Coronaverschärfungen in Italien: Strenger Lockdown in Italien
Es gilt ein Reiseverbot zwischen Regionen und bald eine Ausgangssperre, außer bei triftigem Grund. Weihnachten und Silvester bleibt die Ampel rot.
Schon an diesem Montag greift ein Reiseverbot zwischen den Regionen, das bis zum 6. Januar gilt. Nur die Rückkehr zum heimischen Wohnsitz ist dann noch gestattet. So wurde der Sonntag zum letzten Tag, an dem Tausende vor allem vom Norden in den Süden, von Mailand oder Turin in Richtung Neapel, Palermo oder Bari aufbrachen. Auf etwa eine Million wird die Zahl derer geschätzt, die sich jetzt zur Weihnachtsreise aufmachten – eine Zahl, die hoch klingt, allerdings deutlich niedriger liegt als in den Vorjahren.
Richtig hart aber kommt es in den Tagen vom 24. Dezember bis zum 6. Januar. Dann geht auch vor Ort, in den Städten und Dörfern, so gut wie nichts mehr. Gelb, Orange, Rot: die im November für die Regionen je nach Infektionsgeschehen eingeführte Corona-Ampel wird jetzt je nach Tag im ganzen Land umgeschaltet.
So ist der 23. Dezember der letzte „gelbe“ Tag: An ihm dürfen die Menschen sich noch in den Innenstädten mit Geschenken eindecken, in den Bars einen Espresso oder im Restaurant einen Teller Pasta genießen, wenigstens bis zur allgemeinen Sperrstunde für die Gastronomie um 18 Uhr.
Weihnachten und Silvester: Ampel springt auf rot
Von Heiligabend bis zum 27. Dezember, dann wieder von Silvester bis zum 3. Januar und am 5. und 6. Januar dagegen springt die Ampel auf Rot. In ganz Italien gilt dann der harte Lockdown. Alle Bars und Restaurants ebenso wie alle Geschäfte, die nicht lebensnotwendigen Bedarf verkaufen, müssen schließen. Und vor die Tür dürfen die Bürger*innen nur noch aus triftigen Gründen, die per schriftlicher Selbstbescheinigung darzulegen sind. Zu den Gründen zählen auch die Joggingrunde oder der Spaziergang, der jedoch allein zu absolvieren ist. Gestattet ist auch pro Tag ein Besuch bei einem Verwandten oder einer Freundin.
Klar und eindeutig sind dabei Obergrenzen fixiert. Maximal zwei Personen dürfen zu Besuch kommen, Kinder bis 14 nicht mitgezählt. Das heißt also auch am Weihnachtstag, dass die Oma nur zwei ihrer Kinder oder Enkel*innen zum Festschmaus empfangen darf. Dies gilt aber auch nur, wenn die Lieben in der gleichen Gemeinde wohnen. Denn zugleich greift ein Mobilitätsverbot über die Grenzen der Kommunen hinweg.
In den drei Tagen vom 28. bis zum 30. Dezember öffnen zwar alle Geschäfte wieder, die Gastronomie jedoch bleibt zu, und auch das Verbot von Fahrten in andere Kommunen bleibt in Kraft; Ausnahmen gelten nur für Menschen, die in Dörfern mit weniger als 5.000 Einwohner*innen leben: Ihnen wird ein Radius von 30 Kilometern zugestanden.
Zu Silvester ist jedoch wieder „Rot“ angesagt. Die Korken knallen zu Hause ohne Gäste, denn schon seit November ist nach 22 Uhr eine allgemeine Ausgangssperre verhängt, die bis 5 Uhr früh dauert und für Neujahr sogar extra bis 7 Uhr verlängert wird.
70.000 Coronatote, Spitzenplatz in Europa
Die Regierung unter Ministerpräsident Giuseppe Conte griff zu diesen drastischen Beschlüssen, um eine dritte Infektionswelle im Januar zu verhindern. Schon seit dem frühen November galten je nach Pandemiegeschehen einschneidende Einschränkungen. So herrschte bis vor wenigen Tagen in den am härtesten betroffenen Regionen wie der Lombardei oder Kampanien der Lockdown.
Doch die Resultate waren nicht wie erhofft. Zwar konnten die täglichen Zahlen der Neuinfektionen – etwa 40.000 Mitte November – gesenkt werden. Doch immer noch liegen sie knapp unter 20.000. Und bei der Zahl der Coronatoten hat Italien mit fast 70.000 den traurigen europäischen Spitzenplatz erobert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Das Weihnachten danach
Die Wahrheit
Glückliches Jahr