Datenschutz-Klage gegen die Bahn: Bahn-App mit umstrittenen Diensten
Datenschützer:innen klagen, weil die DB-App Anbieter wie Google und Adobe einbindet. Die Bahn hält dagegen: alles legal.
Die Klage hat eine Vorgeschichte: Bereits im Frühjahr hatte der IT-Sicherheitsforscher Mike Kuketz die App DB Navigator untersucht. Einer seiner Kritikpunkte: Auch bei Auswahl der datenschutzfreundlichsten Einstellung, also „Nur erforderliche Cookies zulassen“, würden etwa bei einer Reiseauskunft persönliche Daten wie Anzahl der Reisenden, Abfahrtszeit, Start- sowie Zielbahnhof und ob ein Kind mitfährt, nicht nur an die Bahn übermittelt. Sondern auch an Adobe.
Für die Nutzenden sei die Datenweitergabe weder nachvollziehbar, noch hätten sie die Möglichkeit, diese abzustellen. Mit einem offenen Brief forderten Kuketz und Digitalcourage die Bahn damals dazu auf, die Datenweitergabe abzustellen. Auch die Stiftung Warentest kam im Juni zu dem Ergebnis: „DB Navigator übermittelt mehr Daten als nötig“.
Die Bahn widerspricht nicht der Einbindung der Dienstleister an sich. Wohl aber dem Vorwurf, dass es sich hier um eine illegale Weitergabe von Daten handle. Die Einbindung der Anbieter sei vielmehr „erforderlich“ für das Funktionieren und die Stabilität der App. „Keiner der Anbieter ist in der Lage, die Daten an anderer Stelle oder gar zu eigenen Marketingzwecken einzusetzen“, erklärt eine Bahn-Sprecherin. Auch ein Nachverfolgen von Kund:innen über mehrere Webseiten hinweg sei nicht möglich.
Die Frage, was in welchem Umfang erforderlich und damit zulässig ist, wird nun das Landgericht Frankfurt entscheiden müssen. Anwalt Hense rechnet damit, dass das Verfahren in erster Instanz in weniger als einem Jahr abgeschlossen sein wird. Schließlich seien die Fakten nicht umstritten und die grundsätzliche Frage der Erforderlichkeit bereits umfangreich gerichtlich geklärt.
Wer den eigenen Apps schon vorher ein paar Fesseln anlegen möchte, dem empfehlen Datenschützer:innen Open-Source-Apps wie AdAway, Blokada und TrackerControl, die das Erkennen und Blocken von Tracking-Inhalten erlauben. Die Anwendungen sind im Open-Source-App-Store F-Droid erhältlich.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Zweite Woche der UN-Klimakonferenz
Habeck wirbt für den weltweiten Ausbau des Emissionshandels
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Angeblich zu „woke“ Videospiele
Gamer:innen gegen Gendergaga