DDR-Bürgerrechtlerin zu Überwachung: Wie die Stasi
Die Bürgerrechtlerin Ulrike Poppe erinnert die digitalisierte Welt an die Überwachungsmethoden in der DDR. Sie gefährde die „Autonomie des Menschen“.
FRANKFURT epd | Die DDR-Bürgerrechtlerin Ulrike Poppe fühlt sich in der digitalisierten Welt an die Stasi-Zeit erinnert. Privatsphäre und Selbstbestimmung gingen immer mehr verloren, sagte Poppe dem evangelischen Monatsmagazin Chrismon. Für das Land Brandenburg arbeitet sie die Folgen der kommunistischen Diktatur auf. „Die digitalisierte Welt gefährdet die Autonomie des Menschen“, kritisierte die 61-Jährige.
Durch das Internet würden Entscheidungen über die Köpfe der Menschen hinweg getroffen. „Nur weil ich in der falschen Straße wohne, im falschen Lokal esse, wird mir die Kreditwürdigkeit abgesprochen - ohne dass ich es nachvollziehen und darauf Einfluss nehmen kann“, sagte Poppe. Das erinnere sie „in der Tat an die Diktatur in der DDR“.
Die Potsdamerin Schriftstellerin Julia Schoch (40) befürchtet zudem, dass die meisten Menschen die Privatsphäre gar nicht mehr schützen wollen. Sie seien durch Internet und GPS „an dieser Art von Überwachung und Ausbeutung letztlich selbst beteiligt“. In der DDR sei es immer eindeutig gewesen, wogegen man sich auflehnen wollte. Heute könne man nicht mehr sagen „die da oben und wir da unten, die armen Geknechteten“. Die neue Überwachung gehe von ganz anderen Prinzipien aus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Schäden durch Böller
Versicherer rechnen mit 1.000 Pkw-Bränden zum Jahreswechsel
Ende der scheinheiligen Zeit
Hilfe, es weihnachtete zu sehr
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten