Das kommt am 1. Mai in Berlin: Die Revolution fährt Rad
Das „Quartiersmanagement Grunewald“ organisiert am 1. Mai den Fahrradkorso in den Grunewald: für die Umverteilung von Reichtum.

Auf dem Grunewalder Johannaplatz wird es zudem eine mehrstündige Kundgebung geben, die teilweise im Livestream „Radio Freies Grunewald“ übertragen wird. Anschließend sollen die vereinigten Fahrradkorsos gemeinsam den Rückweg über die A100 antreten, wo sie schließlich pünktlich beim Startpunkt der Revolutionären Abenddemo endet. „Wir sehen uns als riesigen Zubringer“, erklärt Frauke Geldher vom Quartiersmanagement. Bei dem Namen handelt es sich um ein Pseudonym, mit dem die Gruppe gegenüber der Presse auftritt.
Samstag, 30. April
Von der Krise zur Enteignung
Kiezdemo „Hände weg vom Wedding“. U-Bahnhof Leopoldplatz, 15 Uhr
Take back the Night
FLINTA* (Frauen, Lesben, Inter, Nonbinary, Trans, Agender-Personen) – exklusive Demo. Mauerpark, Eingang Bernauer Straße, 20 Uhr
Sonntag, 1. Mai
DGB-Gewerkschaftsdemo
Nach zwei Jahren Pandemiepause findet erstmals wieder die traditionelle Gewerkschaftsdemo statt. Es wird auch einen radikalen klassenkämpferischen Block geben. Alexanderplatz 10.45 Uhr, Kundgebung Platz des 18. März 12 Uhr
Umverteilung oder Barbarei
Das „Quartiersmanagement Grunewald“ ruft zum Protest im Villenviertel auf. Drei Fahrradkorsos und eine Kundgebung. Treffpunkte der Fahrradkorsos zwischen 10 und 11 Uhr: Gesundbrunnen, Laskerstraße nahe Ostkreuz, Hohenstaufenplatz Neukölln. Kundgebung am Johannaplatz in Grunewald, 12 bis 16 Uhr. Die Fahhradkorsos enden gegen 17.30 Uhr in Neukölln
Revolutionäre 1.-Mai-Demo
Dieses Jahr unter dem Motto „Yallah Klassenkampf – No war but class war“. Kundgebung Hertzbergplatz ab 16.30 Uhr. Start der Demo 18 Uhr. Endpunkt Oranienplatz. (taz)
Dabei stellt der 1. Mai nur den Höhepunkt der ganzjährigen Bemühungen der Gruppe dar, den „abgehängten Problembezirk“ in die „solidarische Gesellschaft zu integrieren“, wie es auf der Webseite ironisch heißt. Zuletzt haben die Aktivist:innen einen „Audio-Walk“ produziert, mit dem auch an anderen Tagen des Jahres Ortsfremde in den Stadtteil im Südwesten der Stadt gelockt werden sollen. Schließlich gilt es, die „soziale Mischung“ in dem Bezirk wiederherzustellen.
Doch bei allem Augenzwinkern, das Kernanliegen der mygruni-Initiative ist ein ernsthaftes: „Wir betrachten das nicht als Satire“, stellt Geldher klar. Die Reichen seien zwar Ursache des Problems, könnten aber auch Teil der Lösung sein. Tatsächlich habe das Quartiersmanagement schon einige ernst gemeinte Anfragen von Einwohner:innen im Grunewald bekommen, die sich nach sozialverträglichen Investionsmöglichkeiten für ihr Vermögen erkundigen wollten, berichtet Geldher. Auch die Vermögenden-Initiative „Tax Me Now“, die für eine höhere Vermögensteuer wirbt, unterstützt in diesem Jahr die Aktion.
Thematisch sieht das selbsternannte „Quartiersmanagement Grunewald“ trotz Kriege, Pandemie und sich verschärfender Klimakrise auch im vierten Jahr keinen Anlass, ihre Kernforderung nach einer gerechten Vermögensverteilung anzupassen. „Es ist ein Grundproblem, was sich in vielen Kämpfen wiederfindet“, betont Geldher.
So würden Reiche von Kriegen profitieren, seien für den Großteil der CO2-Emissionen verantwortlich und hätten in der Pandemie die großzügigsten Staatshilfen erhalten. „Solange es keine radikale Umverteilung von oben nach unten gibt, werden sich die derzeitigen Krisen weiter verschärfen“, fasst Geldher es zusammen. „Am Ende verlieren wir alle – auch die Grunewalder:innen.“
Darin, dass sie ihre radikalen Forderungen stets humorvoll und spaßbetont vorbringen, sehen die Aktivist:innen aber keinen Widerspruch. „Wir treten für das gute Leben für alle ein“, erklärt Geldher. Das solle sich auch schon in der Aktionsform widerspiegeln. Dementsprechend stießen in den vergangenen Jahren eher Sektgläser als Polizei und Demonstrant:innen zusammen. „Politik bedeutet auch, gemeinsam positive Erlebnisse zu schaffen“, sagt die Sprecherin.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Treffen in Riad
Russland und USA beschnuppern sich vorsichtig