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Dänischer PolitkrimiEgal, nennt es halt Demokratie

Die neue Arte-Serie "Gefährliche Seilschaften" zeichnet ein düsteres Bild über das Zusammenspiel von Politik und Medien. Und sie macht beim Zuschauen sehr viel Spaß.

Die dänische Politikerin Brigitte Nyborg Christensen (Sidse Babett Knudsen) weiß, wie das Spiel mit der Presse funktioniert. Bild: Arte

Dass die Macher der neuen Arte-Serie "Gefährliche Seilschaften" mit einer gewissen Ambition zu Werke gegangen sind, wird dem Zuschauer gleich zu Anfang klar gemacht. Hat man sich in Erwartung sanfter Serienberieselung schon auf das Sofa gelümmelt, beugt man sich nun erst mal gen Fernsehgerät – und entziffert Machiavelli: "Ein Fürst darf keinen anderen Gegenstand oder Gedanken haben, außer dem Krieg und die Ordnung und die Disziplin desselben"

Das absolute, rücksichtslose Streben nach der Macht – das ist das Thema der dänischen Serie, die ersten beiden Episoden sendet Arte am Donnerstag als Doppelfolge ab 20.15 Uhr. In der ersten Folge herrscht Wahlkampf in Dänemark und die Stimmung, die in den Anfangssequenzen vermittelt wird, würde jedem handelsüblichen US-Agententhriller Genüge tun.

Ein langer, dunkler Korridor, ein Mann im schwarzen Anzug spricht rätselhaftes in sein Handy, die Musik perlt und puckert ungut im Hintergrund. Dazu schnelle, harte Schnitte – nur ein paar Minuten brauchen die vier Regisseure Rumle Hammerich, Sorgen Kragh-Jacobsen, Mikkel Norgaard und Annette K. Olefsen, dann sind die wichtigsten Protagonisten vorgestellt und die Handlung läuft.

Offenbar hat man hier einfach mal ausgeblendet, dass noch neun weitere Episoden folgen und so getan, als hätte man nicht mehr als eine Stunde Zeit, die ganze Geschichte zu erzählen. Eine kluge Entscheidung, das Tempo macht Spaß. Überhaupt hat Arte da erfreulich gute Unterhaltung eingekauft – zwar fällt der Blick hinter die Kulissen des Polit- und Mediengeschäfts nicht gerade überraschend neu aus, aber wie das Zusammenspiel von korrupter Machtarroganz, Desillusioniertheit und Zynismus auf beiden Seiten bloßgestellt wird, ist schön erzählt.

Ein kleiner Kreis entscheidet

"Und Fragen nur zu den Asylbewerbern stellen, verstanden?", weist der Anwärter auf den Premiersessel Michael Laugesen (herrlich unsympathisch: Peter Mygind) einen Journalisten an. Klar, nickt der eilfertig. Als die junge Journalistin Katrine Fønsmark (Birgitte Hjort-Sørensen) sich während eines Live-Interviews mit Laugesens Kontrahentin Birgitte Nyborg Christensen (Sidse Babett Knudsen) nicht an die abgemachten Fragen hält, lässt Christensen Medienberater Kasper Juul (Pilou Asbaek) das Telefon beim Chefredakteur klingeln: "Du wirst nicht mehr von Katrine Fønsmark interviewt", bekommt Christensen von Juul versichert.

Auch auf die seriöse Journalistin fällt schnell ein Schatten: mit dem Berater des amtierenden Premiers (alters- wie amtsmüde: Søren Spanning) hat sie ein Verhältnis, Kasper Juul ist ihr Ex. "Demokratie, die existiert doch gar nicht", sagt Laugesen irgendwann zu Juul. "Da ist ein kleiner Kreis von Menschen, der entscheidet was gemacht wird. Solange ich diesem Kreis angehöre, dürfen sie es gerne Demokratie oder sonst wie nennen."

Die Protagonisten sind hier alle ihre eigenen Schachfiguren in einem großen Strategiepoker, ihr Einsatz sind sie selbst. Einzig hätte man sich diese Figuren teils etwas weniger klischeehaft überzeichnet gewünscht. Insbesondere Politikerin Christensen hat wortwörtlich ein bisschen zu viel des Guten abbekommen: Grundsympathisch hat sie nie etwas anzuziehen, dafür aber ein bisschen zu viel auf den Hüften, und zu Hause wartet der treusorgende Ehemann, der zugunsten ihrer Karriere auf seine verzichtet und dafür zwei wohlgeratene Kinder betreut – ein bisschen viel der Harmonie mit Zuckerguss.

Dass Christensen am Ende der ersten Folge dann auch noch gewählt wird, weil Laugesen, anfangs noch ihr Verbündeter im Wahlkampf, sein Programm urplötzlich ändert, sie aber idealistisch und ehrlich bei ihrer Linie bliebt: moralisch einwandfrei, quasi Macchiavellis Antithese. Leider ist der hoch erhobene Zeigefinger hier aber ebenfalls kaum zu übersehen.

"Gefährliche Seilschaften", Arte, Donnerstag, 20.15 Uhr

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