Datenschutz bei Facebook: Schluss mit Gesichtserkennung

Nach jahrelanger Kritik schaltet Facebook sein Gesichtserkennungssystem ab. Die Datensätze von mehr als einer Milliarde Menschen werden gelöscht.

Ein Gesicht guckt auf ein Smartphone, auf dem Facebook steht

Mit Datenschutz begründet Facebook seine neueste Entscheidung Foto: reuters

SAN FRANCISCO AP/AFP | Der Facebook-Betreiber Meta will sein Gesichtserkennungssystem künftig stoppen und entsprechende Daten von mehr als einer Milliarde Nut­ze­r:in­nen löschen. Das Unternehmen begründet den Schritt am Dienstag mit Datenschutzbedenken. Es handele sich um eine der größten Änderungen im Umgang mit Gesichtserkennung in der Geschichte der Technologie, schrieb Jerome Pesenti, Vizepräsident für künstliche Intelligenz bei Meta, in einem Blogbeitrag. Man versuche, positive Fälle bei der Nutzung des Systems „gegen wachsende gesellschaftliche Bedenken“ abzuwägen, vor allem da Regierungsbehörden bisher keine klaren Regeln aufgestellt hätten.

Mehr als ein Drittel der täglich aktiven Face­book­nut­ze­r:in­nen haben in den Nutzungsbedingungen eingewilligt, dass ihre Gesichter vom System erkannt werden können, also rund 640 Millionen Menschen. Schon in den vergangenen Jahren hatte das Netzwerk die vor mehr als zehn Jahren eingeführte Technik zurückgefahren. So wurde 2019 die Funktion abgeschafft, mit der Facebook-Freunde von Nutzern auf hochgeladenen Fotos identifiziert und auf einen automatischen Vorschlag „markiert“ werden konnten. Wegen der Markierungsoption war Facebook im US-Staat Illinois verklagt worden.

Die Entscheidung kommt in einer für den Konzern schwierigen Zeit. Seit Wochen wird über das Unternehmen kritisch berichtet, nachdem die Whistleblowerin Frances Haugen Unterlagen durchgestochen hatte. Diese legen nahe, dass Zuckerberg und seine Firma wissentlich zu wenig gegen Hassbotschaften, Fake News und andere schädliche Inhalte auf der Plattform unternommen haben.

Facebooks jüngster Schritt „ist ein gutes Beispiel für den Versuch, Produktentscheidungen zu treffen, die gut für die Nutzer und das Unternehmen sind“, sagte Kristen Martin, Professorin für Ethik und Technologie an der University of Notre Dame im US-Staat Indiana.

Ganz aufgeheben will das Unternehmen den Einsatz der Technologie jedoch nicht. Facebook sehe weiterhin Einsatzmöglichkeiten etwa für die Anmeldung bei einem Account oder das Entsperren eines Geräts, hieß es weiter. Daran werde auch weiter gearbeitet – mit gebührender Transparenz für die Nutzer:innen.

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