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Die WerbepauseDarauf stehen die Girls doch

Wenn’s nicht als It-Girl klappt, probier’s mal als ITlerin bei der BVG“. Mit diesem Spruch werben die Berliner Verkehrsbetriebe BVG – kombiniert mit einem Foto von drei grinsenden jungen Frauen, teils behornbrillt. Ein Versuch, das Generationsgefühl junger Mädchen einzufangen und sie so in vermeintliche Männerberufe zu locken.

Suggeriert wird, dass It-Girl-Werdung der einzige Wunsch ist, den Mädchen zwischen 14 und 18 hätten. Als It-Girls bezeichnet die deutsche Boulevardpresse junge Frauen, die etwas haben, das man da das „gewisse Etwas“ nennt und deren Popularität auf Medienpräsenz fußt. Die haben Ausstrahlung, sind sexy – und mehr machen die leider auch nicht.

Richtig ist: Viele junge Mädchen schicken heute Duckface-Selfies über Snapchat, liken Fotos auf Facebook und haben vielleicht sogar einen Make-up-Beauty-Channel auf YouTube. Das ist Zeitvertreib, Selbstdarstellung und neue Form der sozialen Kommunikation, über die sich streiten lässt. Heißt aber noch lange nicht, dass diese jungen Frauen It-Girl-Karrieren anstreben.

Lustig will das BVG-Plakat wieder mal sein, wenn sie den angeblichen It-Girl-Traum zerplatzen lässt. Ist es aber nicht. Erstens reproduziert es das Klischee des naiven kleinen Mädchens. Zweitens macht die Werbung keine Lust, bei der BVG einzusteigen – was frau in der IT-Abteilung machen wird, erklärt die Werbung nämlich nicht. Und drittens macht es die gelungenen Anstrengungen gegen Arbeitsmarktsegregation der Geschlechter lächerlich. Nett gemeint, aber, liebe BVG: noch mal kurz nachdenken hilft!

Katharina Lipowsky

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