen Teil aus Sprachkursen bestehen, und mehr Lehrer mit Migrationshintergrund gefordert.

Doch vor allem fasst das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in dem Programm zusammen, welche Maßnahmen für Integration es bereits jetzt auf Bundesebene, in den Ländern und Kommunen gibt. Mit diesen Erkenntnissen soll die Integrationsförderung besser koordiniert und wenn möglich gestrafft werden. Von den bestehenden Maßnahmen sei die Sprachförderung am wichtigsten, sagte de Maizière. So sei eine Sprachstandfeststellung in der Kita noch nicht in allen Bundesländern üblich. Die Integrationskurse würden sehr gut genutzt, wobei de Maizière eine Quote von 30 Prozent, die nicht teilnehmen oder abbrechen, als "unbefriedigend" bezeichnete. Allerdings gebe es auch viele persönliche Gründe wie Krankheit.

De Maizière sagte, er betrachte das Integrationsprogramm als "Beitrag zur Sachlichkeit" in der aktuellen Debatte um Integration. Er wolle keine Probleme verschweigen, Alarmismus sei aber nicht hilfreich. Politiker müssten im Gegensatz zu Buchautoren wie Thilo Sarrazin "sachlich, wahrhaftig und fair" diskutieren. Die Zahl der Schulabbrecher sei unter Migranten mit 15 Prozent fast dreimal so hoch wie unter Herkunftsdeutschen.

Nach einer Studie im Auftrag des Innenministeriums seien etwa zehn bis fünfzehn Prozent der muslimischen Migranten "integrationsunwillig". "Aber wir haben einen ganz großen Anteil von muslimischen Migranten, die sehr integrationswillig sind", betonte de Maizière. Bei einem Teil gebe es Probleme, besonders stark allerdings auch bei Spätaussiedlern. Der Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, Albert Maximilian Schmid, gab zu bedenken, dass die Hälfte der muslimischen Migranten in deutschen Vereinen engagiert sei. Sarrazin verbreite Angst, indem er Probleme skizziere, ohne die Lösungen zu schildern. "Die Probleme sind aber lösbar", sagte Schmid.

Die integrationspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Bundestag, Aydan Özoguz, sagte, mehr Integrationskurse und Lehrer mit Migrationshintergrund seien längst überfällig. Die Regierungskoalition habe jedoch bislang nichts dafür getan.

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4 Kommentare

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  • S
    Seelenklempner

    Auf solch unkonstruktive und gar ausländerfeindliche Leserkommentare auf Stammtischniveau kann man getrost verzichten! Sie sind eine Zumutung für eine Gesellschaft, die auf Demokratie und Gleichberechtigung basieren sollte! Es ist immer wieder aufs Neue enttäuschend und vor allem beschämend, wie manche meiner Landsleute ewig gestrig bleiben. Der Kommentar von Seelensammler geht völlig am Thema vorbei: staatlich geprüfte Lehrer "mit Migrationshintergrund" können in aller Regel auf eine erfolgreiche eigene Integrationsgeschichte zurückblicken; sie können eine Vorbildfunktion für Migrantenkinder einnehmen und so zur erfolgreichen Integration weiterer Zuwanderergenerationen beitragen. Mit solchen Vorbildern machen Migrantenkinder nicht nur die bisherige Erfahrung der Ohnmacht und Perspektivlosigkeit, sie erkennen vielmehr, dass sozialer Aufstieg durchaus möglich ist, sollte man entsprechende Leistungen erbringen! Der besagte Beitrag lässt eine krankhafte, panische Angst vor "Überfremdung" erkennen, und erinnert an das Herrenmenschendenken der düstersten Epoche deutscher Geschichte.

     

    Seelensammler schrieb: "Eine Balkanisierung, Gettos oder Enklaven werden das Miteinander verbessern. Geschichtliche Beispiele zeigen, wie glücklich Menschen dann zusammenleben." Diese Aussage zeugt von einer Ignoranz sondergleichen. Gerade Lehrer mit Migrationshintergrund können einer Ghettoisierung entgegenwirken. Zudem zeugt das kanadische Beispiel in der Tat davon, dass Menschen unterschiedlichster Hintergründe "unglücklich" zusammenleben! Lächerlich!

  • GB
    gesucht? Bitte...

    Heuchlerischer gehts wohl kaum. Gesucht werden keine Lehrer mit Migrantenhintergrund, denn ansonsten würden ausländische Abschlüsse und Studien anerkannt und dürften Frauen mit Kopftuch unterrichten, es gibt genug Akademiker, aber unsere Regierung möchte nicht, dass "die" unsere Kinder unterrichten. Alles nur blabla, wie in allen Angelegenheiten.

  • S
    Seelensammler

    Neben den Lehrern fehlen noch migrantische Polizisten, Verwaltungsangestellte und Gebiete, die unter die Autonomie ausländischer Regierungen gestellt werden. Eine Balkanisierung, Gettos oder Enklaven werden das Miteinander verbessern. Geschichtliche Beispiele zeigen, wie glücklich Menschen dann zusammenleben.

  • L
    lope

    Sie sollten lieber nach fähigen Lehrern suchen!