Coronavirus in Berlin: Die Theater machen dicht
Auf Vorgabe des Kultursenators werden alle geplanten Aufführungen in den großen Theater- und Opernhäusern abgesagt – vorerst bis Mitte April.
Für Veranstaltungen in kleineren Häusern und Sälen bis zu 500 Zuhörern liege die Risikobewertung zunächst bei den jeweiligen Einrichtungen, die sich an den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts orientieren sollten, teilte die Senatsverwaltung für Kultur mit. Wer akut erkrankt sei oder zu einer Risikogruppe gehöre, sollte auf den Besuch von Veranstaltungen ohnehin ganz verzichten.
Lederer sagte, er hoffe, dass bei den Beratungen auf Bundesebene zum Umgang mit den Folgen der Coronavirus-Ausbreitung auch die finanziellen Folgen für die Kulturinstitutionen berücksichtigt werden. „Sie mit den finanziellen Folgen der Einschränkungen alleinzulassen, wäre unverantwortlich.“
Vor allem die Folgen für die großen Häuser wie die Philharmonie mit 2.250 Sitzen oder die Deutsche Oper für rund 1.900 Zuhörer könnte beträchtlich sein. Betroffen sind unter anderem auch die Komische Oper mit knapp 1.200 Plätzen, aber auch das Deutsche Theater mit 600 Sitzen und die Staatsoper Unter den Linden mit 1.300 Plätzen. „Für uns ist die Entscheidung bedauerlich, aber nachvollziehbar“, sagte die Sprecherin der Deutschen Oper Berlin, Kirsten Hehmeyer. Man müsse nun darüber nachdenken, wie man etwa Karten erstatte.
Auch die Volksbühne ist betroffen
Auf der Webseite der Volksbühne war zu lesen, dass lediglich alle Veranstaltungen bis 1. April abgesagt seien. „Detaillierte Informationen zu den Erstattungsmodalitäten von bereits gekauften Karten erfahren Sie morgen [Mittwoch, d. R.] auf der Website“, heißt es dort.
Vor Bekanntgabe der Absagen forderte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) bundeseinheitliche Regelungen für den Umgang mit Großveranstaltungen. „Wir können da keinen Flickenteppich haben“, sagte der SPD-Politiker. „Bei der Ministerpräsidentenkonferenz am Donnerstag muss es möglichst zu einer bundesweiten Verabredung kommen, wie wir damit umgehen.“
Nötig seien einheitliche Kriterien, ob eine Messe, ein Kongress oder eine Sportveranstaltung abgesagt werden müsse oder – gegebenenfalls unter Auflagen – stattfinden könne, so Müller. Ähnlich hatte sich am Montag auch Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) geäußert.
Mehrere Bundesländer, darunter das besonders von Sars-CoV-2 betroffene Nordrhein-Westfalen, hatten am Dienstag angekündigt, dass Großveranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern abgesagt werden sollen – oder etwa im Fall von Fußballspielen ohne Zuschauer stattfinden. Eine generelle Schließung von Schulen und Kitas war zunächst in keinem Bundesland vorgesehen.
„Es bleibt dabei, Großveranstaltungen kritisch zu hinterfragen“, sagte Müller. Aber nicht jede Veranstaltung sei im Hinblick auf Ansteckungsrisiken gleich. Auch die Zahl von 1.000 Teilnehmern, ab der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) eine Absage empfohlen hat, sei aus seiner Sicht eher als „Richtgröße“ zu verstehen, so Müller.
Michael Müller, SPD
Es mache auch keinen Sinn, pauschal Schulschließungen anzuordnen und die Kinder zur Betreuung zu ihren Großeltern zu schicken. Genau diese – ältere Menschen ab etwa 60 Jahren – hätten nach Einschätzung der Experten ein erhöhtes Risiko, an Covid-19 zu erkranken.
Wie die Senatsverwaltung für Gesundheit mitteilte, werden bisher vier Menschen im Krankenhaus behandelt, 54 seien zu Hause isoliert. Inwieweit die Angebote der neuen Testzentren an mehreren Kliniken zum Anstieg der Zahlen beitragen, wurde bisher nicht mitgeteilt. Laut Behörden gehen größere Zahlen von Übertragungen wohl auf einen Abend in einem Club sowie auf eine Geburtstagsfeier zurück.
Müller kündigte an, dass der Senat 25 Millionen Euro zusätzlich für die Nachbeschaffung von Materialien wie Atemschutzmasken und Schutzkleidung für die Kliniken zur Verfügung stelle. Charité und Vivantes seien bisher gut aufgestellt. „Gleichwohl muss nachgesteuert werden.“ Kalayci hatte am Vortag im Gesundheitsausschuss angekündigt, dass Berlin in die Beschaffung dieser Materialien einsteige – aber auch betont, dass unklar sei, in welcher Größenordnung etwa Schutzmasken überhaupt noch verfügbar seien.
Der Senat ließ sich auf seiner Sitzung von Experten über die aktuelle Lage informieren. „Alle haben heute betont, dass es keinen Grund zur Panik gibt, aber auf der anderen Seite auch keinen Grund zur Sorglosigkeit“, sagte Müller. Jeder Einzelne müsse verantwortungsvoll mit der Situation umgehen, also etwa auch entscheiden, ob er zu bestimmten Veranstaltungen gehe oder eben nicht.
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