Corona in USA: Kalifornien wieder dicht
Täglich 8.000 gemeldete Corona-Fälle: Der US-Bundesstaat Kalifornien kehrt nach einem massiven Anstieg von Infektionen zu Schließungen zurück.
Newsom reagiert damit auf zwei Wochen ständig steigender Infektionszahlen mit rund 8.000 gemeldeten Neuinfektionen pro Tag. Kalifornien hatte am 12. Juni die meisten der zuvor geltenden Beschränkungen aufgehoben.
Landesweit meldeten die USA am Montag einen Anstieg um 65.000 Fälle – es war der sechste Tag in Folge mit mehr als 60.000 gemeldeten Neuinfektionen.
Unterdessen zeigte sich zwar Präsident Donald Trump am Wochenende erstmals mit Maske in der Öffentlichkeit. Aber aus dem Weißen Haus kam vor allem eine Schmutzkampagne gegen den virologischen Chefberater der Regierung Antony Fauci. Anonyme Kreise aus dem Weißen Haus ließen eine Liste mit Faucis „größten Fehleinschätzungen“ kursieren.
Öffentlich korrigiert
In den vergangenen Monaten hatte Fauci immer wieder – ohne Trump direkt zu kritisieren – Äußerungen und Einschätzungen des Präsidenten öffentlich korrigiert, auch in zeitweise täglich abgehaltenen gemeinsamen Pressekonferenzen. Seit Anfang Juni aber war Fauci nicht mehr im Weißen Haus gewesen und hatte kein Gespräch mehr mit Trump geführt. Erst am Montag, einen Tag nach der Smear-Liste gegen ihn, besuchte er Trump wieder.
Während in den Umfragen über 70 Prozent der US-Amerikaner*innen angeben, Fauci in seinen Einschätzungen der Coronapandemie zu vertrauen, sagen das über Trump lediglich 26 Prozent der Befragten. Auch insgesamt gehen Trumps Umfragewerte derzeit stetig weiter in den Keller. Lagen Zustimmung und Ablehnung noch Ende März fast gleichauf, sind derzeit 56,6 Prozent der Befragten mit seiner Amtsführung unzufrieden, nur 41,1 Prozent sind einverstanden.
Neueste Zahlen dürften dem Präsidenten dabei wenig helfen: Geschätzte 5,4 Millionen Arbeitnehmer*innen haben in der Coronakrise zwischen Februar und Mai mit dem Verlust des Jobs auch ihre Krankenversicherung verloren. Das seien fast 40 Prozent mehr als die bisherige Rekordzahl von 3,9 Millionen unversicherter Erwachsener in den Finanzkrisenjahren 2008 und 2009, wie aus einer Studie der nichtstaatlichen Organisation Families U.S.A. am Montagabend (Ortszeit) hervorging.
Das sei „der schlimmste wirtschaftliche Abschwung seit dem Zweiten Weltkrieg“, sagte Stan Dorn, der Leiter der Studie. Er forderte die Politik auf, diese Lücke beim Versicherungsschutz im nächsten Gesetz zu Coronahilfen zu berücksichtigen und Maßnahmen für einen umfassenden Gesundheitsschutz mit einzubeziehen.
Verantwortung delegiert
Damit ist allerdings nicht zu rechnen. Trump hat die Verantwortung für das Krisenmanagement schon seit Monaten in die Hände der Bundesstaaten und ihrer Gouverneure gelegt – während er sich darauf beschränkt, gelegentliche Großveranstaltungen abzuhalten und auf eine schnellere Öffnung der Wirtschaft zu drängen.
Genau die aber hat den jüngsten Anstieg der Zahlen ganz offensichtlich beflügelt. Denn genau seit Mitte Juni, als in den meisten Bundesstaaten Lockerungen eingeführt wurden, schnellen die Zahlen landesweit erneut in die Höhe. Allerdings hat sich der Fokus vom Nordosten in den Süden und Westen der USA verschoben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Krieg in der Ukraine
„Weihnachtsgrüße“ aus Moskau