Dammbruch in Sambia: Doch mehr Arsen und Zyanid im Flusswasser
Bei einem Minenunfall im Februar gelangen Millionen Tonnen giftigen Schlamms in die Umwelt. Hat die chinesische Bergbaufirma das Ausmaß vertuscht?

Drizit erklärte, es habe Sino-Metals vorläufige Berichte vorgelegt, „die auf das Ausmaß der Verschmutzung hinweisen“. Das Unternehmen, eine Tochterfirma der staatlichen China Nonferrous Metal Mining Group, habe den Vertrag einen Tag vor Fälligkeit des Abschlussberichts gekündigt. Sino-Metals sagte, es habe Vertragsverletzungen gegeben.
Der Unfall ereignete sich am 18. Februar in einem Bergwerk in der Nähe von Kitwe, der zweitgrößten Stadt Sambias, wo rund 700.000 Menschen leben. Teile eines Dammes, der die Abfälle einer Kupfermine von Sino-Metals zurückhalten sollte, brachen. Giftige Abfälle mit Zyanid und Arsen gelangten in den Fluss Kafue. Noch 100 Kilometer flussabwärts starben Fische.
Mehr als die Hälfte der 21 Millionen Einwohner Sambias sind auf den Kafue als Quelle für Trinkwasser oder zur Bewässerung ihrer Felder angewiesen. Laut der sambischen Regierung zerstörte die Vergiftung Ernten und verseuchte das Grundwasser. Die Wasserversorgung von Kitwe war vorübergehend unterbrochen.
Neutralisierung mit Kalk
Die sambische Regierung ließ Hunderte Tonnen Kalk von Flugzeugen und Schnellbooten aus in den Fluss werfen, um die sauren Grubenabfälle im Wasser zu neutralisieren. Später erklärte die Regierung, die Situation sei unter Kontrolle, die Wasserqualität normalisiere sich und es bestehe kein Grund zur Sorge.
Doch im August teilte die US-Botschaft in Sambia mit, sie habe das gesamte US-Personal aus dem Gebiet in der Nähe der Mine abgezogen, weil neue Informationen vorlägen, die auf „gefährliche und krebserregende Substanzen“ in der Umwelt hinwiesen. Sino-Metals Leach Zambia entschuldigte sich und erklärte sich bereit, bei den Säuberungsaktionen zu helfen.
Mitarbeitende der Umweltsanierungsfirma Drizit entnahmen während der gesamten Zeit mehr als 3.500 Proben. Dabei entdeckten sie gefährliche Konzentrationen von Zyanid, Arsen, Kupfer, Zink, Blei, Chrom, Kadmium und anderen Schadstoffen, „die erhebliche langfristige Gesundheitsrisiken darstellen, einschließlich Organschäden, Geburtsfehlern und Krebs“.
900.000 Kubikmeter Gift
Dem Bericht zufolge befinden sich noch 900.000 Kubikmeter giftiger Substanzen in der Umwelt. Um sicherzustellen, dass die Menschen nicht über Jahrzehnte gefährdet sind, seien mehr Sanierungsschritte nötig. Der vollständige Bericht von Drizit ist noch nicht öffentlich. Sino-Metals teilte mit, die sambische Regierung suche nach einem neuen Unternehmen, das eine neue Untersuchung durchführen solle.
Sambia gehört zu den zehn größten Kupferproduzenten der Welt. Die Regierung will die Jahresproduktion bis 2031 auf drei Millionen Tonnen steigern. Chinesische Investitionen spielen eine Schlüsselrolle, denn China ist wiederum einer der weltweit wichtigsten Kupferimporteure.
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