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Darknet-Drogenhandel auf „Silk Road“Gründer muss lebenslang in Haft

Der Drahtzieher des Darknet-Marktplatzes „Silk Road“ ist zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Er soll Drogenhandel und Geldwäsche begangen haben.

„Sie sollen ihr Leben im Gefängnis verbringen“: Ross Ulbricht bei der Urteilsverkündung. Foto: ap

New York afp | Seine Kunden kauften im Internet Drogen, er wurde Millionär – nun ist der Drahtzieher des illegalen Online-Handelsplatzes Silk Road zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Vor einem Gericht in New York verhängte die Bundesrichterin Katherine Forrest gegen den 31-jährigen Ross William Ulbricht am Freitag gleich zwei Mal lebenslänglich. Ulbricht war im Februar unter anderem wegen Drogenhandels und Geldwäsche schuldig gesprochen worden.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Ulbricht unter dem Pseudonym „Dread Pirate Roberts“ den Drogenumschlagplatz im Internet betrieben hat. „Sie sollen Ihr Leben im Gefängnis verbringen“, sagte Richterin Forrest bei der Urteilsverkündung in dem voll besetzten New Yorker Gerichtssaal, in dem auch Ulbrichts Eltern saßen. „Was Sie getan haben, ist beispiellos.“

Sie verurteilte den 31-Jährigen zu zwei Mal lebenslanger Haft wegen Drogenhandels und krimineller Geschäfte. Zudem verhängte die Richterin Haftstrafen in Höhe von fünf, 15 und 20 Jahren für Computer-Hacking, den Handel mit gefälschten Dokumenten und Geldwäsche.

Die Richterin verhängte damit in allen Anklagepunkten die höchstmöglichen Strafen und stellte klar, dass Ulbricht nie wieder freikommen werde. „Was Sie mit Silk Road getan haben, war furchtbar zerstörerisch für unser soziales Gefüge“, sagte sie. Angesichts der guten Ausbildung, die Ulbricht genossen habe, seien dessen Taten umso unbegreiflicher.

„Kriminelles Multimillion-Dollar-Geschäft“

Ulbricht soll laut Anklage mit der Handelsplattform 18 Millionen Dollar (16,5 Millionen Euro) verdient haben. Auf Silk Road waren unter anderem Heroin, Kokain und LSD erhältlich. Neben Rauschgift konnten Internetnutzer dort aber auch Waffen und gefälschte Ausweise kaufen sowie Auftragsmörder anheuern. Die Ermittlungen waren knifflig, weil die Website über verschlüsselte Internetverbindungen lief und Transaktionen anonym über die Digitalwährung Bitcoin abgewickelt wurden. Im Oktober 2013 wurde Ulbricht in San Francisco festgenommen.

Die Richterin zitierte aus Online-Botschaften von Ulbricht, aus denen klar hervorgehe, dass er gewusst habe, was er tat und dass er geplant habe, sich ins Ausland abzusetzen. „Ich betreibe ein verdammtes kriminelles Multimillionen-Dollar-Geschäft“, las sie aus einer Botschaft vor. „Zutiefst bewegt“ hätten sie rund hundert Briefe, in denen Freunde und Verwandte Ulbricht als netten, intelligenten und geliebten Menschen beschrieben hätten.

Die Verteidigung hatte während des Prozesses die Mindeststrafe von 20 Jahren Haft gefordert. Rechtsanwalt Joshua Dratel hatte vergeblich versucht nachzuweisen, dass sein Mandant nicht der wahre Drathzieher von Silk Road gewesen sei. Ulbricht kann Berufung gegen das Urteil einlegen.

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2 Kommentare

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  • Irgendwie vernachlässigt dieser Artikel die politische Dimension des Projekts Silk Road. Was Herr Ulbricht mit Silk Road geschaffen hat war eine offene Form des zivilen Widerstandes gegen eine unheimlich zerstörerische und realitätsferne Drogenpolitik.

     

    Auch BKA-Terminologie wie "Rauschgift" hätte ich bei der taz nicht erwartet.

  • An den Auftragskiller kann ich mich zwar nicht erinnern, aber die Drogen die dort angeboten wurden, waren von hoher Reinheit. Das Urteil geht eindeutig zu weit.