Corona in Rumänien: Tödliche Zwangsbehandlung
Insider enthüllen skandalöse Zustande auf Intensivstationen in Rumänien. Covid-Patienten werden sediert und gefesselt.
Insbesondere Menschen mit Nebenerkrankungen – wie Diabetes – seien infolge der kontraindizierten Ruhigstellung verstorben. Die Begründung der verantwortlichen Ärzte, die internierten Personen müsse man ruhigstellen und fesseln, denn nur so hindere man sie daran, die Sauerstoffmasken und Kanülen zu entfernen, bezeichnete „Herr S“ als abwegig.
Seine Aussagen belegte er mit mehreren Fotos. Einige wurden inzwischen veröffentlicht. Wie viele Menschen gestorben sind, weil sie unsachgemäß behandelt und an die Betten gefesselt wurden, ermittelt die Staatsanwaltschaft.
In einer Stellungnahme des Kreiskrankenhauses, die das Nachrichtenportal Hotnews zitiert, heißt es, die Vorwürfe seien unbegründet. Seit Ausbruch der Coronapandemie habe man auf der Intensivstation 570 Patienten behandelt, 152 seien nach dem Abklingen der Krankheit auf andere Stationen verlegt worden. Insgesamt 397 seien verstorben. Zurzeit befänden sich 21 schwer erkrankte Covid-19-Patienten auf der Intensivstation. Die Enthüllungen des Mitarbeiters werden als „Verallgemeinerungen“ zurückgewiesen. Das Krankenhauspersonal habe seine professionellen Pflichten verantwortungsvoll erfüllt.
Sedativa verabreicht
Ähnliches berichtete in einer Talkshow des Boulevardsenders Antena3 auch der Kardiologe Benedek Imre aus Târgu-Mureş. Seinem mittlerweile an Covid-19 verstorbenen Bruder István wurden auf der Intensivstation des Kreiskrankenhauses aus Târgu-Mureş gegen seinen Willen Sedativa verabreicht. Entsprechende Filmaufnahmen, so Benedek, würden den Behörden zur Verfügung gestellt. Nach den Enthüllungen aus Sibiu tauchten auch aus anderen rumänischen Großstädten Berichte über Zwangsbehandlungen von Coronapatienten auf Intensivstationen auf.
Auf das Thema Zwangsbehandlungen angesprochen erklärten mehrerer Vertreter*innen und Leiter*innen von Krankenhäusern gegenüber dem Sender Radio Free Europe, die Verabreichung von Sedativa an Patienten, die an Beatmungsapparaten angeschlossen sind, gehöre zur „normalen Behandlungspraxis“ und sei kein Verstoß gegen bestehende Vorschriften.
Seit dem Ausbruch der Pandemie haben sich in Rumänien 845.352 Personen mit dem Covidvirus angesteckt, 774.277 haben die Infektion überstanden. 21.252 sind an oder im Zusammenhang mit Covid gestorben. In den vergangenen Tagen verzeichnete Rumänien erneut einen Anstieg der Infektionen. Laut Mediafax, wurden am Mittwoch 5.236 neue Fälle gemeldet.
Auf den Intensivstationen befinden sich derzeit 1.171 Patienten. Die Großstadt Timişoara (Temeswar) wurde unter Quarantäne gestellt, die nächtlichen Ausgangssperren wurden landesweit verschärft.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?