Coronamythen und Fakten (7): „Impfstoff ändert Erbgut“
Nein: Das Biontech-Vakzin enthält RNA, die eine Antikörper-Produktion auslöst, aber nicht die DNA verändert.
Ein rein gentechnisch hergestellter Wirkstoff, der eine Erbgutsequenz in menschliche Körperzellen einschleust – für alle, die Gentechnik ablehnen, klingt das wie Frankensteins Horrormedizin. Tatsächlich sind die Mechanismen hinter dem Biontech-Impfstoff weniger dramatisch, als sie klingen. Ja, er arbeitet mit den Mechanismen, mit denen unsere Zellen Eiweißstoffe aufbauen. Doch die Substanz greift nicht in das vorhandene Erbgut ein.
Genetische Informationen liegen in allen Lebewesen in zwei Formen vor: als DNA und als RNA. Die DNA ist ein eher robuster Molekülstrang, auf dem der genetische Bauplan des Organismus gespeichert ist. Diese Originalinformationen lagern gut geschützt im Zellkern. Sie werden normalerweise nur ausgelesen, nicht verändert – in Computersprache würde man sagen: Sie sind schreibgeschützt.
Der Unterschied zwischen DNA und RNA
Um etwas mit der DNA anfangen zu können, kommt die RNA ins Spiel. Sie ist eine Arbeitskopie der DNA, die außerhalb des Zellkerns etwas bewirkt. Im Zusammenspiel zwischen Zellkern und Zelle kommt hier besonders häufig Boten-RNA (oder mRNA) zum Einsatz. Es handelt sich dabei um ausgewählte Schnipsel von Erbinformation, die aus der DNA herauskopiert werden. Mittels dieser mRNA werden dann in den Zellen die darin beschriebenen Moleküle hergestellt.
Es ist eine absurde Situation: Die Corona-Infektionen und -Todesfälle in Deutschland steigen auf immer neue Höchststände. Doch ob bei Demonstrationen oder im Internet: Weiterhin werden wissenschaftliche Fakten angezweifelt oder komplett bestritten.
Die taz hat sich darum die wichtigsten Behauptungen der Corona-Skeptiker und -Leugner noch einmal vorgenommen und erklärt in diesem Dossier knapp und verständlich, warum diese nicht überzeugend sind. Wir wollen damit allen, die selbst Zweifel haben, Fakten präsentieren, die helfen, diese zu zerstreuen.
Alle Texte gesammelt finden Sie unter taz.de/coronamythen.
Das Dossier kann man sich
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Diesen Mechanismus nutzen die Firmen Curevac, Moderna und Biontech für Impfstoffe und Heilmittel. In den 90er Jahren hat eine Forscherin entdeckt, dass sich mRNA mit einer Reihe von Tricks von außen in die Zelle einschleusen lässt, wenn sie mit einer Hülle aus speziellen Fettmolekülen umgeben ist. Die Zellmaschine liest sie aus und stellt eine Weile lang eifrig die darin kodierten Moleküle her. Die mRNA existiert dabei nur wenige Stunden oder allenfalls Tage, dann zerfällt sie.
Grundsätzlich lassen sich damit alle Sorten von Molekülen herstellen. Eine maßgeschneiderte Impfung gegen Tumore war bei Biontech die ursprüngliche Anwendungsabsicht. Jetzt beschreibt die mRNA eben ein Stück des auffälligen Stachels auf der Oberfläche von Sars-CoV-2. Entscheidend ist nun: Die DNA im Zellkern wird von dem Vorgang nicht berührt, das Erbgut des Körpers also nicht verändert.
Das alles bedeutet nicht, dass der Impfstoff völlig ohne Risiken ist. Die Technik ist vergleichsweise neu und hatte bisher keine Anwendung im Massenmarkt. Es könnte versteckte Nebenwirkungen geben, die erst lange nach der Injektion auftreten. Die weltweite Forschergemeinde hält das – zumindest in der Theorie – jedoch wegen der Kurzlebigkeit der mRNA für ausgeschlossen.
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