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Corona und UnterrichtPlan B für die Schulen

Anna Lehmann
Kommentar von Anna Lehmann

Der Sommer muss für Konzepte nach den Schulferien genutzt werden. In der Debatte über Freiheiten für Geimpfte werden Kinder völlig ausgeblendet.

Um erneutes Homeschooling zu vermeiden, braucht es endlich Konzepte Foto: Ulrich Perrey/dpa

E s fühlt sich an wie ein Déjà-vu: Der Sommer ist lauschig, die bundesweite Inzidenz niedrig und Schü­le­r:in­nen und Leh­re­r:in­nen genießen die Sommerferien. Folgt wie im vergangenen Jahr die böse Pointe? Im September zunächst volle Klassenzimmer und ab Dezember Geisterschulen und monatelanger Fernunterricht? Es gibt leider beunruhigende Anzeichen, dass es so kommen könnte. Die Inzidenz steigt langsam, aber stetig, bei sinkendem Impftempo. Und die Bil­dungs­mi­nis­te­r:in­nen haben keinen Plan B für den Fall einer vierten Welle, sondern setzen wie 2020 auf das Prinzip Hoffnung: „Wird schon nicht so schlimm.“

Dabei müssten sie sich dringend Gedanken machen. Luftfilter in allen Räumen wären eine Maßnahme. Das dauert allerdings, wenn diese, wie gefordert, fachmännisch aufgestellt werden sollen. Noch wichtiger wäre es, heute schon Entlastung zu organisieren. Etwa zusätzliches Personal anzuwerben, damit die zum größten Teil wohl ungeimpften Schü­le­r:in­nen nach ihrer Rückkehr aus den jeweiligen Hochrisikoferiengebieten nicht wieder dicht an dicht sitzen müssen.

Warum nicht die Künst­le­r:in­nen und Veranstalter:innen, die jetzt in Testcentern und Impfzentren jobben, tariflich entlohnt an die Schulen holen? Kulturelle Bildung wurde während der vergangenen Lockdownmonate ohnehin fast komplett ignoriert. Zur Entlastung würde auch gehören, die Lehrpläne und Leistungsvorgaben kritisch zu durchforsten. Auf viele Klassenarbeiten und Tests in Präsenz kann man verzichten und die Schü­le­r:in­nen stattdessen lieber in Kleingruppen an Projekten arbeiten lassen.

Doch die wichtigste Bedingung für geöffnete Schulen bleiben niedrige Infektionszahlen. In die etwas stotternde Impfkampagne muss wieder Schwung kommen. Trotz der Zurückhaltung der Stiko gegenüber Impfungen für Minderjährige, die sich auf mangelnde Daten beruft, sollten auch Jugendliche ein Impfangebot erhalten, am besten in ihren Schulen.

Ohnehin werden Kinder und Jugendliche in der Debatte über Freiheiten für Geimpfte gerade völlig ausgeblendet. Wer diese führt, muss auch sicherstellen, dass alle, und zwar unabhängig vom Alter, einen Schlüssel zur Freiheit, sprich einen Impfnachweis, erhalten können.

Doch wie Israel und Großbritannien zeigen, schützt auch eine hohe Impfquote nicht vor steigenden Inzidenzen, wenn Abstandsregeln und Maskenpflicht plötzlich nicht mehr gelten. Diese Vorsichtsmaßnahmen müssen weiter sein – im Interesse der Ungeimpften, aus Solidarität mit den Jungen!

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Anna Lehmann
Leiterin Parlamentsbüro
Schwerpunkte SPD und Kanzleramt sowie Innenpolitik und Bildung. Leitete bis Februar 2022 gemeinschaftlich das Inlandsressort der taz und kümmerte sich um die Linkspartei. "Zur Elite bitte hier entlang: Kaderschmieden und Eliteschulen von heute" erschien 2016.
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2 Kommentare

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  • > Ohnehin werden Kinder und Jugendliche in der Debatte über Freiheiten für Geimpfte gerade völlig ausgeblendet. Wer diese führt, muss auch sicherstellen, dass alle, und zwar unabhängig vom Alter, einen Schlüssel zur Freiheit, sprich einen Impfnachweis, erhalten können.

    Na ja, man könnte den Kindern ja einfach einen Chip implant...



    äh, ich meine natürlich, man könnte ihnen ja auch ein Smartphone geben für die Coronawarnapp und so weiter. Dann können sie sich schon mal an lückenlose Überwachungs per GPS und so gewöhnen. Also, kurz gesagt, externe Chips statt Implantate.

    • @jox:

      Ich meine immer noch, dass diese digitalen Impfzertifikate der datenschutzrechtliche Super-GAU sind.

      Und zwar nicht nur, weil damit irgendwelche Leute einfach zusätzlich nötige Daten wie die Adresse einsammeln können (ohne die kann man das Zertifikat in der heutigen Form nicht validieren), sondern auch weil dies auf irreversible Weise offen legt ob jemand mal Corona-Infiziert war.

      Und das impliziert, dass er mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit (etwa 10%? ) auch Long Covid hat, oder sich vielleicht andere Spätfolgen die sich noch heraus stellen.

      Will man das? Mal ganz plastisch, wer/welche würde analog eine Datenbank wollen, wo ihre jetzigen und zukünftigen Arbeitgeber checken können, ob sie mal ne Gürtelrose hatten, Menstruationsbeschwerden, oder gelegentlich Migräne? Das ist doch Irrsinn.