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Daily Dope (620)Betrugsprozess gegen Radsportler

Stefan Schumacher hat gedopt. Ob er seinen Arbeitgeber dadurch geschädigt hat, wird nun vor Gericht geklärt.

Stefan Schumacher vor Gericht. Bild: dpa

BERLIN taz |Stefan Schumacher hat betrogen. Das hat der Radprofi mittlerweile zugegeben. Er hat gedopt. Die positiven Tests nach der Tour de France und den Olympischen Spielen 2008 zweifelt er nicht mehr an. Strafbar ist Doping nicht in Deutschland. Der Betrug am Zuschauer, an den Konkurrenten ist in Deutschland kein Straftatbestand.

Dennoch muss sich Schumacher seit gestern vor dem Landgericht Stuttgart verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Betrug an seinem Arbeitgeber, dem ehemaligen Team Gerolsteiner, vor. Diesem gegenüber hatte Schumacher versichert, nicht zu dopen. Das war Vertragsbestandteil. Es geht um 150.000 Euro, die sich der Radler erschlichen haben soll.

Schumachers Verteidigungsstartegie steht. Sie sieht vor, den ehemaligen Teamchef von Gerolsteiner, Hans-Michael Holczer, der Mitwisserschaft zu überführen. „Es hat eine Form der Kommunikation gegeben, wo man wusste, was da gespielt wird“, sagte Schumacher am ersten Verhandlungstag am Mittwoch. Demnach gäbe es gar keinen Betrogenen. Holczer bestreitet bislang jede Mitwisserschaft.

Ein anderer Blutdoper aus seinem ehemaligen Team, der Österreicher Bernhard Kohl, wurde von Schumachers Verteidigung als Zeuge geladen und wird wohl Schumachers These stützen. Holczer wird in der kommenden Woche aussagen. Glaubt ihm das Gericht, könnte zum ersten Mal ein dopender Sportler in Deutschland von einem ordentlichen Gericht verurteilt werden.

Das könnte in Zukunft öfter geschehen – ohne Umweg wie im aktuellen Fall Schumacher. Am 3. Mai will die grün-rote Landesregierung von Baden-Württemberg einen Gesetzentwurf in den Bundesrat einbringen, mit dem ein neuer Straftatbestand, der des Dopingbetrugs, in die deutsche Gesetzgebung eingeführt werden soll.

Daily Dope ist die fast tägliche taz-Rubrik zum Thema verboten Leistungssteigerung im Sport. Und hier geht es zum umfangreichen Daily-Dope-Archiv.

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2 Kommentare

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  • M
    Martin

    Albern

     

    Im Profisport wird gedopt, jeder weiß es und alle, die oben mitspielen wollen, machen mit.

    Die Frage, die sich jetzt in diesem Prozess stellt ist doch nur, soll der einzelne Sportler als Alleinschuldiger gebrandmarkt werden, damit die große Show (relativ) ungestört weitergehen kann oder sollen auch die Strippenzieher in die Verantwortung gezogen werden?

    Dass sich am System nichts ändern wird, sondern maximal vorsichtiger und an den Tests vorbeigedopt werden wird, ist sowieso klar.

    Antidopingkampf ist wie Überwachungskameras an öffentlichen Plätzen, ab und an lässt sich mal ein Idiot hinterher verurteilen, verhindert wird kein Verbrechen und die cleveren machen es es abseits der Überwachung.

  • JU
    Jan Ulrike

    Daß es im Sport überhaupt Arbeit"geber" gibt - wobei das ja eh Arbeitnehmer heissen müßte, schliesslich sind die Bonzen die Blutsauger und nicht die Malocher - ist die Ursache für Doping und der eigentliche Skandal; daß Profis auch noch bei Olympia fahren dürfen ebenso. Dabei liegt bei Olympia das eigentliche Problem, ist es doch eine philhellene Verwirrung genauso wie "Demokratie", denn bei Olympia war im Altertum Doping erlaubt, auch ohne Bonze.